Sein Lama Peter wurde von einem Trekking-Veranstalter aussortiert, weil es Hunde attackiert hat. Für seinen neuen Besitzer zeigt das nur, dass sich das Tier auch mit einem Wolf anlegen würde. Mit Partnerin Heidi schiebt es hinter einer elektrisch eingezäunten Schaf-Nachtkoppel auf der Pfundser Tschey Wache.
Von der idyllischen Almlandschaft im Bezirk Landeck hat man einen guten Blick auf die Berge der gegenüberliegenden Talseite. Dort hat es zuletzt eine ganze Serie von Wolfsrissen gegeben. Für Schranz steht fest: „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf bei mir ist.“ Darauf bereitet er sich seit mehreren Jahren vor. Der 48-Jährige gilt als Herdenschutz-Pionier. Bei anderen Bauern eckt er damit an: „Für die bin ich ein Nestbeschmutzer.“
Denn der Grundtenor unter Landwirten in Österreich lautet: Der Wolf muss weg. Er vertrage sich weder mit der Almwirtschaft, noch mit dem Bergtourismus. „Sag mir einen Bauern, der für den Wolf sein kann. Ich habe auch geschimpft“, sagt Schranz dazu. Aber die Hoffnung, dass der EU-weite strenge Schutz des Beutefängers aufgeweicht werden könnte, hat er längst aufgegeben.
Bauernvertreter und hochrangige ÖVP-Politiker fordern immer wieder wolfsfreie Zonen im Alpenraum. EU-Parlamentarier der VP haben auf eine diesbezügliche Anfrage an die EU-Kommission aber gerade wieder eine Abfuhr erlitten.
Umweltkommissar Virginijus Sinkevicius ließ wissen, dass nach EU-Recht „keine regionalen wolfsfreien Zonen“ eingerichtet werden“ können. Nichtsdestotrotz ist in Tirol nun auch VP-Landeshauptmann Günther Platter in den Ring gestiegen und fordert ein Ende „der Wolfsromantik“. Der Schutzstatus müsse gesenkt werden.
"Den Bauern reinen Wein einschenken"
WWF-Wolfsexperte Christoph Pichler ist davon überzeugt, dass das nicht passieren wird. „Man muss den Bauern reinen Wein einschenken“, forderte er vergangene Woche bei einem Lokalaugenschein bei Thomas Schranz. Der zeige, was beim Herdenschutz alles möglich sei. Für den braucht es auch Hirten. Und für die Finanzierung der Schutzmaßnahmen öffentliche Förderungen.
Unten im Tal experimentiert Schranz auf einer eingezäunten Weide in Tösens auch mit von ihm ausgebildeten Herdenschutzhunden. Dass an der angrenzenden Straße immer wieder Mountainbiker vorbeifahren, ist Schranz nur recht. Seine zwei Kangals, wie die Rasse heißt, sollen sich an derartiges Treiben gewöhnen.
Immerhin sollen Herdenhunde zwar den Wolf, aber keine Wanderer oder Radfahrer auf der Alm attackieren. Ein Einsatz der Hunde würde aktuell aber ohnehin an Haftungsfragen und anderen rechtlichen Hürden scheitern.
Lösungen tun aber Not. Auch heuer gab es wieder in mehreren Bundesländern bestätigte Wolfsrisse. So in OÖ (9) und Salzburg (1). Verdachtsfälle gibt es in Kärnten und Vorarlberg. Tirol hat sich heuer aber zu einer Brennpunktregion entwickelt.
Beim Land geht man davon aus, dass mindestens 85 Schafe und Ziegen von Wölfen gerissen wurden – 40 davon allein im Tiroler Oberland, das an Italien und die Schweiz mit jeweils starken Wolfspopulationen grenzt.
Für WWF-Experten Pichler ist Herdenschutz allein deshalb schon alternativlos. „Es werden immer wieder Wölfe aus Nachbarländern durch Österreich streifen.“
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