Experten fordern: Job nur mit Masernimpfung

Experten fordern: Job nur mit  Masernimpfung
Impfpflicht oder Freiwilligkeit? Mediziner drängen auf gesetzliche Maßnahmen, Politiker setzen dagegen auf Aufklärung.

Die Masernwelle in Kärnten scheint gerade erst hochzuschwappen: Drei Erkrankungen – darunter einen Busfahrer – gibt es schon, weitere Verdachtsfälle ebenfalls.

Die Betroffenen waren nicht geimpft oder hatten nur eine der beiden nötigen Teilimpfungen. Das lässt Mediziner erneut nach einer Impfpflicht rufen: Der steirische Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner plädierte bereits im Jänner bei der Masernwelle in der Steiermark dafür, das Kinderbetreuungsgeld an Masernimpfungen zu knüpfen. Die Österreichische Ärztekammer forderte das ebenfalls Anfang des Jahres. Linder regte sogar eine Volksbefragung über die Impfpflicht an.

Test im Spital

In der Steiermark trat 2018 eine Verordnung in Kraft, wonach 14.000 Mitarbeiter der Krankenanstaltengesellschaft (KAGES), die Patientenkontakt haben, gegen Masern geimpft sein müssen. 9178 konnten keinen Impfnachweis bringen, ihr Blut wurde getestet: 22 Prozent hatten keinen Schutz. Das alarmiert Experten auch außerhalb des Bundeslandes: „Ich bin rigoros für eine österreichweite Impfpflicht für das gesamte Gesundheitspersonal“, sagt Ursula Wiedermann-Schmidt, Leiterin des Instituts für Spezifische Prophylaxe und Tropenmedizin der MedUni Wien. Wer sich weigere, den könnte der Dienstgeber zum Beispiel versetzen.

Auch pädagogisches Personal sollte man „in die Pflicht nehmen“ . In öffentlichen Bereichen wie Verkehrsbetrieben, wo das Personal viel Kontakt zu Menschen hat, sollte „der komplette Impfnachweis zu den Voraussetzungen für die Berufsausübung zählen – so wie etwa auch ein Führerschein“.

Negativ-Beispiel USA

Auch Rudolf Schmitzberger, Impfreferent der österreichischen Ärztekammer, warnt vor einer zu lockeren Einstellung: „Die USA sind dafür bekannt, die Bürger selbst entscheiden zu lassen. Jetzt sieht man das Ergebnis“, mahnt der Mediziner auf die Situation in New York bezogen. In Teilen der Metropole wurde wegen der drohenden Epidemie der Notstand ausgerufen. Um die sogenannte Herdenimmunität sicherzustellen, ist eine Durchimpfungsrate von mindestens 95 Prozent nötig. In Österreich liegt die Rate unter 90 Prozent.

Ministerin setzt auf Eigenverantwortung

Eine Impfpflicht an Mutter-Kind-Pass oder gar Kinderbetreuungsgeld zu koppeln, ist allerdings Bundessache. Aus dem Büro von Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) heißt es auf eine KURIER-Anfrage: „Eine allgemeine Impfpflicht ist für die Ministerin kein Thema. Natürlich hat der Einzelne eine moralische Verpflichtung und Verantwortung, zum Wohl der Gesamtbevölkerung beizutragen.“

Vor allem aufklären will die niederösterreichische Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig. Seit Herbst werde aber ein umfassender Impf- oder Immunitätsnachweis bei Neuaufnahmen in einem Landes- oder Universitätsklinikum vorausgesetzt. „Es ist darüber nachzudenken, ob dieser Nachweis nicht auf weitere Berufsgruppen auszuweiten ist“, überlegt Königsberger-Ludwig. Statt Busfahrern sind damit aber Menschen in Sozialberufen gemeint.

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