Masern: So häufig sind Komplikationen nach einer Infektion

Masern: So häufig sind Komplikationen nach einer Infektion
Experten erklären, warum Masern nicht harmlos sind. Die größten Impflücken gibt es bei den 15- bis 30-Jährigen.

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema Masern anlässlich der neuen Erkrankungsfälle in Kärnten.

Wieso ist gerade bei Masern die Aufregung immer so groß?

„Viele Menschen verknüpfen das Wort ,Kinderkrankheit‘ mit ,leichter Erkrankung‘, aber das ist ein Mythos“, sagt Infektionsspezialistin Ursula Wiedermann-Schmidt von der MedUni Wien. Ein Infizierter steckt mehr Personen an, als dies bei vielen anderen Infektionskrankheiten der Fall ist (siehe Grafik). „Auch wenn ein Erkrankter einen Raum bereits verlassen hat, kann sich ein Gesunder bis zu zwei Stunden danach dort noch anstecken“, sagt die Virologin Holzmann: „Und jede infizierte Person erkrankt.“

Wie häufig sind Komplikationen?

Bei 20 von 100 Fällen kommt es zu Komplikationen wie Lungen-, Mittelohr- oder Gehirnentzündung. Die gefährlichste Komplikation ist eine spezielle, zum Tod führende Form der Gehirnentzündung (SSPE): Dabei greifen Masernviren fünf bis zehn Jahre nach der durchgemachten Infektion Nervenzellen im Gehirn an. Studien aus den vergangenen Jahren deuten darauf hin, dass das Risiko bisher vermutlich unterschätzt worden ist. Laut neueren Untersuchungen erkrankt eines von 600 Kinder, die im ersten Lebensjahr mit Masern infiziert werden, an SSPE.

Masern: So häufig sind Komplikationen nach einer Infektion

Immer wieder wird behauptet, eine durchgemachte Infektion stärke die Abwehrkraft. Stimmt das?

„Nein“, sagt Holzmann. „Das Gegenteil ist der Fall. Das Masernvirus zerstört Gedächtniszellen des Immunsystems. Damit ist der Organismus auf Jahre hinaus anfälliger für eine Reihe von Infektionskrankheiten.“ Deshalb steigt auch die Kindersterblichkeit nach Masernepidemien.

Masern: So häufig sind Komplikationen nach einer Infektion

In welchem Alter gibt es die größten Impflücken?

2017 hatten nur 81 Prozent der Kinder im Alter von zwei bis fünf und 89 Prozent der Kinder von sechs bis neun Jahren eine zweite Masernimpfung. Die größte Lücke gibt es bei den 15- bis 30-Jährigen. „Hier verfügen nur knapp 70 Prozent über einen kompletten Impfschutz mit zwei Dosen“, sagt Holzmann. Erst die zweifache Masern-Mumps-Röteln-Impfung (MMR) verhindert bei bis zu 99 Prozent der Geimpften den Ausbruch der Erkrankung und führt in der Regel zu lebenslangem Schutz. "Junge Erwachsene fühlen sich ja oft unverwundbar, aber man muss gerade auch bei ihnen das Bewusstsein dafür steigern, dass dem nicht so ist und es sich um eine schwere Erkrankung handelt."

Masern: So häufig sind Komplikationen nach einer Infektion

Wie wirksam ist die Impfung tatsächlich?

"Impfen gegen Masern ist wirksam", heißt es auf dem Portal medizin-transparent.at. Das zeige sich etwa daran, "dass 2016 das erste Jahr war, in dem es weltweit weniger als 100.000 Todesfälle durch Masern gab. Schätzungen zufolge hat  die Masernimpfung allein im Zeitraum 2000 bis 2016 etwa 20,4 Millionen Todesfälle verhindert".

Ist bewiesen, dass die Masern-Impfung nicht Autismus auslösen kann?

Ja. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen eindeutig, dass es keinen Zusammenhang zwischen der MMR-Impfung und autistischen Störungen gibt. Eine einzelne Studie, die angeblich einen Zusammenhang feststellte, musste u. a. wegen gefälschter Daten widerrufen werden.

Die Autoren einer systematischen Übersichtsarbeit der wissenschaftlichen Nonprofit-Organisation Cochrane untersuchten übrigens nicht nur einen möglichen Zusammenhang der MMR-Impfung mit Autismus, sondern auch mit Asthma, Leukämie, Pollenallergie, Diabetes, Gangstörungen, Morbus Crohn, Nervenerkrankungen wie Multiple Sklerose sowie bakteriellen oder viralen Infektionen: Für keine dieser Krankheiten konnten sie ein erhöhtes Risiko feststellen.

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