Der „verflixte Kickl“ in der Kärntner Heimat
24 Mal in 90 Minuten fällt der Name in dem Saal mit den weiß gedeckten Tischreihen, den türkisen Vorhängen und den Kärntner-Fahnen: „Der Jörg.“ Wer damit gemeint ist, bedarf keiner Erklärung bei den gut 250 Anwesenden, die sich am Samstagnachmittag im „Gasthaus Karawankenblick“ versammelt haben.
Jörg Haider schwingt in Kärnten vier Wochen vor der Landtagswahl auch dann mit, wenn sich eigentlich alles um „den Herbert“ und „den Erwin“ dreht.
"Bis in den letzten Winkel"
Seit Freitagabend weilt FPÖ Bundesparteiobmann Herbert Kickl in seiner Heimat Kärnten, um FPÖ-Spitzenkandidaten Erwin Angerer beim Wahlkampfauftakt für die Landtagswahl am 5. März zu unterstützen.
„Bis in den letzten Winkel dieses wunderschönen Landes“ wolle man die blaue Botschaft tragen, hatte Kickl am Freitag im Lakeside Park in Klagenfurt vor 1.000 Anhängern angekündigt.
Am Samstag heißt der Winkel Völkermarkt. Die Bühne ist kleiner, die John-Otti-Band zwei Musikanten mit Ziehharmoniker gewichen, die Maggi-Flaschen auf den Gasthaustischen sorgen für nostalgisches Flair.
Rumpler in Kärnten
Es sind die ersten beiden großen Auftritte Kickls nach dem Erfolg bei der Landtagswahl in Niederösterreich. Das Selbstbewusstsein aus dem Ergebnis ist den Freiheitlichen anzumerken. „Zum zweiten Landesfeiertag“ werde man den 5. März erklären, weil es einen „Rumpler in Kärnten tun wird“, rumpelt es bei der Rede von Kickl von der Bühne.
„Der verflixte Kickl“, wie sich der FPÖ-Chef gerne selbst nennt, ist zurück. An jenem Ort, an dem die FPÖ einmal ganz groß war.
2004 brachte den letzten Wahlsieg für die FPÖ und ihren damaligen Landeshauptmann Jörg Haider, mit satten 42,43 Prozent.
Wer FPÖ sagt
musste lange auch Kärnten sagen. Und nach wie vor ist die Partei eng mit dem Süden verbunden. Nach dem historischen Ergebnis der Blauen bei der Landtagswahl in NÖ sind auch die Hoffnungen in Kärnten groß.
23 Prozent
der Stimmen gab es für die FPÖ bei den letzten Landtagswahlen 2018.
Spitzenkandidat
ist Landesparteichef Erwin Angerer. Seit 20 Jahren Bürgermeister von Mühldorf will er nun LH werden.
Pushbacks erlaubt
2023 sind die Themen ganz klar vorgegeben: Gegen Asyl, gegen Gendern („In Kärnten weiß man halt noch, ob man Mandl oder Weiberl ist“), gegen Teuerung. Und gegen den Bundespräsidenten sowieso, der einen blauen Kanzler Kickl nicht angeloben will.
Dafür ist man „für Kärnten“. Und vielleicht noch für eine „Festung Österreich“, wie es auf den Karten, die verteilt auf den Tischen liegen, steht. Pushbacks ausdrücklich erlaubt.
Weil das hat „der Jörg“ schon vor 30 Jahren gewusst, hallt es über die Kärntner Fahnen am Tisch: Österreich, das kommt zuerst.
Die einstige Stärke
Die Frau mit dem türkisfarbenen Kajal, der Glitzerhaarspange und dem violetten Top, die einem gegenüber sitzt, nickt zustimmend. Dazwischen wird geklatscht oder gelacht. Die Sprüche sind, Marke FPÖ, eingängig.
„Mikl Leitner war der erste Streich, Peter Kaiser folgt sogleich“, gibt etwa Generalsekretär Michael Schnedlitz zum Besten. Den es auch furchtbar erzürnt, dass Landeshauptmann Peter Kaiser den Kärntner Anzug verweigert. So wie die meisten Anwesenden übrigens.
Aber ja, die FPÖ will zurück zu ihrer einstigen Stärke in Kärnten. Dafür beschwört Kickl nicht nur „die Mölltal Power“ von Spitzenkandidat Angerer, sondern auch die eigene Oma aus Radenthein. Dass man ihren Vornamen nicht erfährt, enttäuscht fast.
Dafür erfährt man bei der 18. Nennung „des Jörg“, dass „dieser auf einer Wolke sitzt und fest die Daumen drückt.“
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