Es ist zu warm: Negativrekord in den Bergen

Sonne auf der Zugspitze
Die Jännertemperaturen in Österreich sind deutlich zu hoch – speziell in alpinen Lagen.

Die „stürmische Lolita“, ein Sturmtief, das vom Westen über das Land hinwegfegte, hinterließ nicht die befürchtete Spur der Verwüstung. Am Donnerstag zogen die Böen mit Spitzen von bis zu 100 km/h endgültig ab und damit fürs Erste auch die winterlichen Bedingungen. Mit Beginn der Semesterferien klettern die Temperaturen fast überall in den zweistelligen Bereich. Eigentlich viel zu warm für die Jahreszeit.

Damit setzt sich ein Trend fort, der – abgesehen von der kurzen Kaltfront in den vergangenen Tagen – schon seit Jahreswechsel anhält. Der Wetterdienst ZAMG berichtet sogar von einem der drei wärmsten Jännermonaten der Messgeschichte. Um 3,6 Grad lagen die vergangenen vier Wochen über dem langjährigen Mittel (siehe Grafik). In den Niederungen war es ebenfalls zu warm – wenn auch mit knapp zwei Grad zu viel nicht so eindeutig. Das reicht aber immer noch, damit der Jänner 2020 als einer der 30 wärmsten in die Messgeschichte eingeht.

Folge des Klimawandels

Kommenden Dienstag kann es mancherorts in Österreich bis zu 20 Grad bekommen. Normal wären um diese Jahreszeit 4 Grad. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel sei nicht abzustreiten, meint ZAMG-Meteorologe Thomas Wostal: „In der Messgeschichte ist ein langjähriger Temperaturanstieg und klarer Trend in allen Höhenlagen und über alle Jahreszeiten zu erkennen.“

Aber nicht nur die hohen Temperaturen sind für den Jahresbeginn ungewöhnlich. Laut ZAMG war der Jänner zusätzlich deutlich zu trocken. In einigen Orten Österreichs, darunter etwa das traditionell schneereiche Lienz in Osttirol, gab es 2019 das letzte Mal Regen oder Schnee. Statistisch gesehen kommt das in dieser Region nur alle 15 bis 20 Jahre vor.

Es ist zu warm: Negativrekord in den Bergen

Österreichweit gab es das letzte Mal im Jahr 2002 so wenig Niederschlag. Die Hochdrucklagen im Jänner brachten stattdessen viel Sonnenschein. Fast 50 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum, was ebenfalls ein Rekord ist. Der alte Höchstwert ist fast hundert Jahre alt und wurde 1925 aufgestellt.

Die Sonnenstunden und der Ausfall von Regen und Schnee sind Wostal zufolge nicht unbedingt eine Folge des Klimawandels: „Das hat eher mit den Hochdruckgebieten zu tun, die in den Bergen kaum Niederschläge, hohe Temperaturen und viel Sonne zur Folge hatten.“

Die ungewöhnlichen Witterungsbedingungen hatten in diesem Winter auch Einfluss auf die Schneelage. In Wien gab es bisher nur einen einzigen Schneetag, normal wären Ende Jänner knapp zwei Wochen.

Ausblick Semesterferien

Dem Wetterexperten zufolge müssen sich Wintersportler aber keine Sorgen machen. Eine starke Südwestströmung bläst zwar milde Luft in den Alpenraum und bringt damit Temperaturen, die eher an die Oster- als an die Semesterferien erinnern. Vor Skifahren im Grünen müsse man sich aber nicht fürchten.

Zwar sind immer wieder Regenschauer möglich, dazwischen aber auch viel Sonnenschein. Neuschnee, wenn überhaupt, soll es in der kommenden Woche nur über 1.600 Meter geben. Besonders schön dürfte es im Süden- und Südosten Österreichs werden. Im restlichen Land könnte stürmischer Wind das Skivergnügen teilweise trüben. Bei mehr als 15 Grad wird auf den Pisten aber trotzdem kein „Zwiebellook“ notwendig sein.

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