Oldie aber Goldie
Tatsächlich ist der Klassiker unter den Eheringen, ein schlichtes Goldband, leicht bombiert (konvex, Anm.), in glänzender Ausführung, auch der Bestseller.
Zwar gibt es unter den Musterringen, die er seinen heiratswilligen Kundinnen und Kunden präsentiert, auch allerlei Ausgefalleneres: Gelb- und Weißgold gemischt, mit wellenförmiger Einkerbung, mit schwarzem Zirkoniumstreifen in der Mitte, satiniert, matt, gehämmert, mit Steinen – fast jeder Wunsch kann erfüllt werden.
Und doch landen die meisten dann bei dem Modell, dass seinerzeit auch die Urgroßeltern getragen haben könnten. Aus gutem Grund, sagt Domandl: Das Goldband ist strapazierfähig – bei einer matten Oberfläche etwa sehe man jeden Kratzer sofort. Und es passt überall dazu. Auch zu einem anderen Klassiker: dem Solitärring, mit dem die Verlobung besiegelt wurde.
Auch bei diesem ist eine gute Beratung vorab wichtig: „Mit einer Krappenfassung (Klammerfassung) bleiben Sie bei jeder Strumpfhose oder Strickweste hängen“, sagt Domandl. Er empfiehlt die verwischte Fassung, bei der der Edelstein glatt ummantelt wird.
Ring als Wertanlage
Und wenn es mit der Ehe nicht klappt? Dann kann man den Ring immer noch verkaufen und hat vielleicht sogar ein Geschäft gemacht. „Wenn Sie 2002 einen Ehering aus Gold gekauft haben, ist der heute mehr wert. Jeder Echtschmuck ist ja auch eine Wertanlage“, erklärt Frank-Thomas Moch, Obmann des Wiener Juwelen- und Uhrenhandels in der Wirtschaftskammer Wien.
Auch als Umsatzbringer sind Trauringe für die Schmuckbranche sehr wichtig. Allein im Vorjahr wurden in Wien 9.123 Paare getraut. Brach der Markt während des Corona-bedingten Hochzeitsstopps ein, konnten sich die Umsätze laut Moch auf dem hohen Niveau des Vorjahres stabilisieren. Nach wie vor werden Hochzeiten nachgeholt. Insgesamt steigen die Umsätze in der Branche also an – wenn auch nicht alle mit der Entwicklung Schritt halten konnten.
„Früher gab es hier im Umkreis von einem Kilometer 14 Juweliere, heute bin ich der einzige“, sagt Domandl.
Manchmal muss es schnell gehen
Knappe zwei Wochen dauert es von der Kundenbestellung bis zum fertigen Ring. Den bestellt er meist selbst, denn das Hochzeitsgeschäft läuft zu 90 Prozent über den Handel. Die meisten Paare kommen allerdings Monate im Voraus. Manchmal muss es aber auch ganz schnell gehen: „Einmal war ein Paar am Vorabend ihrer Hochzeit da, die sind um halb sechs im Geschäft gestanden.
Sie waren gerade essen, haben beschlossen zu heiraten und haben für den nächsten Tag um 11 Uhr morgens ein Termin am Standesamt bekommen. Und eine Stunde vorher hatte ich die Ringe im Geschäft.“
Gravieren ging sich in dem Fall freilich nicht mehr aus. Auch hier tendieren Paare zum Klassiker: Lateinschrift, Name, Hochzeitstag. Trends – wie etwa ein mikroskopisch kleiner Fingerabdruck des Partners oder der Partnerin – konnten sich auch hier nicht wirklich durchsetzen.
Ein emotionaler Kauf
Wofür man sich auch entscheidet, der Ringkauf ist mit Emotionen verbunden. Auch wenn es eigentlich nicht um eine Hochzeit geht, sondern um das Gegenteil: „Einmal ist ein Paar gemeinsam gekommen und hat sich zur Scheidung Ringe anfertigen lassen. Danach sind sie gemeinsam essen gegangen und haben sich besser verstanden als vorher.“ Auch dann kann also so etwas wie Liebe in der Luft liegen.
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