Experten: Landwirtschaft beim Wildbienenschutz in die Pflicht nehmen

Experten: Landwirtschaft beim Wildbienenschutz in die Pflicht nehmen
Maßnahmen sollen Eingang in Agrarumweltprogramm ÖPUL finden und Bestand der rund 700 Wildbienenarten in Österreich schützen.

Mit der Initiative "Bestäuberfreundliche Bewirtschaftung" soll der Schutz von wild lebenden Bestäubern wie Bienen, Wespen oder Hummeln in Österreich verbessert werden. Ein "Scheitern kann man sich nicht mehr leisten", sagte Global 2000-Umweltexperte Helmut Burtscher-Schaden am Dienstag bei einem Medientermin. Drei Pflichtmaßnahmen, darunter Mähtechnik oder Pflanzenschutzanwendung, samt zusätzlichen Modulen sollen daher Eingang in das Agrarumweltprogramm ÖPUL (Österreichische Programm für umweltgerechte Landwirtschaft) finden.

Das Maßnahmenpaket wurde vom Österreichischen Wildbienenrat, dem Imkereidachverband ("Biene Österreich"), der Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung ÖBV und der Umweltschutzorganisation gemeinsam erarbeitet und heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien präsentiert.

Vorschläge nicht ausreichend

Zwar sei der Schutz der Bestäuber eines der vier der Green-Deal-Ziele der EU, jedoch ließe sich dieser mit den Vorschlägen des Landwirtschaftsministeriums zur Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der EU nicht erreichen. Laut Burtscher-Schaden würden im vierten ÖPUL-Programm etwa Randstreifen oder Streuobstwiesen fehlen.

Österreich sei mit rund 700 Wildbienenarten im Grunde ein Hort der Artenvielfalt, stellte Sophie Kratschmer fest, doch die Wildbienenforscherin an der Universität für Bodenkultur warnte, dass diese Biodiversität auf lange Sicht gefährdet sei. "Ein wesentlicher Treiber ist die zunehmende Intensivierung der Landnutzung, die gerade für spezialisierte Arten zu einer Zerstörung des Lebensraums und einem Rückgang des Nahrungsangebots führt", stellte Kratschmer, sie ist auch ein Gründungsmitglied des österreichischen Wildbienenrats, fest.

Artensterben droht

Wenn in den nächsten Jahren keine Trendwende erfolge, würde das Artensterben die Folge sein. "Genaue Zahlen und Gefährdungseinstufungen gibt es für die Bienen nicht", räumte Kratschmer ein, so gebe es in Österreich zum Unterschied zu anderen EU-Staaten etwa keine Rote Liste, Tatsache sei aber, dass ein Drittel der Arten auf eine Futterpflanze spezialisiert sei - fehle diese, dann gebe es schlussendlich auch keine Nachkommen bei der jeweiligen Bienenart.

Die drei verpflichtenden Maßnahmen für die rund 2,8 Millionen Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche in Österreich sollen dieser Gefahr jedoch etwas entgegensetzen, konkret geht es um das Mähen, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und zum Dritten um die entsprechende Schulung der Landwirte und Landwirtinnen. Christian Boigenzahn, Geschäftsführer von "Biene Österreich" nannte hier den Einsatz der sogenannten Mähaufbereiter, die zwar dafür sorgen, dass das geerntete Gras rascher abtrocknet, die jedoch auch eine tödliche Falle für Insekten aller Art sind.

Was den Pflanzenschutz betrifft, so seien die Neonicotinoide "zum Glück ja weg", aber auch der verbliebene Pflanzenschutz sollte, "wenn notwendig, außerhalb der Bienenflugzeiten erfolgen." Boigenzahn räumte ein, dass es bereits vonseiten des Landwirtschaftministeriums gute Vorschläge zum Schutz der Bestäuber im Rahmen des ÖPUL geben würde. Er hoffe aber, dass die heute vorgestellten Maßnahmen inkludiert würden, dann hätte man insgesamt ein "wirkmächtigeres" Programm zum Schutz der Bestäuber.

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