Einreise, Tests und Quarantäne: Das sind die Corona-Lücken
Vergangenen Freitag kündigte das Außenministerium eine Reisewarnung für Kroatien an – viele Urlauber gerieten in Panik, manche traten sogar sofort die Heimreise an, um sich teure Tests oder eine 14-tägige Quarantäne zu ersparen.
Wenig später wurde bekannt, dass das Gesundheitsministerium Kroatien zu diesem Zeitpunkt noch nicht als Risikogebiet eingestuft hatte – Tests bzw. Quarantäne wären demnach also gar nicht notwendig gewesen. Am Freitagabend zog das Gesundheitsministerium aber schließlich nach und stufte Kroatien als Risikoland ein.
Alle Rückkehrer brauchen deshalb seit gestern, Montag, bei der Einreise nach Österreich ein aktuelles negatives Testergebnis. Wenn ein solches an der Grenze nicht vorgelegt werden kann, muss innerhalb von 48 Stunden ab der Einreise ein Test nachgeliefert werden. Und bis dahin gilt die Heimquarantäne.
Hier zeigt sich bereits, wie kompliziert die Corona-Verordnungen sind und warum sie immer wieder für Verwirrung sorgen und manche dazu animieren, sie durch "Schleichwege" zu umgehen. Der KURIER hat sich die bedeutendsten "Corona-Lücken" angesehen.
1. Die Einreise
Urlauber, die vergangene Woche aus Kroatien zurückgekommen sind, haben immer wieder berichtet, dass sie an der slowenisch-österreichischen Grenze einfach durchgewinkt wurden, während die Kontrollen an der slowenischen Grenze viel strenger gewesen wären.
Als Reaktion darauf und die steigenden Fallzahlen hat das Gesundheitsministerium bereits am Freitag verstärkte und verbesserte gesundheitsbehördliche Kontrollen an den Grenzen zu Italien, der Slowakei, Slowenien und Ungarn angeordnet.
Das Land Tirol führt bereits seit Donnerstag Gesundheitskontrollen am Brenner sowohl auf der Autobahn als auch auf der Bundesstraße durch. Der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) forderte sogar „Gesundheitschecks an allen österreichischen Südgrenzen“.
Die strengeren Kontrollen sorgten zuletzt bei den Grenzen immer wieder für Staus. Der ÖAMTC rät daher grundsätzlich, bei der Einreise aus Slowenien kleinere Grenzübergänge zu verwenden – das ist aber eigentlich nur Slowenen und Österreichern gestattet. Wie dicht dort kontrolliert wird, ist zudem von Bundesland zu Bundesland und Grenze zu Grenze verschieden.
2. Der Test
Personen, die bei der Grenze keinen Test vorweisen können, müssen sich unmittelbar in Quarantäne begeben und auf eigene Kosten zu Hause einen Test machen. Hier ist klar geregelt, dass es sich um einen PCR-Test handeln muss und auch, dass dieser innerhalb von zwei Tagen nach der Ankunft stattzufinden hat.
Da viele Kroatien-Urlauber aber noch vor der Reisewarnung zurück ins Land gekommen sind, haben die Bundesländer Wien, Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg reagiert. Sie bieten jetzt kostenlose Tests für diese Personen an. Die Länder gingen dabei verschieden vor. In Niederösterreich musste man sich etwa bis Sonntag, 16. August, beim Gesundheitstelefon 1450 anmelden. Nur dann wurde man zu den seit Montag stattfindenden Tests zugelassen.
In Wien kann man hingegen seit Sonntag einfach zu der Teststation vor dem Ernst-Happel-Stadion kommen und sich gratis testen lassen – ganz ohne Nachweis, dass man auch wirklich in Kroatien war. Der Andrang in den ersten zwei Tagen war riesig (mehrstündige Wartezeiten inklusive). Dass sich beim Stadion auch Menschen anstellen, die nicht aus dem Kroatien-Urlaub zurückgekehrt sind, nimmt die Stadt Wien in Kauf: „Lieber ein Mal zu viel getestet, als ein Mal zu wenig“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Immerhin zeige jeder, der sich testen lässt, „Verantwortungsbewusstsein“.
3. Die Quarantäne
Erst am Montag wurde ein Baggerfahrer am Wiener Landesgericht nichts rechtskräftig zu sechs Monaten bedingter Haftstrafe sowie 1.000 Euro unbedingter Geldstrafe verurteilt. Der Grund: der Mann missachtete einen aufrechten Quarantäne-Bescheid. Aufgeflogen war der Mann, weil er seinem Polier davon erzählte.
Genauso gut hätte er aber auch bei einer Kontrolle erwischt werden können. In einigen Bundesländern prüft die Polizei, ob Infizierte auch tatsächlich zu Hause bleiben. In der Bundeshauptstadt kümmert sich die Gruppe Sofortmaßnahmen der Stadt darum.
Natürlich kann bei mittlerweile 23.775 jemals in Österreich positiv getesteten Personen nicht jede und jeder rund um die Uhr überwacht und kontrolliert werden. Zwar hätten die meisten Menschen den Ernst der Lage verstanden, heißt es bei der zuständigen MA 15 (Gesundheitsdienst), aber letztlich handle es sich trotzdem nur um Stichprobenkontrollen.
Sollte bei diesen stichprobenartigen Überprüfungen allerdings niemand angetroffen werden, kann es teuer werden: Bis zu 1.500 Euro müssen Corona-Sünder berappen.
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