Hintergründe zur Impf-Lotterie: Doskozils neuer Sonderweg
Die Burgenländer sind bundesweit am impffreudigsten, aktuell sind 66,3 Prozent der Gesamtbevölkerung vollimmunisiert, bei der impfbaren Bevölkerung (da sind z. B. Kinder bis 12 Jahre nicht dabei) liegt der Wert bei 74 Prozent, 77 haben zumindest einen Stich erhalten.
LH Hans Peter Doskozil will letztere Werte auf über 80 Prozent anheben, Treiber soll eine Lotterie mit attraktiven Preisen bis hin zu einem Auto sein, kündigte der Landeshauptmann am Mittwoch an. Die Lotterie soll bis zum Landesfeiertag am 11. November laufen, derzeit werde noch an letzten Details gefeilt, hieß es am Donnerstag auf KURIER-Anfrage aus dem Doskozil-Büro.
Das Grundgerüst der Lotterie ist - zumindest - ungewöhnlich: Denn sie findet nur dann statt, wenn bis Mitte November eine bestimmte Impfquote erreicht wird, deren genauer Wert soll erst festgelegt werden. Der Wert soll "erreichbar, aber ehrgeizig sein". In absoluten Zahlen müssten sich bis zum Landesfeiertag mindestens 10.000 weitere Burgenländer immunisieren lassen (derzeit sind es 167.000 Personen plus jene, die in anderen Bundesländern geimpft wurden).
Findet die Lotterie dann statt, können jedenfalls alle Burgenländer, die sich bis 11. November impfen lassen oder schon geimpft wurden, gratis an der Verlosung teilnehmen.
Noch offen ist die Gesamtliste der Preise - auch, ob der Haupttreffer ein E-Auto wird, wusste man noch nicht - und das Lotterie-Management, das über jeden Zweifel erhaben sein müsse. In ein bis zwei Wochen soll die Lotterie dann im Detail vorgestellt werden. Besonders hingewiesen wird auf den Anreiz-Charakter, auf den das Burgenland setze, während sonst allerorten "über Sanktionen geredet wird".
Und Doskozil kündigte am Donnerstag auch an, dass im Falle eines weiteren Lockdowns wieder ein burgenländischer Sonderweg möglich sei, "wenn es gelingt, die Vorreiterrolle bei der Durchimpfung deutlich auszubauen". Das Burgenland hatte im Frühjahr früher geöffnet als Wien und NÖ, SPÖ-Bundesparteichefin Pamela Rendi-Wagner hatte ihren Parteifreund Doskozil deshalb scharf kritisiert, was ihr der Burgenländer nicht verziehen hat.
Am Anfang war die Skepsis
Der burgenländische Landeshauptmann war nicht immer ein so vehementer Verfechter der Impfung. Knapp vor Weihnachten 2020 - wenige Tage vor dem bundesweiten Impfstart - hatte er sich am Rande einer Pressekonferenz als Impfskeptiker zu erkennen gegeben: Aus seiner Sicht seien noch zahlreiche Fragen offen, merkte Doskozil damals an.
Etwa, welche Nebenwirkungen die Covid-19-Impfung habe, ob sie auch für Allergiker verträglich sei, ob der Impfstoff "gentechnisch verändert" sei oder ob Geimpfte Überträger von Covid sein könnten. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, werde er sich impfen lassen, so Doskozil, der sich auch gegen "Showimpfungen" aussprach, bei denen sich Politiker beim Impfen fotografieren und filmen lassen.
Doskozil selbst war einige Wochen zuvor an Covid-19 erkrankt und musste sich mehr als eine Woche daheim erholen. Geimpft wurde er dann am 1. Juli 2021 - mit Foto. Es reichte ein Stich, weil er noch über viele Antikörper verfügte.
Der Artikel wurde am 2.9. um 13.44 Uhr mit Details zur Lotterie aktualisiert, Anm. der Red.
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