Der Fall der alten Bäume: Platanen mussten Neubau weichen

Die gefällten Plantanen in Graz
Verpflanzung - wie vor wenigen Jahren in Wien - war in Graz nicht möglich, die Baumriesen wurden umgeschnitten.

Als in Wien vor gut zwei Jahren eine Platane einem U-Bahn-Bau weichen sollte, ketteten sich Bezirkspolitiker kurzfristig an den Baum und eine private Initiative entstand: Es galt, den 80 Jahre alten Baumriesen nahe des Rathauses zu retten.

Es klappte. Ein Baumchirurg bot seine Hilfe unentgeltlich an. Die Wurzeln wurden sorgsam ausgegraben, die Wiener Linien zahlten den Transport der 22 Meter hohen und 2,3 Meter dicken Platane an den neuen Standort am Schmerlingplatz.

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Nun hat auch Graz zwei alte Platanen mitten in dicht verbautem Gebiet, wo ein weiterer Bau geplant ist. Oder vielmehr hatte: Die beiden Bäume, die mit geschätzten 130 bis 150 Jahren sogar deutlich älter waren als das Wiener Exemplar, wurden vergangenes Wochenende gefällt.

Die Zettel, die Anrainerinnen und Anrainer an deren Stämme mit bis zu fünf Metern Umfang hefteten, fielen mit ihnen: "Ich will noch nicht sterben! Bitte lasst mich leben!" stand da. Die Bäume mussten dem "Center of Physics" weichen, das die Bundesimmobiliengesellschaft für Karl-Franzens-Universität und Technische Universität dort ab September errichtet. Dafür wird auch die sogenannte Vorklinik abgetragen, ein Uni-Gebäude, das in die Jahrzehnte gekommen ist.

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Die beiden Platanen standen an dessen Flanke. Eine Verpflanzung wie in Wien sei nicht infrage gekommen, heißt es, die Wurzeln seien mit dem Mauerwerk verwachsen gewesen. Nun gehen die Wogen hoch in Graz, einer Stadt, in der Grüne mitregieren. Karl Dreisiebner, Klubobmann der Grünen im Gemeinderat, gesteht via Facebook ein: Diese Fällungen seien "besonders schmerzhaft", aber "leider notwendig und seit Langem baubehördlich genehmigt" gewesen.

Die Platanen stünden nämlich den "erschütterungsfreien Laborräumen" entgegen, die die Uni im Untergeschoß des Neubaus errichten will. Zudem sei einer der Bäume von Schädlingen befallen und hätte "in wenigen Jahren aus Sicherheitsgründen entfernt werden müssen", zitierte Dreisiebner aus einem Gutachten und merkt an, dass die Maßnahmen rund um den Bau nicht im Einflussbereich der Stadt lägen.

Ein Insektenhotel

Als Ausgleich werden 50 neue Bäume um das "Center of Physics" gepflanzt. Somit sollen letztlich wesentlich mehr Bäume in dem Areal Schatten spenden. Resteverwertung ist auch bei den alten Platanen vorgesehen: Aus einem Stück Stamm soll ein Insektenhotel werden.

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