Warum sie und ihr Team den Aufwand betrieben haben, erläutert Arming so: „Es geht darum, so viele wertvolle und seltene Sorten wie möglich zu erhalten. Denn sobald eine Apfel-, Zwetschken- oder Kirschensorte verschwunden ist, ist sie für ewig verloren.“ Das sei angesichts des Klimawandels ein Drama: „Wir merken jetzt schon, wie rasant sich das Klima ändert und damit die Herausforderungen für die Obstbauern.“
Zu trocken
Die Bauern haben je nach Region vermehrt mit Schädlingen, Trockenheit, Spätfrost oder Krankheiten zu kämpfen. Als Antwort braucht es Sorten, die besonders resistent gegen bestimmte Krankheiten sind oder die später blühen, damit ihnen ein Spätfrost nichts ausmacht.
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Obstbauern müssen nicht nur schauen, dass sie gesunde Sorten anbauen – es gibt bei den Konsumenten immer wieder Moden, auf die sie reagieren müssen. So wurden aus den Äpfeln und Birnen, die man heute im Supermarkt findet, die Polyphenole herausgezüchtet – diese chemischen Verbindungen sind verantwortlich dafür, dass das Obst nach dem Anschneiden braun wird, was man heute vermeiden will. Diesen Stoff will man vielleicht zukünftig wieder, weil er als besonders gesundheitsförderlich gilt.
Oder es sind plötzlich aromatische Äpfel gefragt wie die Englische Spitalsrenette: „Die hat ein hervorragendes Geschmack und hat den Vorteil, dass sie im Lager weniger schnell schimmelt.“
Bei den genetischen Untersuchungen gab es übrigens einige Überraschungen. „So wissen wir jetzt, dass die Joiser Einsiedekirsche genetisch mit der Windener Schwarzen übereinstimmt – und das, obwohl sich die beiden in der Fruchtgröße und der Steingröße deutlich unterscheiden“, erzählt Arming. Beides sind Lokalsorten, die nur im Burgenland vorkommen. Interessant wäre für Experten zu wissen, ob es diese Sorten auch in der Slowakei oder Ungarn gibt. Derzeit stehen nur Vergleichsdaten mit westlichen Nachbarländern zur Verfügung.
Wieder in die Gärten
Um die vielen alten Sorten zu erhalten, sei es sinnvoll, diese wieder in die Gärten zu bringen, sagt Arming: „Wir bei Arche Noah wollen mindestens fünf Individuen an verschiedenen Standorten auspflanzen, damit die Sorte erhalten bleiben kann und ausreichend abgesichert ist.“
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Im Herbst, wenn die Bäume alle Blätter verloren haben, ist der optimale Zeitpunkt für das Setzen. Seltene Sorten finden Gartenbesitzer in ausgewählten Baumschulen und in zwei Sammlungen, die Edelreiser verschicken, mit denen man Obstbäume veredeln kann: der Obstsortengarten Ohlsdorf und der Reiserschnittgarten der Versuchsstation Haidegg bei Graz.
Wer die Kunst des Veredelns nicht beherrscht, kann sich an ausgewählte Gärtnereien oder an Obstbaumwarte wenden, die diese Aufgabe für den Hobbygärtner übernehmen. Ein Veredelungskurs bei der Arche Noah wäre natürlich auch möglich.
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