Erster Einkaufstag nach Shutdown: Warteschlangen und leere Geschäfte

Erster Einkaufstag nach Shutdown: Warteschlangen und leere Geschäfte
Textilhändler sind im Hochbetrieb. Andere, kleine Geschäfte bleiben eher leer. Viele Einkäufer sind gezielt unterwegs.

Eine Stunde steht die 35-Jährige Rheta jetzt schon in der Schlange vor einem Textilgeschäft in Wien-Mariahilf. Heute, Dienstag, ist der erste Tag an dem kleine Geschäfte wieder öffnen dürfen. Mit Mund-Nasen-Schutz und Sicherheitsabstand plaudert sie mit einer älteren Dame hinter ihr in der Schlange, darüber wie sich das Leben in Isolation so anfühlt und vertreibt sich so die Wartezeit. "Ich nähe Masken für obdachlose Menschen. Ich habe zig fertige Masken zu Hause liegen, aber alle ohne Gummibänder. Nur deshalb bin ich hier und warte schon so lange", erzählt die junge Frau.

Erster Einkaufstag nach Shutdown: Warteschlangen und leere Geschäfte

Eine Stunde steht die 35-Jährige schon in der Schlange vor dem Textilgeschäft. 

Und sie ist nicht die Einzige, Gummibänder sind Mangelware. Meterlang und bis um die Ecke geht die Schlange. Ins Geschäft darf immer nur eine begrenzte Anzahl an Kunden. 

Abseits vom Stoff- und Gummibandkauf wollen die Wartenden den Einkaufstag eigentlich nicht nutzen. "Ich fühle mich zu Hause am wohlsten. Wenn ich nicht unbedingt müsste, würde ich nicht einkaufen gehen", sagt Gabriele Duda. Mit Gummibändern im Gepäck will sie so schnell wie möglich wieder in ihre eigenen vier Wände. 

Lokalaugenschein in Wien: Teils lange Warteschlangen

Bei einem Dekogeschäft auf der Mariahilferstraße steht zwar keine Schlange an, "aber es ist mehr los als sonst", sagt eine Verkäuferin zum KURIER. "Ich bin gezielt in dieses Geschäft gekommen, weil ich dünne Gummis brauche. Ansonsten werde ich mich nicht umschauen, ich habe daheim alles, was ich brauche", sagt Heidi Haas

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Heidi Haas ist nur unterwegs um Gummibänder zu besorgen. Ansonsten will sie den Einkaufstag nicht nutzen. 

Der große Ansturm auf Kleidergeschäfte bleibt am Dienstagvormittag auf der Mariahilferstraße aus. Im Hutgeschäft Maurer war Karl Pichler der einzige Vormittagskunde. "Ich habe mir nur ein bisschen die Füße vertreten. Im Schaufenster habe ich aus Zufall eine Kappe entdeckt, die ich schon lange suche. Ansonsten habe ich aber nicht vor den Tag zum Einkaufen zu nutzen", erzählt er.

Michael Runge vom Hutgeschäft erwartet sich keinen großen Andrang: "Wie man sieht, auch draußen ist nicht so viel los. Wir lassen uns einfach überraschen und schauen dann, wie es für uns weitergeht."

Kein Shopping-Trubel

Die Läden der großen Ketten auf der Mariahilferstraße haben nach wie vor geschlossen. In den meisten, kleineren Geschäften sind abseits von den Verkäuferinnen und Verkäufern höchstens ein bis zwei Kunden, die sich umschauen. Die meisten Leute gehen an den Geschäften vorbei. 

Der übliche Trubel der Mariahilfersraße bleibt also am Dienstagvormittag nach wie vor aus. Einige Spaziergänger und Radfahrer sind wie in den vergangenen Wochen unterwegs. Mit Naschereien im Angebot versucht die seit heute wieder geöffnete Schokothek auf sich aufmerksam zu machen. Liegengebliebene Oster-Leckereien gibt es dort zum halben Preis.

Lisa Sonnberger spaziert gerade über die Mariahilferstraße und hat sich dabei ein neues Notizbuch gekauft, "weil das alte schon voll geschrieben war".

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Eine große Einkaufstour will sie nicht machen. "Ich brauche auch einfach nicht wirklich etwas. Ich finde es schon angenehm zu wissen, dass ich wo reinspazieren und mir Dinge, die ich brauche, holen kann. Aber ich genieße gerade eigentlich diese Zeit der Entschleunigung", sagt sie. 

Grazer "Sparbuch" hofft auf Kunden

Werner Gruber, Chef des „Sparbuch“ in Graz, hat am Dienstag sofort wieder aufgesperrt und hofft nun auf Normalisierung. Das Antiquariat mit rund 100.000 Büchern lebt von jener Kundschaft, die direkt ins Geschäft kommt, Online-Shop gibt es keinen. „Wenn ich nur ein Zehntel meiner Bücher online stellen würde, dauert das ewig“, begründet Gruber

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Telefon läuft heiß

Froh wieder aufsperren zu dürfen waren auch die Besitzerinnen des Secondhandgeschäfts "Kinderwelt" in Oberwart im Burgenland. "Wir haben alles so weit adaptiert und sind froh wieder öffnen zu können", sagt Inhaberin Petra Kristen. Gemeinsam mit ihrer Geschäftspartnerin Andrea Werderits stehen sie bei verkürzten Öffnungszeiten im Geschäft, denn ihre beiden Mitarbeiterinnen mussten sie kündigen.

Im Minutentakt läutet das Telefon. "Die Leute wollen wissen, ob sie uns schon wieder Sachen zum Verkaufen bringen können oder fragen nach Produkten", sagt Kristen.

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Für die Kunden stehen zig Trettraktoren, Fahrräder und Dreiräder bereit. Auch Kinderkleidung und Spielsachen sind vorhanden. Schon über die  Osterfeiertage gab es viele Anfragen auf Facebook und online, über das bestehende Sortiment. Normal herrscht vor Ostern Hochsaison im Secondhandshop.

"Fahrräder und alle anderen Fahrzeuge sind dann besonders gefragt, wir hoffen, dass viele den Kauf nach hinten verschoben haben und jetzt zu uns kommen", sagt Kristen

Baumärkte sind gefragt

Die Branche, die sich am Dienstag wohl am meisten über einen Andrang freuen kann, sind die Baumärkte. Dort gab es zum Teil Meter lange Schlangen, die sich entlang des Parkplatzes schlängelten. Absperrzäune und Sicherheitspersonal sollten den Ansturm bewerkstelligen.

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