Der Fasching ist heuer abgesagt
„Vö-Vö“ – dieser närrische Gruß hätte eigentlich der Hit im Fasching 2022 in Niederösterreich sein sollen: Wurde Bad Vöslau (Bezirk Baden) doch heuer zur Landesnarrenhauptstadt gekürt, passend zum 33-Jahr-Jubiläum der örtlichen Faschingsgilde. Doch Corona entpuppte sich als Spaßverderber.
Auch wenn viele Villach mit Fasching in Österreich verbinden, die höchste „Narrendichte“ mit 36 Faschingsgilden und rund 3.600 Mitgliedern gibt es in Niederösterreich. Alljährlich wechselnd darf sich eine von ihnen über den Titel „Landesnarrenhauptstadt“ freuen und die Jahresregenten stellen.
Für das aktuelle Landesgrafenpaar Elisabeth II. und Herrmann I. aus Bad Vöslau wird es allerdings keine Audienzen, Staatsbesuche oder Ansprachen geben. Die Pandemie verschont auch die Narren nicht. „Fast alles im Land von Faschingssitzungen bis zu Umzügen ist abgesagt“, sagt ein so gar nicht lustig gestimmter NÖ-Landespräsident Alfred Kamleitner.
In Bad Vöslau konnte man die Ernennung zur närrischen Metropole am 11.11. im kleinen Kreis zwar noch feiern, doch seitdem herrscht eher Tristesse denn Ausgelassenheit. „Wir alle, besonders die Gardemädchen, sind sehr enttäuscht. Die Vorbereitungen mit Proben für die Jubiläumsnarrensitzungen haben vor mehr als einem Jahr begonnen, das Programm war fixfertig“, erklärt Bad Vöslaus Gildenpräsident Michael Lauda.
Auch ein Festumzug mit rund 50 Gruppen und Tausenden Zusehern war geplant, doch die Corona-Auflagen hätten eine Einzäunung entlang des mehr als vier Kilometer langen Weges und 2-G-Kontrollen bedeutet – nicht machbar. Den Humor hat man aber nicht verloren: „Wir überlegen einen Umzug und ein Narren-Kabarett für den Sommer oder holen das nächstes Jahr nach“, meint Lauda.
Lei-Lei in kleiner Form
Die berühmteste österreichische Faschingssitzung, der Villacher Fasching, konnte in diesem Jahr hingegen wieder vor Publikum stattfinden – zwar nicht in gewohnter Form, aber immerhin: Für die Fernsehaufzeichnung durften jeweils 500 Zuseherinnen und Zuseher unter Einhaltung der 2-G-Regel bei den Sitzungen teilnehmen. Ob weitere Termine auch im Februar stattfinden können, werde erst evaluiert, heißt es auf der Website. Auch die Familiensitzung müsse auf Februar verschoben werden.
Der Umzug der Villacher Faschingsgilde am Faschingssamstag musste hingegen auch heuer wieder abgesagt werden, da die Einhaltung der vorgegebenen Sicherheitsvorschriften nicht garantiert werden könne.
Abgesagt werden musste in diesem Jahr auch fast die gesamte Wiener Ballsaison, unter anderem auch der wohl bekannteste unter den Wiener Bällen – der Opernball. „Wir haben alles dazu getan, um die Möglichkeit aufrecht zu erhalten, dass der Opernball doch noch stattfinden kann. Aber die ganze Situation derzeit bietet einfach nicht die nötigen Bedingungen“, sagt Staatsoperndirektor Bogdan Roščić. Die Fristen für die monatelangen Vorbereitungen konnten nicht eingehalten werden und auch die Unsicherheit wegen Omikron sei stetig gewachsen. Das Komitee arbeite aber bereits an Ideen für den Opernball 2023.
Für dieses Jahr ebenfalls abgesagt wurden unter anderem der 120. Wiener Zuckerbäckerball und der Ball der Wiener Wirtschaft. Der 24. Wiener Regenbogenball wurde hingegen nur verschoben. Stattfinden soll er nun im Frühjahr am 21. Mai.
Kaum Umzüge
Auch fast alle Faschingsumzüge fallen heuer aus. Weder wird in Salzburg verkleidet durch die Straßen gezogen, noch finden die Narrenabende in Dornbirn statt. Bei den Oberländer Fastnachten in Tirol hätten eigentlich fünf Umzüge über die Bühne gehen sollen. Nun wird aber auch dort alles still stehen.
Im Burgenland sind sowohl der Jahrmarkt der Narren in Oberwart als auch das Güssinger Faschingskabarett abgesagt. Und auch in Oberösterreich finden weder der Stockenball in Obertraun noch das Fetzenverbrennen mit Brieftaschlwechsel in Ebensee statt.
In der Steiermark hat man entschieden, die Straßer Faschingssitzungen auf April zu verschieben. Egal ob Faschingssitzungen, -umzüge oder die Ballsaison: Im nächsten Jahr soll der Eventkalender wieder prall gefüllt sein.
Hoffentlich.
Kein Witz - Zahlen zur närrischen Zeit
Laut einer Marketagent-Umfrage isst der typische Österreicher gewöhnlich 14 Krapfen pro Jahr, davon sieben in der Faschingszeit und zwei am Faschingsdienstag
Acht von zehn Österreichern haben am liebsten Marillenkrapfen
151 Millionen Euro Umsatz wurden durch abgesagte Bälle vergangenes Jahr nicht gemacht. Heuer wird es genauso sein
In der Saison 2019/2020 gab es in Wien etwa 450 Bälle – von ganz groß bis ganz klein – mit etwas mehr als einer halben Million Besuchern
130 Vereine sind österreichweit im Bund Österreichischer Faschingsgilden organisiert
30 Prozent gaben bei einer Umfrage von Statista 2018 an, den Fasching zu feiern. In Deutschland waren es 21 Prozent
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