Tod nach Herz-OP: Fehler im Spital bleiben verborgen

Tod nach Herz-OP: Fehler im Spital bleiben verborgen
Keine Daten: Patienten erfahren wenig über Operateure und Abteilungen. Anzeige wegen zweiten Vorfalls in Graz.

Welcher Arzt operiert wie oft? Wer sind die Spezialisten für Eingriffe an Leber, Niere oder Herz?

Legitime Fragen, die jedoch für die Allgemeinheit ohne Antworten bleiben. Patienten haben in Österreich kaum Möglichkeit, sich darüber zu informieren, bedauert Gerald Bachinger, Sprecher der Patientenanwälte: Die Suchmaschine „Spitals-kompass“ spuckt solche detaillierten Daten nicht aus.

Das sei aber in anderen Staaten längst üblich, betont Bachinger. „Ich würde mich als Patient nicht in ein Spital legen, wenn ich weiß, dass dort eine Operation nur ein Mal im Jahr gemacht wird.“

Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein, FPÖ, fordert ebenfalls mehr Durchschaubarkeit. Patienten sollen die Frequenz gewisser Operationen sehen können, das Sichtbarmachen liege aber bei den Bundesländern als Spitalserhalter.

Keine Daten

Gleichermaßen undurchsichtig ist aber auch die Information über mögliche Kunst- und Behandlungsfehler. Transparente Daten dazu gibt es nicht, doch dies zu fordern, ginge sogar Bachinger derzeit noch zu weit. „Da müssen wir andere Hausaufgaben erledigen“, etwa Komplikationen an Abteilungen oder Infektionsraten an Abteilungen veröffentlichen.

Was bleibt, sind nur Studien aus den USA oder Deutschland, die auf österreichische Verhältnisse herunter gebrochen werden: „Behandlungsfehler sind die dritthäufigste Todesursache in westlichen Gesellschaften“, beschreibt Bachinger. Was bei der Patientenanwaltschaft lande, sei nur die „Spitze des Eisbergs“.

Drago Stelcers Tod ist so ein Fall. Der 60-Jährige starb 2016 nach einer Herztransplantation an der Grazer Klinik: Ihm wurde ein bei der Entnahme beschädigtes Spenderorgan eingesetzt: Das sei nur „mit mangelnder Fachkenntnis“ zu erklären, rügte ein Gutachter scharf.

Das ist nach einer Anzeige seiner Witwe bereits ein Rechtsfall. Die steirische Patientenanwältin Renate Skledar hat aber noch einen weiteren brisanten Fall rund um mutmaßliche Fehler im Rahmen einer Herztransplantation. Am Montag wird sie eine Sachverhaltsdarstellung einbringen. „Die Justiz soll sich das anschauen“, fordert Skledar. „Ich habe, was die Krankenanstaltengesellschaft betrifft, kein Vertrauen mehr.“

Kritik am Kritiker

Deren Vorstand, Karlheinz Tscheliessnigg, gab keine Stellungnahme mehr ab. Seitens der Kommunikationsabteilung der Spitalsholding KAGES wurde am Freitag nur noch lapidar auf ein Interview mit dem ORF verwiesen. Darin weist Tscheliessnigg alle Vorwürfe zurück: „Fehlerhaftes Verhalten ist nicht entstanden.“ Überhaupt sei der kritische Gutachter kein „Spezialist für Herztransplantationen“. Dieser derart bekrittelte Experte leitet die Herzchirurgie am LKH Salzburg und hat rund 70 Herzen transplantiert.

Patientenanwalt Bachinger fordert , dass „in Graz keine Herztransplantationen mehr gemacht werden“. Dort werden pro Jahr bloß ein bis drei solcher Eingriffe vorgenommen, in Wien und Innsbruck Dutzende. Jetzt stünde es den KAGES-Managern gut zu Gesicht, sich wenigstens einmal bei Drago Stelcers Witwe Blanka zu melden: „Es ist höchste Zeit, dass man sich offiziell entschuldigt.“ Ihr hatte die KAGES 12.000 Euro angeboten aber nur, wenn sie über die Todesumstände ihres Mannes schweigt.

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