Klagenfurter AHS wegen Masernfalls geschlossen

Das Gymnasium Lerchenfeld
Nachwuchsspieler des Eishockey-Vereins KAC dürfte erkrankt sein, seine Schule bleibt morgen zu. Neuer Fall in Vorarlberg.

In Kärnten weitet sich, wie befürchtet, die Anzahl der Masernerkrankungen aus. Ein Klagenfurter Schüler dürfte sich ebenfalls angesteckt haben. Laut Gesundheitsamt ist er „mit größter Wahrscheinlichkeit an Masern erkrankt“. Das Problem dabei: Der Bub ist ein Spieler der Jugendmannschaft des Eishockeyvereins KAC.

Auch der Direktor jener AHS in Klagenfurt, die der Zehnjährige besucht, hat reagiert: Die Schule bleibt morgen, Freitag, zu - "eine Vorsichtsmaßnahme", wie es aus der Direktion hieß. Die rund 900 Schüler des BG/BRG Lerchenfeld haben somit einen Tag früher Osterferien.

Der KAC selbst informierte bereits die Eltern der übrigens Nachwuchsspieler. Damit gibt es bereits vier Fälle von Masern in Kärnten: Ein Busfahrer aus Klagenfurt, eine Supermarkt-Angestellte aus Ferlach, ein vierjähriges Kind und der zehnjährige Eishockey-Spieler. Er dürfte laut "Kleiner Zeitung" (Online-Ausgabe) bereits infiziert noch an einem Training teilgenommen haben, das könnte nun auch die erwachsenen Eishockey-Cracks - sie stehen im Finale der heimischen Meisterschaft - irritieren: Sie teilen sich mit dem Nachwuchs einige Einrichtungen.

Klagenfurter AHS wegen Masernfalls geschlossen

Die Kampfmannschaft des KAC teilt einige Einrichtungen mit dem Nachwuchs

Kabinen lüften

Das Gesundheitsamt Klagenfurt hat den Verein informiert: „Es wurde empfohlen, die Kabinen ordentlich durchzulüften“, hieß es in einer Stellungnahme. Die Eishalle zu desinfizieren sei nicht nötig: Das Masernvirus sei auf Flächen, wie den Bänken im Kabinentrakt nur zwei bis drei Stunden infektiös.

Allerdings hatte so eine Desinfektion der gesamten Busflotte am Mittwoch den öffentlichen Verkehr in Klagenfurt lahmgelegt: Nachdem ein Lenker Anfang April erkrankt ist, wurde die Busse Mittwochmittag gereinigt.

In der Landessanitätsdirektion bereiten sich die Mitarbeiter auf weitere mögliche Maserenfälle vor -  und das in einem Bundesland, das „praktisch masernfrei“ war, wie Heimo Wallenko von der Landessanitätsdirektion betont.

In den vergangenen zehn Jahren wurden im Bundesland höchstes drei Fälle jährlich gemeldet, diese seien „importiert“ worden, also keine Kärntner Betroffenen gewesen.

Kind in Vorarlberg krank

Am Donnerstagnachmittag wurde ein weiterer Fall in Vorarlberg publik: Ein Volksschulkind in Göfis, Bezirk Feldkirch, ist laut Landessanitätsdirektion erkrankt. Kinder, die nicht geimpft sind, dürfen auch nach den Osterferien nicht in die Schule, es wurde ein 18-tägiges Schulverbot angeordnet.

64 Fälle seit Jahresbeginn

Bis Mittwoch sind in Österreich heuer 64 Masern-Fälle gemeldet worden. Betroffen waren nach dem jüngsten Ausbruch in Kärnten alle Bundesländer mit Ausnahme von Niederösterreich und dem Burgenland. 36 Erkrankungen gab es in der Steiermark, 15 in Salzburg, je vier in Kärnten und Tirol, drei in Wien und je einen in Oberösterreich und Vorarlberg, so die Zahlen der AGES.

Einmal mehr gab es den Appell, den eigenen Impfstatus zu prüfen. In Österreich gibt es große Lücken, insbesondere bei der zweiten Teilimpfung. Ausreichend geschützt ist man nur nach zwei Impfungen gegen Masern-Mumps-Röteln oder bei Nachweis schützender Antikörperspiegel im Blut (Titerbestimmung), wenn man die Krankheit schon durchgemacht hat. Viele Erwachsene haben in der Schule nur eine Impfung erhalten.

Die Durchimpfungsrate wurde zuletzt im Jahr 2017 analysiert. Damals gab es noch 48.000 zwei- bis fünfjährige Kinder, denen die zweite Masernimpfung fehlte, 27.000 Kinder im Alter von sechs bis neun Jahren und sogar eine halbe Million 15- bis 30-Jährige, die nicht ausreichend gegen Masern geschützt sind.

Wer Zweifel an seinem Impfstatus hat, soll sich unbedingt nachimpfen lassen. Eine "Überimpfung" ist nicht möglich. Der wirksame, gut verträgliche Impfstoff ist für alle Personen ohne Altersbeschränkung an öffentlichen Impfstellen kostenfrei erhältlich.

Hoch ansteckend

Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit, die Folgen können schwerwiegend sein. Bei 20 von 100 Masern-Fällen treten Komplikationen wie Bronchitis, Mittelohr- und/oder Lungenentzündung auf. Bei ein bis zwei Personen von 1.000 Erkrankten kommt es zu einer lebensbedrohlichen Gehirnentzündung.

Selten kann Jahre später ein Gehirnzerfall auftreten, der immer tödlich verläuft. Man nennt diese Spätfolge subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Besonders gefährdet für SSPE sind Kinder, die im ersten Lebensjahr erkranken oder während der Geburt angesteckt werden. Hier erkrankt ein Kind von 600 Masernpatienten an SSPE, so die Informationen des Gesundheitsministeriums.

Masern sind hoch ansteckend, die Krankheit wird über Tröpfchen, also beim Sprechen, Husten oder Niesen, übertragen. 98 von 100 Personen, die mit dem Virus in Kontakt treten und nicht immun sind, stecken sich an. Am häufigsten erkranken Kinder und Kleinkinder, aber auch nicht geimpfte und bisher nicht daran erkrankte Erwachsene können sich infizieren. Es gibt keine Behandlung der Masernvirus-Infektion selbst, nur die Symptome können gelindert werden.

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