Der Fall Schopf: Erste Ischgl-Klage landet vor Gericht

Der Fall Schopf: Erste Ischgl-Klage landet vor Gericht
72-jähriger Journalist starb an Corona. Seine Witwe klagt an.

Hannes Schopf war ein begeisterter Skifahrer. Und so sprang er ein, als ein Bekannter bei einer Männer-Skipartie ausfiel. Am 7. März des Vorjahres reiste er nach Ischgl. Am Karfreitag starb er mit 72 Jahren an Corona.

Hannes Schopf war in der heimischen Medienszene ein bekannter Name. Einst war er Chefredakteur der Furche, dann Sprecher des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ) und Vizepräsident des Presseclubs Concordia. Mit seiner Frau lebte er im nö. Weinviertel.

Großes Interesse

Der Fall Schopf – er wird der erste sein, der vor Gericht landet. Am 9. April um 10 Uhr wird sich das Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien bei einer ersten mündlichen Verhandlung damit beschäftigen. Weil mit einem enormen Medieninteresse gerechnet wird, findet die Verhandlung im Festsaal des Obersten Gerichtshofes statt.

Witwe Sieglinde Schopf hatte sich an den Verbraucherschutzverein (VSV) gewandt – gemeinsam brachte man eine Amtshaftungsklage gegen die Republik Österreich ein. „Es wurden Fehler gemacht, die müssen zugegeben werden und die Verantwortlichen mögen dazu stehen“, sagt Sieglinde Schopf.

Der Fall Schopf: Erste Ischgl-Klage landet vor Gericht

Hannes Schopf starb nach Ischgl-Urlaub an Corona

Sie ist sicher: Ihr Mann könnte noch leben. „Es war der zentrale Fehler, dass die Touristen nicht frühzeitig gewarnt wurden.“ Denn: Als ihr Mann nach Ischgl reiste, waren bereits die ersten Warnungen aus Island bekannt – mehrere Ischgl-Rückkehrer hatten sich mit dem Corona-Virus infiziert. „Aber im Gegenteil: Es wurde abgewiegelt“, sagt Schopf.

Ihr Mann war keiner, der sich ins Apres Ski stürzte. Wo er sich angesteckt hat, ist nicht ganz klar. Fest steht nur, dass die Männergruppe am 13. März dazu aufgefordert, rasch abzureisen – ein überfüllter Shuttlebus brachte Gäste zum Bahnhof Landeck.

Sieglinde Schopf fordert Schadenersatz – insgesamt rund 100.000 Euro. Darin enthalten sind Trauer- und Schockschaden, Begräbniskosten und das vererbte Schmerzengeld.

Sie ist nicht die einzige. Insgesamt fünf Personen, die Angehörige durch eine Corona-Ansteckung in Ischgl verloren haben, haben sich beim VSV gemeldet und wollen klagen. Insgesamt sind es sogar 1.200 Geschädigte die den VSV bevollmächtigt haben, rechtliche Schritte einzuleiten.

Weitere Klagen

Der VSV bringt außerdem derzeit „regelmäßig neue Amtshaftungsklagen gegen die Republik Österreich ein“, sagt Obmann Peter Kolba. Bis zur Verhandlung sollen 100 Amtshaftungsklagen anhängig sein.

Hauptvorwurf: Die Behörden hätten zu spät und nicht ausreichend reagiert. Die Staatsanwaltschaft Innsbruck leitete wegen des Verdachts der Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten ein Ermittlungsverfahren ein.

Ein bereits präsentierter Expertenbericht unter dem Vorsitz von Ex-OGH-Vizepräsident Ronald Rohrer sah kein Versagen, aber Fehleinschätzungen. Druck aus der Tourismuswirtschaft auf Entscheidungsträger wurde nicht festgestellt.

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