In das „La Marmotte“ auf über 2.000 Metern hinein kommen aber nur jene, die einen Skipass haben. Und den gibt es im gesamten Skigebiet nur für Genesene und Getestete.
Denn die Bergbahnen Samnaun haben sich den wesentlich strengeren österreichischen Regeln angepasst und gewähren nur Gästen mit 2-G-Nachweis Zutritt zu den Liften, um wie vor Corona einen gemeinsamen Betrieb mit Ischgl zu ermöglichen. Wer als Österreicher in der Schweiz urlaubt – was auch im Lockdown erlaubt ist – muss in anderen Skigebieten nicht einmal einen 3-G-Nachweis erbringen.
Allerdings verschärfte die Schweiz gestern überraschend die Regeln für den Grenzübertritt: Alle, die einreisen wollen, müssen einen negativen PCR-Test vorweisen – auch Geimpfte. Dem grenzüberschreitenden Skifahren tut das keinen Abbruch. Denn laut Schweizer Gesundheitsamt gibt es Ausnahmen: Wer von einem Grenzgebiet aus – und dazu zählt ganz Tirol – in die Schweiz kommt, muss keinen Test vorweisen.
„Wir haben aus Solidarität mit unseren Schweizer Kollegen aufgesperrt. Kostendeckend ist das für uns nicht“, sagt Alexander von der Thannen, Hotelier und Tourismusobmann von Ischgl. Tatsächlich sind so wenige Menschen auf den Pisten unterwegs, wie man es sonst nur von Werbesujets für Skiurlaub kennt.
Beim Lokalaugenschein am Freitag werden da wie dort rund 1.800 Gäste gezählt. „Im Schnitt haben wir im Winter eigentlich 15.000 Zutritte pro Tag“, so von der Thannen. Die Schweizer steuern dazu selbst an Spitzentagen nur 3.000 Skifahrer bei. Samnaun ist im Vergleich zur Bettenburg Ischgl ein Zwerg. Viele, die eigentlich gerade in dem Tiroler Skidorf urlauben würden, sind nach Samnaun ausgewichen, weiß von der Thannen.
„Wir sind zuversichtlich, dass am 13. Dezember auch Gastronomie und Hotellerie wieder aufsperren können“, sagt der Touristiker. Dass es nach dem Image-Debakel durch den Corona-Ausbruch im März 2020 an Gästen mangeln wird, glaubt er nicht: „Wir haben eine sehr treue Community. Die Buchungslage war vor dem Lockdown wie 2019.“
450 Kilometer Anfahrt
Einer dieser Getreuen parkt an diesem ersten Ischgler Skitag kurz nach Kassenöffnung sein Auto auf dem Parkplatz und hat eine lange Anreise hinter sich. „Wir kommen aus dem Raum Heidelberg und sind 450 Kilometer hergefahren“, erzählt Jürgen Müller.
Um drei Uhr in der Früh sind er und seine Frau, die sich im Wagen ins Skioutfit wirft, aufgestanden. Und warum? „Weil wir heiß aufs Skifahren sind“, sagt der 62-Jährige.
Seit 30 Jahren komme er nach Ischgl. Und weil die Hotels noch zu sind, fährt er am Abend zum Schlafen ins mehr als 100 Kilometer entfernte Garmisch-Partenkirchen in Bayern. Nur um am nächsten Tag noch einmal nach Ischgl zu kommen. „Es war unfair, wie die Leute den Ort an den Pranger gestellt haben“, sagt Müller. Und sein Frau Johanna findet es traurig, „wenn man sieht, wie leer der Ort ist.“
Wie das Paar sind an diesem Tag viele Deutsche gekommen. So auch Familie Schnakenberg aus Baden-Württemberg. Zur österreichischen Debatte, ob Skigebiete im Lockdown offen sein sollen, sagt Vater Marc: „Also wenn man an der frischen Luft keinen Sport mehr machen kann. Was soll da passieren?“. Zudem gelte 2-G und Maskenpflicht und sein Sohn Tim wirft ein: „Bei uns waren gerade noch die Clubs offen“.
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