Zeuge im Millionen-Betrugsfall EXW: "Sie haben einen Idioten gesucht"

Zeuge im Millionen-Betrugsfall EXW: "Sie haben einen Idioten gesucht"
Flüchtiger aus Brasilien könnte nächste Woche vor Gericht erscheinen. Wie der Hauptangeklagte seine Zukunft sieht.

Wann wird es ein Urteil im Megaprozess rund um das Firmengeflecht EXW-Wallet geben?

Diese Frage stellten sich viele am Mittwoch, dem ersten Prozesstag im neuen Jahr. Seit Ende September 2023 läuft der Prozess am Landesgericht Klagenfurt. Den neun Angeklagten werden gewerbsmäßig schwerer Betrug, Geldwäsche, Pyramidenspiel und kriminelle Vereinigung vorgeworfen. Sie sollen rund 40.000 Opfer um 100 Millionen Euro betrogen haben.

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Von Brasilien nach Klagenfurt

Gegen einen zehnten Mann wurde ebenfalls Anklage eingebracht. Rechtskräftig ist sie noch nicht. Sein Erscheinen vor Gericht wird aber noch im Jänner erwartet. 

Und auch ein elfter Mann könnte offenbar bald in Klagenfurt auf der Anklagebank Platz nehmen. Es handelt sich um eine weitere mögliche zentrale Figur im EXW-Firmengeflecht, die im laufenden Prozess von den Hauptangeklagten bisher schwer belastet wurde. "Der hat sich aber nie für etwas interessiert, der wollte nur Geld machen", führte der Hauptangeklagte am Mittwoch noch aus.

Besagter Mann soll sich nach dem Ende von EXW nach Brasilien abgesetzt haben. Dort befindet er sich seit April letzten Jahres in Haft. Nun steht seine Auslieferung unmittelbar bevor. Dies bestätigte auch die Staatsanwältin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft Caroline Czedik-Eysenberg. Er könnte bereits nächste Woche am Donnerstag Teil der Verhandlung sein.

Aus der U-Haft entlassen, wurde hingegen der Zweitangeklagte am Dienstag, der auch Hauptbeschuldigter im Fall von Myfirstplant ist.

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Als Mastermind im EXW-Wallet-Prozess gilt weiter ein 26-jähriger Klagenfurter, der überraschend im Dezember ein vollumfängliches Geständnis abgelegt hatte, bei dem er die weiteren Angeklagten entlastete. Sein zweites Geständnis im Laufe des Prozess. Am Mittwoch erschien er erstmals statt im Anzug, leger in zerrissenen Jeans vor Gericht.

Noch immer melden sich Opfer

Bei seiner Befragung durch Richterin Claudia Bandion-Ortner am Mittwoch ging es auch um diese Geständnisse. "Jetzt kommen wir dann mit ihren Geständnissen aber durcheinander. Sie müssen sich einmal entscheiden", meinte Bandion-Ortner. 

Die auch erklärte, dass sich nach wie vor viele Opfer bei Gericht melden würden. Die Summe von 40.000 Geschädigten könnte also noch weiter überschritten werden. "Sie waren sicher einer der zentralen Figuren bei EXW, aber Sie müssen sich schon überlegen, ob Sie wirklich alle Hauptschuld auf sich nehmen", hielt Bandion-Ortner fest. Die den Hauptangeklagten mehrmals darauf hinwies, dass er sich in Widersprüche verwickelt. "Das ist unlogisch. Merken Sie das nicht? Das passt nicht zusammen."

Abendmatura statt Privatjet

Seine berufliche Zukunft sieht der Hauptangeklagte, der Schulabbrecher ist, übrigens so: "Die Abendmatura nachmachen, Angestellter sein und in eine Marketingagentur einsteigen." Denn Privatjets und Champagner seien auf Dauer "nicht erfüllend". 

Ebenfalls eine zentrale Rolle soll ein 24-Jähriger gespielt haben, der in Bali in Saus und Braus lebte und erst im November am Rollfeld des Flughafens Wien-Schwechat festgenommen wurde. Auch er zeigte sich im vergangenen Jahr umfassend geständig.

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Neben den neun Männern auf der Anklagebank, gibt es noch weitere 25 Beschuldigte, gegen die ermittelt wird. Nach den Geständnissen im alten Jahr, rechneten Experten noch mit einem Prozessende im März oder April 2024. Zwischenzeitlich tauchten auch Spekulationen über ein früheres Prozessende im Jänner oder Februar auf. 

Dies gilt jedoch als fraglich mit den zusätzlichen Angeklagten, die bald in Klagenfurt erscheinen werden. "Die zusätzlichen Angeklagten werfen mir den ganzen Verhandlungsplan durcheinander", sagte auch Richterin Bandion- Ortner.

"Sie haben einen Idioten gesucht"

Am Mittwoch Vormittag kam auch ein Zeuge in dem Prozess zu Wort. Der Mann aus Deutschland wurde, nach kurzer technischer Verzögerung, per Zoom in den Gerichtssaal zugeschalten. 

Er erklärte, welche Treffen es gegeben hatte und wie ihm die Angeklagten EXW näher brachten. "Ich habe von Anfang an ein komisches Gefühl gehabt. Die Herrschaften haben immer in Rätseln gesprochen, aber ich habe nicht ganz verstanden, was sie vorhatten. Sie haben einen Idioten gesucht, der den Kopf hinhält", erklärte der Mann, der offenbar EXW nach Außen hin, vertreten sollte.

Weitere Zeugenaussagen werden dann am Donnerstag erwartet.

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