Drohende Reisewarnung für Österreich: Ist die Skisaison in Gefahr?
„Impfen, impfen, impfen“, gab Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch erneut als Mittel gegen die Pandemie aus. Doch für den Wintertourismus hat auch die Corona-Schutzimpfung eine Kehrseite, denn: Nicht alle Vakzine gelten in Österreich im grünen Pass für den Status des Geimpften.
Der vor allem in Osteuropa beliebte Impfstoff Sputnik V fällt schon einmal nicht darunter und das kann zu Problemen bei Urlaubern wie auch bei Mitarbeitern in der Tourismusbranche führen. Denn sie müssten sich weiterhin testen lassen, um die 3-G- oder 2,5-G-Pflicht in der Gondel oder am Arbeitsplatz zu erfüllen.
Wie testen in entlegenen Regionen?
Um es am Beispiel des Tiroler Ötztales festzumachen: 20 Prozent der Winterurlauber kommen aus Ländern, in denen Sputnik V überwiegt, berichtete Tourismusobmann Oliver Schwarz vor Kurzem. Gäste, die über einen Impfschutz verfügen, erneut zu Tests zu bitten, dürfte auf wenig Verständnis stoßen, befürchtet Schwarz. Ähnlich sieht das auch die Österreichische Hoteliersvereinigung (ÖHV) in Bezug auf Arbeitskräfte aus diesen Ländern: „Obwohl sie geimpft sind, müssten sich viele täglich testen lassen“, kritisiert ÖHV-Generalsekretär Markus Gratzer. „Wie das ohne flächendeckendes Angebot an PCR-Tests in Ferienregionen gelingen soll, muss uns die Regierung erst vormachen.“
6.505 Neuinfektionen
Dazu kommt das innerösterreichische Problem der Impfmüdigkeit, gepaart mit stetig steigenden Neuinfektionen. Am Mittwoch wurde der diesjährige Höchststand mit 6.506 Neuinfektionen erreicht, die Auslastung der Normal- und Intensivstationen wird immer prekärer: „Wir stehen bald mit dem Rücken zur Wand“, warnte etwa Günther Weiss, Direktor des Klinikums für innere Medizin in Innsbruck.
Eine Situation, die andere Staaten bereits alarmiert: Rumänien setzte Österreich auf die rote Liste Österreich gilt als Corona-Risikogebiet. Folgen weitere Staaten diesem Beispiel, wäre das für den heimischen Wintertourismus fatal. Landeshauptmann Platter, derzeit auch Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz, konnte Reisebeschränkungen nicht ausschließen: „Man sieht schon, dass Deutschland von 70 Staaten als Gebiet mit hoher Inzidenz bezeichnet wird.“ Er erwarte dennoch eine „akzeptable Wintersaison“.
Extreme Beeinträchtigung für Wintertourismus befürchtet
Deutliche Worte findet der Präsident der Wirtschaftskammer Kärnten, Jürgen Mandl: „Natürlich gibt es die Angst, dass erneut Reisewarnungen ausgesprochen werden. Aber ob einem die Inzidenzzahl nun gefällt oder nicht, sie ist die europaweite Messlatte. Sie ist wie eine Bilanzzahl, die zur Berechnung verwendet wird.“ Sollten die Corona-Zahlen weiter steigen, würde das laut Mandl für den Wintertourismus „extreme Beeinträchtigungen“ mit sich bringen. „Welcher Gast kommt schon auf Urlaub, wenn er nach der Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet in Quarantäne muss?“ Man könne nur hoffen, dass die Zahlen sinken.
Auf dem Nassfeld, mit 110 Pistenkilometern das größte Skigebiet Kärntens, herrscht aufgrund der steigenden Corona-Zahlen ebenfalls ein „ungutes Bauchgefühl. Es ist undenkbar, dass wir noch einmal so eine Wintersaison wie vergangenes Jahr durchstehen“, überlegt Christopher Puntigam, Sprecher der Tourismusregion.
90 Prozent der Skifahrer sind geimpft
Gelassen geht indes Georg Bliem, Geschäftsführer der Planai Bahnen in der Obersteiermark, in den Start der Saison. „Bis jetzt sind wir einmal in den normalen Vorbereitungen. Wir gehen von einem normalen Winter aus, wenn auch mit Corona-Begleitung.“ Aus dem Sommertourismus der obersteirischen Region wisse man: 90 Prozent der Gäste waren geimpft.
Gernot Hörwertner, Sprecher der Salzburger Land Tourismus, sieht dies ähnlich. „Reisewarnungen bedeuten heuer nicht, dass Grenzen dichtgemacht werden.“ Aus den geöffneten Gletscherskigebieten wisse man: Nur zehn Prozent der Gäste kämen mit einem Test, der Großteil sei geimpft oder genesen.
Kommentare