"Explosive Mischung": Experte erklärt Hochwasser im Süden Österreichs

"Explosive Mischung": Experte erklärt Hochwasser im Süden Österreichs
Viele Zutaten hätten sich "perfekt" vermischt und so kam es zu den heftigen Regenfällen im Süden Österreichs, erklärt ein Meteorologe.

Aus meteorologischer Sicht haben die vielen "Zutaten", die die schweren Regenfälle wie in den vergangenen Tagen im Süden des Landes verursachten, leider "perfekt zusammengepasst".

Das erklärte am Samstag Gerhard Hohenwarter vom Kärntner Büro der Geophere Austria (vormals ZAMG) gegenüber der APA. Eine solche Gemengelage sehe man in Südösterreich eigentlich eher im Herbst. Der Klimawandel erhöht die Wahrscheinlichkeit für derart fatale Auswirkungen, so der Meteorologe.

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"Klassisches Genua-Tief"

In den vergangenen Tagen erlebte man "eigentlich ein klassisches Genua-Tief". Aus dem Nordwesten, von den britischen Inseln her kam kühlere Luft in den heißen Mittelmeerraum, was im Bereich von Genua dann zur Bildung eines großen Tiefdruckgebietes führte. Auf einer "relativ bekannten Zugbahn" nahm der Komplex mit seinen extremen Wettererscheinungen dann seinen Weg über die Adria und über Ungarn.

Jetzt befindet sich das Tief auf dem Weg Richtung Baltikum, erklärte Hohenwarter: "Das ist eine sehr typische Wetterlage, aber eher erst für den Spätsommer oder Herbst hinein." Während der "Hundstage" seien solche massive Kaltluftvorstöße in den Mittelmeerraum eigentlich selten. Klar sei: "Kalte Luft über dem warmen Meer bildet immer eine explosive Mischung." Genau diese bekam der Süden Kärntens und der Steiermark in Form von massiven Niederschlägen nun zu spüren.

Klimawandel spielt Rolle

Die durchschnittliche Temperaturerhöhung durch den Klimawandel spiele vor allem beim Ausmaß der Regenmengen eine Rolle. Hohenwarter: "Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen." Pro zusätzlichem Grad Celsius liegt dieses Plus bei sieben bis zehn Prozent. Im Süden Österreichs haben sich die Sommertemperaturen in den vergangenen 30 bis 40 Jahren um knapp zwei bis drei Grad erhöht. Dementsprechend steigt das Potenzial für starke Niederschläge.

"Wenn die Zutaten passen, kann dann ein Ereignis heftiger werden", so der Experte: "Heuer hatten wir auch noch das Pech, dass die Zutaten perfekt zusammengepasst haben."

Dazu zählen der relativ feuchte Mai und Juni-Beginn. Dann ließ sich der Sommer in Südösterreich warm und im Mittelmeerraum "ausgesprochen heiß" an. Dazu kamen nun auch die entsprechenden Windverhältnisse.

Bei gleicher Wetterlage wären vor 30 oder 40 Jahren die nunmehrigen Niederschläge "mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich schwächer ausgefallen", weil die Temperaturen insgesamt höchstwahrscheinlich niedriger gewesen wären. Ein weiterer Faktor sei, dass durch den Klimawandel Wetterlagen langlebiger werden.

"Wir haben also eine Verknüpfung von einem natürlichen Wetterlagen-Ablauf mit einer Klimawandel-Überlagerung", erklärte der Meteorologe.

Durch das weiter sehr warme Wasser im Mittelmeer ist dort viel Energie gespeichert, die sich je nach Zutaten-Mischung verschieden entladen kann.

Gebe es dann wieder Kaltluft-Einbrüche im westlichen Mittelmeer, sei einiges "angerichtet", damit Ähnliches vor allem im Mittelmeerraum wieder auftreten kann. Das könnte dann - vorausgesetzt es passt im negativen Sinne wieder alles zusammen - auch erneut den Alpenraum betreffen.

Angesichts des Anteils, den der vom Menschen verursachte Temperaturanstieg auf die Heftigkeit der Entwicklungen hat, plädiert Hohenwarter dafür, das auch als Chance zu begreifen:

"Wir können hier etwas verändern und maßgeblich verbessern."

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