Fall Leonie: Ein Afghane rief die Rettung
Leonie reagierte nicht mehr. Die 13-Jährige hatte Hämatome am ganzen Körper, Würgemale in der Halsgegend. Der 18-Jährige und der 16-Jährige hoben das Mädchen hoch, trugen es gemeinsam zum Grünstreifen in der Viktor-Kaplan-Straße in Wien-Donaustadt – das zeigen Videoaufzeichnungen einer nahe gelegenen Apotheke. Und dann geschah etwas, was bisher als Schutzbehauptung gewertet wurde: Einer der Männer rief die Rettung.
Erste Aussage
Der 16-jährige Ali H. hatte schon am vergangenen Freitag eine entsprechende Aussage bei der Haftrichterin getätigt – er erzählte außerdem, dass er und Leonie seit etwa einem Monat ein Paar gewesen seien. Seine Geschichte zweifelten die Eltern des Mädchens allerdings massiv an.
Doch den Anruf bei der Rettung gab es. Wer ihn getätigt hat, ist allerdings nicht ganz klar. Möglich ist, dass der 18-jährige Wohnungsmieter Ibraulhaq A. den Anruf mit dem Handy des Jüngeren gemacht haben könnte.
Und die Rettung kam in den frühen Morgenstunden des 26. Juni auch. Da war der 18-Jährige bereits weg. Der 16-Jährige allerdings hatte gewartet. Erst nach Eintreffen der Rettung verließ auch er die Gegend.
Mehr als eine Woche ist es her, dass die 13-jährige Leonie aus Tulln mehrfach unter Drogen gesetzt, vergewaltigt und danach abgelegt wurde. Die Tat hat eine breite Debatte über das Asylsystem in Österreich ausgelöst. Denn bei allen vier Tatverdächtigen handelt es sich um junge Männer aus Afghanistan. Und drei von ihnen sind vorbestraft.
Mädchen in Wohnung
Die Ermittlungen (aktuell wird wegen Vergewaltigung mit Todesfolge ermittelt) laufen noch immer auf Hochtouren. Drei Verdächtige befinden sich in Untersuchungshaft, nach einem vierten wird international gefahndet.
Und es liegen der Polizei mittlerweile auch Aussagen vor, die einen schlimmen Verdacht nähren: Es sollen öfters Mädchen in die Wohnung des 18-Jährigen gebracht worden sein – die dort möglicherweise unter Drogen gesetzt wurden. Allerdings: Betroffene konnten noch nicht ausgeforscht werden.
Auch welche Drogen Leonie verabreicht wurden, ist noch unklar. Das toxikologische Gutachten ist noch ausständig. Und auch, ob die Altersangaben der Verdächtigen stimmen, muss erst überprüft werden.
Leonies Eltern und ihr Anwalt Florian Höllwarth prüfen aktuell jedenfalls eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich; der KURIER berichtete. Zwei der Verdächtigen hatten bereits einen rechtskräftig negativen Asylbescheid erhalten und hätten sich eigentlich nicht mehr im Land aufhalten dürfen.
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