Der fetteste Braunbär Alaskas heißt Grazer

Der fetteste Braunbär Alaskas heißt Grazer
Im Herbst findet alljährlich der „Fat Bear“-Bewerb statt. 1,4 Millionen stimmten über ihre bärigen Lieblinge ab. Ein Weibchen namens Grazer hat gewonnen.

Auf die inneren Werte kommt es an: Was oft als halbherzig bemühte Floskel daherkommt, war bei einem Contest im fernen Alaska in den USA tatsächliche oberste Maxime. Denn dort galt: je dicker, desto besser.

Seit 2014 wird im Katmai-Nationalpark nämlich alljährlich der „Fat Bear“-Wettbewerb ausgetragen; also die Kür des fettesten Bären. Die diesjährige Siegerin ist eine Braunbärendame namens Grazer (Ähnlichkeiten mit einer real existierenden Stadt oder dort lebenden Menschen sind freilich rein zufällig).

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Die zweifache Bärenmutter Grazer ist von kräftiger Statur und hat auffällig hellbraunes Fell an den Ohren. Seit Jahren fällt sie als ausgesprochen geschickte Anglerin rund um den Brooks River auf.

Ein dickes Fell

Sie hat im wahrsten Sinne ein dickes Fell, legte sie sich doch auch schon mit dominanten, größeren Männchen an, um sich und ihren Nachwuchs zu schützen. Und nun gewann sie auch noch die Kür zum fettesten Pelztier des Nationalparks.

Der Hintergrund des kuriosen Bewerbs: Im Katmai-Nationalpark im nördlichsten Bundesstaat der USA leben einige der größten Braunbären der Welt. Rank und schlank erwachen sie aus ihrer Winterruhe – mit einem Ziel: Bald wieder ordentlich zuzunehmen. Von Juni bis Oktober müssen sie frischen Wildlachs im Brooks River fangen, um sich einen ordentlichen Winterspeck zuzulegen.

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Der fetteste Braunbär Alaskas heißt Grazer

Braunbär Chunk bringt geschätzte 550 Kilo auf die Waage.

Fress-Finale im Herbst

Im Herbst – also quasi im Fress-Finale – können interessierte Bären-Fans jedes Jahr via Internet für ihren beleibten Liebling stimmen. Es geht übrigens nicht nur um das Körpergewicht, auch Faktoren wie das Fressverhalten oder das Temperament fließen in die Bewertungen mit ein.

Der lustige Bewerb hat aber auch einen ernsten Hintergrund: Er soll darauf aufmerksam machen, wie wichtig ein funktionierendes Ökosystem ist. Immerhin ist die Region Lebensraum für mehr als 2.000 Braunbären.

1,4 Millionen stimmten ab

Zwölf von ihnen waren heuer eine Woche lang im Rennen um den kuriosen Titel. Online konnten die Bären-Freunde ihre Favoriten über Webcams beim Lachsfang beobachten und Fotos von verschiedenen Stadien der Beleibtheit vergleichen. Insgesamt gingen in diesem Jahr fast 1,4 Millionen Stimmen aus aller Welt ein – ein Rekord, wie die Ranger des Nationalparks berichteten.

Grazer ging mit ihren kolossalen Kurven jedenfalls als eindeutige Siegerin aus dem Wettbewerb hervor. Die Braunbärin, die übrigens auch die Kennzahl 128 trägt, verwies das imposante Männchen Nummer 32 namens Chunk (auf Deutsch „Klotz“) auf den zweiten Platz. Und zwar mit einem gewichtigen Vorsprung: Grazer erhielt 108.000 Stimmen, Chunk kam auf 23.000. Dabei hätte das Männchen deutlich mehr Gewicht auf die Waage gebracht: Chunk mit seinem wuchtigen Hinterteil wird auf 550 Kilo geschätzt. Der 18-jährige Chunk gilt generell als einer der dominantesten Bären in dem Revier.

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Der fetteste Braunbär Alaskas heißt Grazer

Die mollige Bärin Holly gewann den Bewerb im Jahr 2019.

Grazer dürfte zwar deutlich weniger wiegen, nämlich „nur“ rund 320 Kilogramm.

„Gefräßiges Mädchen“

Doch sie konnte weit mehr Fans von sich überzeugen: Das „gefräßige Mädchen“ habe den „Kerl mit der Wampe“ ausgestochen, schrieb die Parkranger. Und schickten gleich eine Gratulation hinterher: „Lang lebe die Queen!“

Auf den hinteren Plätzen landeten unter anderem die üppige Bärin Holly sowie der Jungbär Nummer 806, genannt pummeliger Prinz. Im Vorjahr hatte übrigens der mächtige Bär mit der Nummer 747 (sein naheliegender Spitzname: Jumbo Jet) die meisten Fans.

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Verlust des Lebensraums: Braunbären gelten als ungefährdet, laut WWF sind sie aber durch Jagd und Verlust ihrer Lebensräume bedroht.

185.000 bis 200.000 Braunbären gibt es aktuell weltweit. In Europa dürften rund 17.000 Braunbären leben, die meisten  in den Karpaten.

Winterruhe: Den Winter verbringen Bären in mehrmonatigem Ruhezustand. Herzschlag und Atemfrequenz gehen deutlich zurück. Sie nehmen während dieser Zeit weder Wasser noch Nahrung auf und geben keinen Kot oder Urin ab.

Grazer wie auch Chunk gehen nach Einschätzung der Parkranger mit guten Fettreserven in den Winter. Grazer hatte in diesem Jahr zudem keinen Nachwuchs. Das heißt, sie konnte ihre gesamte Energie nutzen, um viel Lachs zu fangen und zu verspeisen.

Schlank im Schlaf

Eine Siegerprämie erhält die üppige Bärin nicht – ihre Belohnung ist die wohlverdiente Winterruhe. Und um den ist sie tatsächlich ein wenig zu beneiden: Propagierte doch bereits so mach dubioser Diätratgeber die Zauberformel „schlank im Schlaf“. Während der Erfolg bei Menschen kaum ins Gewicht fällt, funktioniert die Formel bei Braunbären wirklich: Bis sie im Frühjahr wieder erwachen, haben sie bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts verloren.

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