Dream-Team im Museum
Eigentlich war der Historiker und „leidenschaftliche Volksbildner“ schon am Weg in die Pension, als ihn 2017 der Ruf ereilte, die Leitung des Bezirksmuseums zu übernehmen. Er folgte ihm und begann, wie er erzählt, das Haus radikal umzubauen, das ein eher „konservativer Tempel“ gewesen sei. Davon zeugt noch heute die unangetastete Lueger-Ecke seiner Vorgänger, „von der Konstruktion her ein barocker Hochaltar“. Unbedingt erhaltenswert, befand er. Heute blickt man durch einen großen schwarzen Rahmen auf die Kultecke, Studierende des Instituts für Zeitgeschichte haben sie in einen Kontext gestellt.
„Das ging nur durch die Zusammenarbeit mit dem Wien Museum“, sagt Maurer. Denn seit 2020 bietet die eigens eingerichtete Stabsstelle Bezirksmuseen im Wien Museum Unterstützung bei Sammlungspflege, Ausstellungskonzeption oder Marketing. Ziel: Die durchwegs ehrenamtlich geführten Museen aufzuwerten und zu professionalisieren. Auch junge Kuratorinnen und Kuratoren boten den Museumsleiterinnen und -leitern ihre Hilfe an.
So kam auch Alina Strmljan, eine gebürtige Wiednerin, und, wie Maurer sagt, „gestandene Museumsfrau“, ins Bezirksmuseum Wieden. Sie blieb nach der gemeinsamen Überarbeitung des Tröpferlbades im Museum – und wird dessen Leitung übernehmen, wenn Philipp Maurer einmal wirklich in Pension geht. Als Stichtag hat sich der 72-Jährige den letzten Apriltag des Jahres 2024 gesetzt, das ist ihm „nicht ganz gelungen.“ Macht aber nichts, die Zusammenarbeit zwischen dem Duo funktioniere „supergut“, sind sich die beiden einig. Das Museum sei ein Schatz, gerät Strmljan ins Schwärmen, und die Arbeit daran folglich eine Schatzsuche. „Ich kenne das Haus schon so gut, weil wir für die Tröpferlbad-Ausstellung im ganzen Haus nach Objekten gesucht haben.“
So wie etwa die Tafel, die Maurers Vorgänger einst aus einer aufgelassenen öffentlichen Toilette am Schwarzenbergplatz gerettet hat. „Die hat Josef Maria Olbrich entworfen, der auch die Sezession gebaut hat“, sagt Maurer und blickt stolz auf die Jugendstilfliesen.
Verbindungen herstellen
Gerade Bezirksmuseen hätten die Aufgabe, Dinge in Erinnerung zu rufen und Querverbindungen herzustellen, erklärt Maurer seinen Auftrag. Wie etwa den Zusammenhang zwischen dem Bau der Wiener Hochquellwasserleitung und der flächendeckenden Einrichtung der Wiener Tröpferlbäder. Die Biografie des Erbauers müsse er hingegen nicht im Detail erzählen: „Das weiß eh alles der Herr Google. Aber die eigenen Erinnerungen mit der Geschichte zu verbinden, das kann ein Bezirksmuseum.“
Immer wieder würden auch Besucher kommen, die hier selber noch duschen waren, oder die das von ihren Eltern und Großeltern erzählt bekommen haben.
Und statt die Geschichte nur zu bewahren, wolle er sie hier – dank der Zusammenarbeit mit Profis wie Strmljan – auch gut vermitteln und präsentieren. Man spürt die Begeisterung für Geschichte und die Errungenschaften des „Roten Wien“ in jedem seiner Worte.
Da ist es nur passend, dass er als selbsttitulierter „alter Roter“ auch noch eine Anekdote über den ehemaligen Bundeskanzler – und Wiedner – Bruno Kreisky zum Besten gibt. Denn der war als Mittelschüler in der sozialistischen Arbeiterjugend aktiv, fiel dort aber in Anzug, Gilet und Krawatte – „g’schalt wie a Lord“ – immer auf. „Ich habe ihn noch besuchen dürfen und das hat er mir höchstpersönlich erzählt: Er hat sich so anziehen müssen, weil seiner Mutter hat er erzählt, er geht in die Tanzschule.“
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