Zum ersten Mal seit zehn Jahren hat die Zählung nun wieder stattgefunden, sagt Tobias Thomas, Direktor der Statistik Austria. Seitdem ist der Gebäudebestand in Österreich um 8,4 Prozent gewachsen. „Die Zuwächse bei den Wohnungen in den vergangenen zehn Jahren gehen vor allem auf den Bauboom vor 2020 zurück. Aktuell beobachten wir aber einen Rückgang der Baubewilligungen .“ Wurden 2017 noch 86.213 Wohnungen baubewilligt, waren es 2022 nur noch 58.924.
Viele Einfamilienhäuser
Insgesamt gibt es in Österreich aktuell rund 2,4 Millionen Gebäude. 64 Prozent davon sind Einfamilienhäuser. Regionale Unterschiede machen sich aber bemerkbar: Während sich das Burgenland, Niederösterreich und die Steiermark durch einen hohen Anteil an Einfamilienhäusern auszeichnen, gibt es in Tirol, Salzburg und Vorarlberg vergleichsweise viele Wohngebäude mit drei und mehr Wohnungen. Den höchsten Anteil an Mehrparteienhäusern gibt es mit 39,1 Prozent aber in Wien.
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Gewohnt wird – je nach Alter – sowohl im Eigentum, als auch in Miete. Überdurchschnittlich oft wohnen die 15- bis 29-Jährigen in Miete. Ab 30 Jahren nimmt die Zahl der Mietverhältnisse ab. Am seltensten wohnen die 50- bis 64-Jährigen in Miete. Aber nicht nur die Altersgruppe beeinflusst den Kauf von Wohnraum: „Leben im Eigentum ist auch über die Bundesländer hinweg sehr schief verteilt“, sagt Thomas (siehe Grafik).
Wichtig für das Thema Eigentum ist der Preis. Und der hat zuletzt etwas nachgegeben. Seit 2010 sind die Preise für Eigentum zwar um 121,8 Prozent gestiegen, ab dem dritten Quartal 2022 gab es aber eine leichte Entspannung. Nicht so bei den Mieten. Seit dem Jahr 2010 sind sie um 51,7 Prozent gestiegen.
Junge wohnen in kleineren Wohnungen
Der Preis ist aber nicht alles. Auch die Wohnungsgröße ist ein wichtiger Faktor. In Österreich heißt das: Jüngere wohnen tendenziell in kleineren Wohnungen. „Mit dem Alter nimmt auch die Wohnungsfläche zu“, sagt Thomas.
Eine Rolle spielt das Alter auch bei der Anzahl der Personen pro Haushalt. So leben etwa knapp zwei Drittel aller Frauen über 85 Jahre allein. Nur durch die zunehmende Alterung lasse sich der Trend zu Einpersonenhaushalten aber nicht erklären, sagt Thomas. Lebten 1951 nur 17,5 Prozent der Menschen allein, waren es 2021 schon 38,3 Prozent. Das hänge auch mit der Individualisierung zusammen.
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Wohnsitzmeldungen
Zu erkennen ist in den Daten noch ein weiterer Punkt: Fast jede siebte Wohnung in Österreich ist ohne Wohnsitzmeldung. „Besonders auffallend ist das Phänomen in Tourismusregionen wie Tirol und Vorarlberg, aber auch in Gemeinden, wo starke Bevölkerungsverluste zu verzeichnen sind. Etwa im Waldviertel oder in Teilen Kärntens“, sagt Thomas. Den geringsten Anteil an Wohnungen ohne Wohnsitzmeldungen hat dagegen Wien.
Die Gründe für die fehlende Wohnsitzmeldung seien vielseitig. Etwa wegen Renovierungsarbeiten oder weil sich die Person schlichtweg nicht gemeldet habe. „Das bedeutet aber nicht zwingend, dass die Wohnung leer steht“, sagt Thomas. Für detailliertere Daten bräuchte es eine Gesetzesänderung im Gebäude- und Wohnungsregister, das für die Erhebung verwendet wurde.
Jährlich neue Studie
Apropos Erhebung: Bis zur nächsten Studie sollen nicht wieder 10 Jahre vergehen, sagt Thomas. Ab 2024 wird es deshalb eine jährliche Aktualisierung der Gebäude- und Wohnungszählung geben.
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