Es ist wieder an der Zeit, an die Sommerzeit zu denken

Es ist wieder an der Zeit, an die Sommerzeit zu denken
Kommenden Sonntag überspringen die Uhrzeiger eine Stunde.

"Zwei Mal im Jahr werden die Menschen immer noch mit einer lästigen Zeitumstellung genervt", ärgert sich der deutsche Politiker Herbert Reul. "Das sorgt für Kopfschütteln."

Nicht nur beim CDU-Innenminister des deutschen Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Auch in Übersee hält so mancher die Unterteilung in Sommer- und Normalzeit "für antiquiert", wie Marco Rubio, Senator aus Florida, jüngst monierte: "Das Ritual ist blödsinnig", hielt er fest und brachte erneut einen Gesetzeswurf zur Abschaffung der Sommerzeit in den USA ein.

Mehrheit für Aus

Es kommt also wieder Bewegung in die Frage, Zeiger vor oder zurück. aber nicht in der EU, dort stecken die Zeiger fest: Obwohl 2018 eine Mehrheit der EU-Bürgerinnen und -Bürger, die an einer entsprechenden Umfrage teilnahmen, für das Aus des kontinuierlichen Zeitenwechsel stimmten, wird immer noch munter hin- und hergedreht.

In welche Richtung wandern die Zeiger - und wann?

An jedem letzten Sonntag im März sowie an jedem letzten Sonntag im Oktober ist Wechseltag: Kommenden Sonntag, 26. März, springen die Zeiger von zwei Uhr direkt auf drei Uhr. Langschläfer verlieren also de facto eine Stunde: Steigen sie am Sonntag wie gewohnt um 9 Uhr aus dem Bett, ist es dann aber schon zehn Uhr.

Ende Oktober geht es dann wieder retour, die Zeiger wechseln um drei Uhr wieder auf zwei Uhr zurück, der Langschläfer gewinnt also eine Stunde. Heuer beginnt die Normalzeit - man sage niemals Winterzeit zu ihr - am 29. Oktober.

Warum wurde die Sommerzeit eingeführt?

Wegen der Energiekrise griff das Europa der 1970-er Jahre ein System auf, dass bereits während des Ersten und Zweiten Weltkrieges in den USA galt und dort 1966 erneut eingeführt wurde: Mehr Tageslicht in den Abendstunden sollte Energie sparen, Strom im Speziellen. Österreich beschloss die Einführung 1979, erstmals wurde sie 1980 dann umgesetzt. Die EU hat die Zeitumstellung 1996 verpflichtend für alle Mitgliedstaaten festgeschrieben.

Wird tatsächlich Energie gespart?

Ja - und nein.Laut Umweltbundesamt Deutschland lasse sich die exakte Einsparung nicht beziffern, denn: Was auf der einen Seite eingespart werde (Beleuchtung am Abend), käme eben in der Früh dazu. Eine Schweizer Studie wiederum geht davon aus, dass auch Strom gespart wird: Laut Eidgenössischer Materialprüfungs- und Forschungsanstalt gibt es eine Reduktion beim Verbrauch der Klimaanlagen von sechs Prozent - und zwar in Büros. Allerdings hielt die Untersuchung auch fest, dass um rund vier Prozent mehr Heizenergie verbraucht wurde, und zwar morgens.

Woran hakt es bei der Abschaffung?

Das Votum der Bürgerinnen und Bürger war eindeutig: 84 Prozent stimmten 2018 dafür, zwischen Sommer- und Normalzeit zu wechseln. Allerdings nahmen nur 4,6 Millionen Menschen an der Befragung teil. Dennoch erstellte die EU-Kommission einen Vorschlag, auf den Wechsel zu verzichten, 2019 stimmte auch das EU-Parlament dafür.

Aber: Jeder Staat müsste nun für sich entscheiden, was er will - dauerhafte Sommerzeit? Dauerhafte Normalzeit? Darüber gibt es in der Union keine Einigung - und keine Beschlüsse. Die jeweilige Ratspräsidentschaft - seit 1. Jänner Schweden - müsste das Thema auf die Agenda setzen, doch zuletzt war der Punkt 2019 drauf -  und endete ohne Beschluss.

 

Wie reagieren Mensch und Tier auf die Zeitumstellung?

Müdigkeit, leichte Reizbarkeit und Konzentrationsschwierigkeiten können sich infolge der verlorenen Stunde einstellen, berichten Mediziner. Flugreisende in ferne Länder kennen das - die Folgen der Zeitumstellung gleichem einem Mini-Jetlag.  Auch Tierbesitzer haben beobachtet, dass ihre Tiere durcheinander geraten: Kühe etwa geben laut Landwirten  nach der Umstellung einige Tag lang weniger Milch.

Kommentare