Opfer der Klagenfurter Kryptobetrüger: "Ich hatte noch Glück"

Laut IWF sollen Kryptowährungen nicht den Rang einer offiziellen Währung erhalten.
Steirer ging den Versprechen von EXW-Wallet auf den Leim. Was er anderen Anlegern rät.

Zwei Reihen saß er am Donnerstag im Gerichtssaal Klagenfurt hinter jenen Männern, die dafür verantwortlich sein sollen, dass er zwischen 10.000 und 12.000 Euro beim EXW-Betrug verloren hat. Jener Mann im hellblauen Hemd, der selbst zum EXW-Wallet-Opfer wurde.

Jenem Firmenkonstrukt, dass 40.000 Anleger weltweit offenbar um 100 Millionen Euro gebracht haben soll. Alles organisiert von Klagenfurt aus. Rund um die Gang eines 26-jährigen Kärntners.

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Seinen Namen will der Mann im hellblauen Hemd, nicht in der Zeitung lesen, aber seine Geschichte erzählen.

„Ich war von Anfang an dabei, auch bei den Events“, erzählt der Steirer.

Bunte, laute Veranstaltungen, wie jene in Klagenfurt, über die der Hauptangeklagte sagt: „Das hat nicht viel gekostet. So rund 10.000 Euro.“

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10.000 Euro, die etwa der Mann im hellblauen Hemd wohl nie mehr zurückerhält. „Dabei hatte ich noch Glück. Ich kenne andere, die ihre Altersvorsorge in dieses System gesteckt und nun wohl durch die Finger schauen werden.“

Dreimal habe er eine Auszahlung seiner Gewinne verlangt. Nur einmal eine erhalten.

Auszahlung für Mundpropaganda

„Ganz am Anfang, das war wohl, damit die Mundpropaganda weiter gut läuft“, ist das Opfer überzeugt. Laut Richterin Claudia Bandion-Ortner sei ab Februar 2020 gar kein Geld mehr an die Investoren geflossen.

Offen bleibt, wo das ganze Geld ist. In der Anklageschrift ist von 14 Millionen Euro die Rede. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft spricht aber von 80 bis 100 Millionen Euro. 

Wo ist das Geld?

„Wo ist das Geld?“, wollte Bandion-Ortner am Donnerstag auch vom Hauptangeklagten wissen. Die erste Reaktion des Hauptangeklagten erfolgte als Gegenfrage: „In Bezug auf welches Geld jetzt?“ Von den in der Anklageschrift genannten 14 Millionen Euro seien „nur“ etwa ein bis zwei Millionen verschwunden, gab der 26-Jährige an. Über den Verbleib dieses Geldes wisse er nichts. Der Rest, also rund zwölf Millionen Euro, sei den Kunden aber ausbezahlt worden, beteuerte er.

Kein Groll gegen 26-Jährigen

Groll gegen den Hauptangeklagten hegt der Mann im hellblauen Hemd übrigens nicht, oder zumindest „nicht mehr“. Jeder, der in so etwas investiere, sollte dies seiner Meinung nach nur mit einer „Summe Geld machen, die man im Ernstfall bereit ist, zu verlieren. Wenn sie wollen, Spielgeld, wie wenn man ins Casino gehen würde.“ In Krypto würde er weiter investieren. „Aber jetzt mach ich da alles selbst.“

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