Im neuen Jahr stehen nicht nur die Schulkinder vor neuen Prüfungen. Auch die Ministerin. Denn die Ansteckungszahlen kletterten in Israel auf ein neues Rekord-Hoch. Mit 11.187 Positiv-Getesteten allein am Mittwoch. Es ist der dritte Tag in Folge mit mehr als 10.000 Neuinfektionen. So viele Fälle gab es in Israel auch in der dritten Welle nicht. Die Zahl der Toten stieg auf mehr als 7.000.
So heißt es für 200.000 Schulkinder aus „roten“ Regionen des Landes erst einmal: Weiter mit Corona-Unterricht in abgekapselten Gruppen. Die Schüler müssen keine Testergebnisse direkt vorlegen. Es genügt eine eidesstattliche Erklärung der Eltern, dass ein Schnelltest negativ ausfiel.
Mehr ist juristisch fraglich. Schulpflicht darf keine Grauzone werden: „Kinder ohne Test werden auf keinen Fall nach Hause geschickt“, erklärte am Mittwoch ein Schulleiter. In deren Ermessen liegt viel in den nächsten Tagen. Sind aber in den Oberstufen über 70 Prozent der Schüler geimpft, findet hier der Unterricht ohne Einschränkungen statt. Wie auch an allen Sonderschulen.
In den Oberstufen sind viele Erstgeimpfte. Ab 16 entscheiden Heranwachsende über ihre Impfung allein. In den Schulen werden - nicht wie vorgeschlagen - vorerst keine Impfstationen errichtet. Ministerin Schascha-Biton: „Ein so zu erwartender sozialer Druck wäre ja ein Verbrechen.“ Doch bei einer Einwilligung von mindestens 50 Eltern kommen mobile Stationen in den Schulen zum Einsatz. Ab Oktober sollen Erstgeimpfte auch ihre zweite Impfung nachweisen.
Bleiben noch 37.000 von 220.000 Lehrern, die sich bisher nicht impfen ließen. Sie müssen zwei Mal die Woche teure PCR-Teste vorlegen. Wer sie bezahlen wird, ist noch unklar. Die Lehrergewerkschaft erwägt auch eine unbezahlte Beurlaubung zu akzeptieren. „Das muss dann aber auch für andere Berufszweige mit Besucherkontakt gelten“, so Gewerkschaftsvorsitzender Ran Eres. Ein Ungeimpfter gefährde letztlich auch seine Kollegen.
In sieben Versuchsklassen im Lande läuft das „Grüne Programm“. Hier gibt es bis Mitte Oktober keine Quarantäne-Pflicht - auch nicht nach vermuteten Kontakten mit Virus-Trägern. Ein genauerer PCR-Test wird erst einmal abgewartet. In den orthodoxen Schulen des Landes begann der Unterricht bereits vor zwei Wochen. Eine Art Probelauf. In orthodoxen Wohngegenden stieg seitdem die Zahl der Positiven von 5 auf 23 Prozent.
"Dritte Impfung wirkt"
Für die Experten von der Hebräischen Universität kein Grund zur Panik. Auch an den säkularen Schulen erwarten sie einen Anstieg, der jedoch nicht das Gesamtbild entscheidend ändere: Das zeigt trotz aller Positiv-Rekorde auch sinkende Zahlen bei Intensivfällen. „Die dritte Impfung zur Auffrischung hat die Ausbreitung der Delta-Variante in Israel gebremst.“ Zu diesem Schluss kam eine Untersuchung der Krankenkassen mit über zwei Millionen Geimpften.
Michal Lilian vom Weizmann-Institut untersuchte Langzeit-Folgen der Impfung. „Sie treten für zwei Tage, nach zwei Wochen und manchmal auch zwei Monaten auf. Doch auch bei den bekannten üblichen Impfungen gibt es keine Hinweise von Spätfolgen nach einem Jahrzehnt.“ Der Impfexperte Tal Brosch vom Assuta Hospital in Aschdod bestätigte: „Keine bekannte Impfung kam bisher nach einem jahrzehntelangen Versuchsstadium zur Anwendung. Und Auffrischungen sind auch bei Tetanus gängig. Da aber hat keiner Angst.“
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