"Durch Wölfe droht uns in Kärnten ein blutiger Almsommer"

Ein Wolf schaut zwischen zwei Bäumen hervor.
Was hilft gegen den Wolf? Abschuss, Behirtung oder Weidezaun. Ministerin Leonore Gewessler könnte schon bald eine Alm besuchen

63.000 Stück Vieh werden in den kommenden Tagen in Kärnten auf die rund 2.000 Almen aufgetrieben. So weit nichts Neues. Und doch ist vor dem Start der Almsaison im Süden Österreichs heuer alles anders.

35 Risse von Nutztieren durch Wölfe hat es 2022 allein im Mölltal gegeben. Zum Vergleich: 2021 waren es 123 Risse im gesamten Sommer in ganz Kärnten. Damals vor allem auf Almen, nicht wie heuer im Tal.

„Wenn das so weitergeht, werden wir einen blutigen Almsommer erleben“, sagte der Präsident der Landwirtschaftskammer Kärnten (LK), Siegfried Huber, bei einem Pressegespräch am Montag auf 1.281 Metern Seehöhe beim Almgasthof „Himmelbauer“ im Mölltal.

Kärnten als Vorreiter-Bundesland

Die Stimmung am einstigen Bergbauernhof mit geschnitztem Kreuz im Gastgarten, veranschaulichte einmal mehr, wie emotional das Thema besetzt ist. „Das Wolfsproblem ist nicht nur ein Problem der Landwirte, sondern von uns allen. Ich habe Mütter, die mir Briefe schreiben, weil sie Angst um ihre Kinder haben“, betonte der zuständige Landesrat, Martin Gruber (ÖVP). In Kärnten darf der streng geschützte Wolf seit heuer geschossen werden, wenn zuvor zwei Vergrämungsversuche erfolglos blieben. So will es die seit Februar geltende Wolfsverordnung.

Zum Einsatz kam sie bereits öfter, nur Wolf wurde noch keiner erlegt. Zumindest nicht offiziell. Offiziell ist lediglich jener tote Wolf dokumentiert, der auf der Tauernautobahn bei Villach von einem Lkw überfahren wurde. Aktuell ist eine Bejagung des Raubtiers in den Gemeinden Reißeck, Greifenburg und Sachsenburg erlaubt. „Wenn der erste Wolf offiziell erlegt wurde, stelle ich mich schützend vor den Jäger“, sagte der LK-Präsident.

Wenn Zaun auf Wanderweg trifft

Naturschutzorganisationen wie der WWF sehen als Lösung für das Wolfsproblem vor allem Behirtung und Weidezäune. Was am Montag auf wenig Verständnis traf. „Diese wolfsfreundlichen Organisationen sehen das romantisch und realitätsfremd. Sollen wir quer über die Wanderwege Zäune spannen“, fragte Landesrat Gruber.

Und LK-Präsident Huber fügte hinzu: „Kaum jemand findet Personal. Wie sollen wir da 600 Hirten finden?“ Allein 100 Millionen Euro würden benötigt werden, um die Kärntner Almen wolfssicher zu machen. „Der Wolf wird von vielen heiliggesprochen. Ich verzichte auf Tipps. Ich diskutierte auch nicht mit, ob die in Wien eine U-Bahn bauen sollen“, sagte Sepp Obweger, Obmann der Almwirtschaft.

An „die in Wien“, konkret Verkehrsministerin Leonore Gewessler, erging übrigens die Einladung, sich die Auswirkungen des Wolfes auf einer Kärntner Alm anzusehen. Gewesslers Antwort ist nicht bekannt. Anja Kröll

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