Flucht tut immer weh: zwei unfreiwillig aktuelle KURIER-Events

Flucht tut immer weh: zwei unfreiwillig aktuelle KURIER-Events
230 Leser sahen in der Akademie der Wissenschaften „The Class of ’38“. Berührendes auch bei der Matinee im Volkskundemuseum.
Von Uwe Mauch

Auch er hatte nicht viel Zeit, um sich von der Familie zu verabschieden und seine Sachen zu packen. Erinnert sich der Lehrer und Journalist Ramin Siawash beim Finale der Artikel-Serie Vertriebene Exzellenz gestern, Sonntag, im Volkskundemuseum Wien.

Flucht tut immer weh: zwei unfreiwillig aktuelle KURIER-Events

In vier losen Teilen hatte der KURIER zuvor über jene berichtet, die ihre Heimat für immer verlassen mussten: im Jahr 1938 Österreich, 2022 östliche Länder unweit von Europa. Nach dem zweiten Serienteil kam eine traurige Aktualität hinzu: Es begann der Krieg in der Ukraine.

Ramin Siawash hatte als Pädagoge in Kabul vor allem Frauen unterrichtet. Und er hatte als Journalist über aktuelle politische Entwicklungen in Afghanistan berichtet. „Ich konnte nicht bleiben.“

Heute ist Siawash unter anderem als Co-Kurator im Volkskundemuseum im Einsatz. Gleich nach der Podiumsdiskussion mit dem Kulturwissenschafter Alexander Martos führte der gebildete junge Mann absolut interessierte KURIER-Leser zu den Fluchtobjekten, die in die Dauerausstellung integriert sind und auch an seine eigene Flucht erinnern. Dabei erwies sich die Expertise jenes Beamten, der im Asylbescheid zig mal Nicht vertrauenswürdige Person festhielt als – sagen wir mal höflich – mehr als nur diskussionswürdig.

Flucht tut immer weh: zwei unfreiwillig aktuelle KURIER-Events

Berührt waren schon am Freitagabend auch die 230 KURIER-Leser, die nach einer pointierten Begrüßung von Professor Anton Zeilinger die Filmdoku The Class of ’38 im Festsaal der Akademie der Wissenschaften ansahen.

Vor allem die Schilderung von heute renommierten und hochbetagten Forschern, wie sie im Jahr 1938 auf dem Westbahnhof Abschied von ihren Eltern nehmen mussten, verfehlte beim Publikum nicht ihre Wirkung. Trotz Corona und eventuell sogar wegen des Kriegs in der Ukraine gab es nur ganz wenige Absagen.

Flucht tut immer weh: zwei unfreiwillig aktuelle KURIER-Events

Im Anschluss an den Film kritisierte Ljiljana Radonić, eine aufstrebende Forscherin der Akademie mit eigener Fluchtbiografie (1991, nach Kriegsbeginn in Kroatien), dass man in Österreich viel zu lange wenig beigetragen hat, um die Opfer des Holocaust, ihre Familien und auch all die vertriebenen Wissenschafter zu rehabilitieren. Auch wurde bisher zu wenig getan, um die Talente jener Flüchtlinge zu fördern, die heute um Asyl in Österreich bitten.

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Diesen Befund teilte am Sonntag auch der Kurator Alexander Martos, der nicht nur im Volkskundemuseum soziales Engagement beweist und daher dringend vor einer neuen Kategorisierung von Flüchtlingen warnt.

PS: Die Leser des KURIER sind treu und auch spendabel. Für die Aktion Familienhilfe Ukraine wollten sie knapp 1.500 Euro geben.

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