Durchimpfung bei den ganz Kleinen unter einem Prozent
Es gilt, was seit Beginn der Pandemie galt: Die Impfung ist unser Weg da raus.
Knapp 50 Prozent der impfbaren Bevölkerung haben inzwischen zwei Dosen verabreicht bekommen, 64 Prozent immerhin die erste.
Eine gute Nachricht. Bis man genauer hinsieht. Denn besonders für eine Gruppe ist der Weg aus dieser Pandemie noch ein langer.
Bei den 15- bis 24-Jährigen liegt die Durchimpfungsrate aktuell bei rund 20 Prozent. Bei den 12 bis 15-Jährigen ist nicht einmal jeder Hundertste voll immunisiert. 2,63 der Buben haben den Erststich bekommen, bei den Mädchen sind es 2,7 Prozent - siehe Grafik:
Das spiegelt sich auch in den aktuell wieder steigenden Zahlen wider: Für jene Bevölkerungsgruppen, die bereits immunisiert sind, ist die Pandemie wohl tatsächlich "zur Privatsache" geworden. Betroffen sind aktuell die Jungen. 70 Prozent der Neuinfektionen spielen sich hier ab, angefeuert durch die infektiösere Delta-Variante, die bereits 90 Prozent der Neuinfektionen ausmacht.
Schleppender Impffortschritt
Dabei können sich seit Mitte Mai auch Zwölf- bis 15-Jährige impfen lassen, seit Ende Mai auch Kinder ab zwölf.
340.000 Kinder und Jugendliche können sich damit jederzeit ihren Stich abholen. Impfstoff ist mittlerweile genug vorhanden. Bei den jüngsten Altersgruppen wird ausschließlich jener von BioNTech/Pfizer verimpft. Einige Bundesländer sind bereits zu niederschwelligen Impfaktionen, bei denen keine Anmeldung benötigt wird, übergegangen.
Erststiche gehen zurück
Allein: Noch passiert dies offenbar zu wenig - es passiert vor allem immer weniger oft. Die Zahl der Erststiche sinkt seit Wochen. Für den gestrigen Mittwoch hat das Gesundheitsministerium nur 73.648 neue Impfungen gemeldet - ein Rückgang um 20.000 Stichen gegenüber der Vorwoche und fast halb so viel wie am 2. Juni, dem bisher stärksten Tag der Impfkampagne. Besonders frappant ist der Rückgang bei den Erststichen. Nur 17.000 Menschen jedweder Altersgruppe ließen sich gestern zum ersten Mal gegen das Coronavirus impfen.
Jeder Tausendste mit schwerem Verlauf
Die Impfkommission argumentierte die Freigabe der Impfung für die Zwölf- bis 15-Jährigen übrigens vor allem mit dem Individualschutz. Es geht also nicht nur darum, Herdenimmunität aufzubauen. Die Analyse österreichischer Daten hätte ergeben, dass im Kindes- und Jugendalter bei etwa einer von 1.000 Infektionen mit einem schweren Verlauf gerechnet werden muss.
Rund 500 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahre mussten bisher im Spital behandelt werden, drei Todesfälle wurden registriert. „Bei fehlendem Impfschutz muss im Lauf der nächsten Jahre mit zahlreichen weiteren krankenhauspflichtigen Verläufen gerechnet werden. Demgegenüber gab es in der Zulassungsstudie keine schwerwiegenden Impfkomplikationen“, sprachen sich zuletzt auch die Kinder- und Jugendärzte für eine Impfung der Jüngeren aus.
Der individuelle Nutzen der Impfung würde also auch in dieser Altersgruppe den Schaden durch etwaige Impfnebenwirkungen überwiegen.
Aktuell ist die Impfung nur für Über-Zwölfjährige zugelassen. Das könnte sich jedoch schnell ändern. Man kann damit rechnen, dass mit wachsendem Datenmaterial Stück für Stück die nächste-jüngere Alterskohorte freigegeben wird.
Eltern skeptisch
Bleibt die Frage, wie es um die Impfbereitschaft der Kinder und ihrer Eltern bestellt ist. Bei einer Umfrage in Deutschland lehnten 40 Prozent der Erziehungsberechtigten die Schutzimpfung für ihre Kinder ab.
Wie stehen Sie zur Impfung für Kinder?
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