Totalverstaatlichung bei der Energie Steiermark

Totalverstaatlichung bei der Energie Steiermark
25 Prozent des Energiekonzerns stehen zum Verkauf: Er soll wieder völlig in öffentliche Hand kommen. Zumindest vorübergehend.

In der Steiermark ist am Mittwochvormittag eine wirtschaftspolitisch bedeutende Entscheidung bekannt gegeben worden. Die Fragen, um die sich im Vorfeld einer Pressekonferenz von Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) und seinem Stellvertreter Anton Lang (SPÖ) alles drehte:

Wer steigt in die Energie Steiermark ein oder zieht das Land gar ein Vorkaufsrecht? 25 Prozent und eine Aktie sind zu haben, die noch im Eigentum einer australischen Investorengruppe stehen.

Tatsächlich wird es keinen neuen strategischen Partner geben, wie Drexler ankündigte: "Das Land wird sein Vorkaufsrecht nutzen." Der Konzern steht somit wieder künftig völlig im Landeseigentum. Aber laut dem Landeshauptmann nur "vorübergehend". Man wolle die Anteile zu einem späteren Zeitpunkt wieder veräußern.

Kaufpreis 525 Millionen Euro

Der Kaufpreis beträgt 525 Millionen Euro, zudem werden 15 Millionen Euro für Zinsen und Nebenkosten fällig, wie Finanzreferent Lang mitteilte. Er versicherte: "Die Zinsbelastung ist niedriger als die Dividende, die wir bekommen." Der Schuldenstand des Landes werde sich um 176 Millionen Euro erhöhen. Für 2023 muss ein Nachtragsbudget beschlossen werden.

Totalverstaatlichung bei der Energie Steiermark

Laut Drexler liegt der Preis "deutlich unter den vorliegenden Wertgutachten". Die Entscheidung für den Kauf der Anteile sei gefallen, "um den vollen Bogen an Gestaltungsmöglichkeiten zu gewinnen."

Börsegang möglich

Wie Lang erläuterte, gibt es die Optionen, einen starken Partner oder einen Finanzinvestor ins Boot zu holen. Er stellte aber klar: "Auch ein Börsegang ist nicht unmöglich." Ein Variante, die der Landeshauptmann ebenfalls hervorhob. Der Rückkauf der Anteile an der Energie Steiermark erfolge "in einer Zeit, in der die Energiesicherheit in den Fokus geraten ist."

Bedenken, dass sich mit der nunmehrigen 100-Prozent-Eigentümerschaft der politische Einfluss auf den Energiekonzern erhöhen wird, versuchte Drexler zu zerstreuen. Es werde keinen "Rückfall in graue Vorzeit" geben. Zudem gelte das Aktienrecht. "In das operative Geschäft können wir als Eigentümer nicht eingreifen", unterstrich auch Lang.

Mit dem nun geplanten Rückkauf wird ein neues Kapitel in der Geschichte des Energiekonzerns mit wechselnden Eigentumsverhältnissen geschrieben.

Erst 1998 trennte sich das Land Steiermark von einem Viertel seines Energieunternehmens, zur damals horrenden Summe von 406 Millionen Euro: Die Eletricite des France  (EdF) ließ mit dem Anbot die deutsche Bayernwerke AG oder den österreichischen Verbund weit hinter sich – dass sich Politiker der grünen Mark zu ihren Wasserkraftwerken ausgerechnet einen Atomstromriesen ins Boot holten, schlug damals hohe Wellen.

Im Wert gestiegen

Die EdF ist längst von Bord gegangen, über die luxemburgische SEU-Holding kam der Macquarie Infrastructur Fund  mit Hauptsitz in Sidney in den Besitz der Anteile. 2015 soll die EdF dafür dann nur 250 Millionen Euro erhalten haben. Nun waren diese Anteile wieder auf dem Markt, die australischen Investmentbanker wollen sich davon trennen. Das gaben sie im Juli 2022 bekannt.

In den vergangenen Monaten habe man gemeinsam mit externen Beratern die sich ergebenden strategischen Handlungsoptionen des Landes Steiermark angesehen, hieß es seitens des Landes. Zwei unabhängige Wirtschaftsprüfer seien dabei zu der Einschätzung gekommen, dass der Wert der zum Verkauf stehenden Anteile bei mindestens 628 Millionen Euro betrage.

Die nun von der Landesspitze genannten 525 Millionen Euro liegen also weit unter diesem Wert.

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