Seine Rolle im EXW-Geflecht beschreibt der 24-Jährige in einer ersten Vernehmung durch die Polizei, die der KURIER einsehen konnte, demnach als eine Art persönlichen Assistenten des Hauptangeklagten und eines weiteren flüchtigen Hauptverdächtigen, der sich in Dubai aufhalten soll.
3.000 Euro netto, ein Firmenauto und eine Wohnung in Pörtschach will er dafür erhalten haben.
Dafür soll der Mann, der offenbar der Stiefsohn eines bekannten Schlagersängers ist, Jets für Meetings, organisiert haben.
Den Hauptangeklagten, einen 26-jährigen Schulabbrecher, der erst am Mittwoch völlig überraschend ein umfangreiches Geständnis abgelegt hatte, belastet er schwer. Dieser sei laut seinen Angaben der Ideengeber für EXW gewesen. Ihn, den Flüchtigen in Dubai, sowie einen Mann, der in Brasilien in Auslieferungshaft sitzt, nennt er als zentrale Figuren.
Er selbst, will nur "Excel Listen mit Namen befüllt" haben. Auch bei einem Bootsausflug auf Mallorca. Auch wisse er nicht, wo sich die 100 Millionen Euro befinden könnten. Auskunft gibt er lediglich über zwei - nicht von ihm - leer geräumte Konten in Dubai und Indonesien.
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Dass der 24-Jährige den Plan hatte, sich nach Bali abzusetzen, bestreitet er in seiner ersten Vernehmung durch die Polizei allerdings. Vielmehr habe er einen 14-tägigen Aufenthalt auf der Insel geplant, dort seine Freundin kennengelernt und wäre dann einfach dortgeblieben. Rund acht Monate später habe er dann seine Oma damit beauftragt, seine Wohnung in Österreich aufzulösen.
Rückkehr nach Österreich
Angeblich habe das Paar allerdings noch heuer seine Rückkehr nach Österreich geplant. Teil dieses Plans sei auch gewesen, dass der 24-Jährige laut eigenen Aussagen zuvor in Kontakt mit der Polizei treten wollte, "um die Ermittlungen gegen meine Person abzuklären".
Was zu der zentralen Frage führt, die sich stellt, seitdem klar ist, dass der 24-Jährige in den Händen der österreichischen Justiz ist: Will er eine Kronzeugen-Regelung?
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Die Antwort lautet ja. Laut erster Vernehmung bietet er den Behörden für einen "Kronzeugenstatus oder etwas Vergleichbares" eine umfassende Zusammenarbeit an. Ob diese nach dem überraschenden Geständnis des 26-Jährigen noch relevant ist, bleibt fraglich.
Der Anwalt des 24-Jährigen wollte gegenüber dem KURIER keine Stellungnahme abgeben.
Erste Zweifeln an der Legalität des Geschäftsmodells EXW seien dem 24-Jährigen übrigens nach einem Event in Wiesbaden gekommen.
Geldtransport an den Wörthersee
Eines sticht bei der Einvernahme des jungen Mannes hervor. Wie bereits im laufenden EXW-Prozess geht es um Bargeld - sehr viel Bargeld. So ist etwa der Transport von 230.000 Euro von Lienz in die Wohnung des Mannes nach Pörtschach Thema.
200.000 Euro verblieben demnach in der Wohnung, 30.000 Euro soll der Mann mit sich in einem Flieger nach Dubai gebracht haben.
Und es geht erneut um Uhren: Eine, im Wert von 6.500 Euro soll der 24-Jährige besitzen. Der Hauptangeklagte gar eine ganze Uhrensammlung im Wert von 400.000 Euro.
Betrug mit Cannabis
In der Vernehmung werden auch weitere "Geschäftsmodelle", in die der 24-Jährige verwickelt sein soll, angesprochen. Eines: My First Plant (MFP) Die Klagenfurter Firma versprach Investoren angeblich eine Gewinnbeteiligung am Ernteertrag legal angebauter Cannabis-Pflanzen. Doch angebaut soll nie etwas worden sein. Geld von Kunden allerdings schon genommen worden sein.
Mittlerweile ist MFP ein Kriminalfall. Es wird gegen fünf Personen ermittelt. Der angenommene Schaden beträgt mindestens 16 Millionen Euro, es soll rund 17.000 Opfer geben.
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Als "Scam" sei das Unterfangen laut dem 24-Jährigen aber nie geplant gewesen. Vielmehr als zweites Standbein, kurz bevor der Rauswurf von EXW erfolgte. Auch sei bereits eine Halle in Klagenfurt zur Anmietung ins Auge gefasst gewesen. Was als Zeichen der Ernsthaftigkeit des Unterfangens gesehen werden dürfte.
Auch an PrivaFund soll der 24-Jährige beteiligt gewesen sein. Ähnlich wie bei EXW-Wallet sollen auch hier Kunden hohe Gewinne mit Kryptowährung versprochen worden sein. Daran will der Mann allerdings nicht beteiligt gewesen sein.
Wann und ob der 24-Jährige als möglicher neunter Angeklagter im Zuge des EXW-Prozesses in Saal 29 des Landesgerichts Klagenfurt Platz nimmt, bleibt abzuwarten.
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