Einschlägig verurteilter Vermögensberater
Hinter der Schilling-Gruppe steht ein 65-jähriger Vermögensberater aus Tirol. Er wurde bereits wegen Untreue zu 30 Monaten Haft verurteilt. Doch nun kommen weitaus umfangreichere Vorwürfe auf ihn zu.
Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft hat gegen den gelernten Eisenbahner und einen Kompagnon aus Deutschland Anklage wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs erhoben. Sie sollen durch Falschinformationen die Anleger um 26,5 Millionen Euro geprellt haben.
Die Anklage, die dem KURIER vorliegt, umfasst 92 Seiten. Einen guten Teil füllen die Namen der Geschädigten. 180 Zeugen sollen bei dem Prozess im Landesgericht für Strafsachen in Wien (der Termin steht noch aus), aussagen. Die Verhandlung dürfte sich wohl zumindest über ein Jahr ziehen.
Geprellte Arbeitslose unter Opfern der Schilling-Gruppe
Unter den Opfern sind nicht nur vermögende Anleger, die bis zu eine Million Euro investierten. Auch Personen wie der 61-jährige arbeitslose Herr S., der die Beteiligungen vom Vater erbte. „Ich wollte, dass mir das Geld ausgezahlt wird. Aber ich bin immer vertröstet worden“, schilderte er dem KURIER.
„Es war nie realistisch, dass die Anleger nach einigen Jahren Geld bekommen. Trotzdem sind die Geschäfte lange Zeit gut gegangen“, sagt Rechtsanwalt Georg Kudrna, der rund die Hälfte der 230 Geschädigten vertritt. „Da wurde Geld in Produkte investiert, die es gar nicht gab.“
Wo das Geld hingeflossen ist, konnte bis jetzt nicht geklärt werden. Für Kudrna ist aber auch eine weitere Frage wesentlich: „Wie konnte das so lange funktionieren? Wo war die Kontrolle durch die Finanz und die Finanzmarktaufsicht?“
Der angeklagte Vermögensberater habe lange im Madoff-Stil (Bernie Madoff, US-Betrüger, Anm.) gearbeitet, meint Kudrna. Doch im Jahr 2018 begann die Fassade der Schilling-Gruppe zu bröckeln.
Der Angeklagte könne nicht als „glückloser Investor oder schlechter Unternehmer“, bezeichnet werden, meint die WKStA. Ihm sei „vor dem Hintergrund der immer gleichen Vorgehensweise das Wissen zu unterstellen, dass die Investitionen von Anfang an keine realistische Aussicht auf Erfolg hatten.“
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