Der Ärger der Messemanager: "Uns fehlt die Lobby"

Der Ärger der Messemanager: "Uns fehlt die Lobby"
Veranstalter fordern Richtlinien, um Herbstschauen planen zu können. Ministerium betont, daran zu arbeiten.

 In den meisten Bereichen der Freizeitwirtschaft, des Tourismus und des Handels wurden die Corona-Einschränkungen bereits massiv gelockert. Bei den Messeveranstaltern im Land liegen jedoch die Nerven blank: Sie fordern jene gesetzlichen Rahmenbedingungen ein, die für die Organisation von Messen oder Gewerbeschauen im Herbst nötig sind. Doch die Betroffenen beklagen, bisher ungehört geblieben zu sein.

„Das wird schön langsam existenzbedrohend. Uns so zu ignorieren, ist skandalös“, beklagt Werner Roher, Messedirektor in der Stadtgemeinde Wieselburg in Niederösterreich. Oliver-John Perry, Sprecher der Reed Exhibition Österreich, die die Messe Wien betreibt und genauso in Salzburg große Wirtschaftsschauen veranstaltet, mache es „fassungslos, einfach nicht am Radar der Regierung zu sein“.

Tausende Jobs betroffen

Dabei seien die rund 150 Messen, die es in Österreich gibt, nicht nur selbst wertvolle Arbeitgeber. Denn auch 25.000 Aussteller und 200 direkte Dienstleister vom Caterer bis zum Ausstatter hingen mit Tausenden Jobs in der Luft.

Auf das Problem machte die Dachorganisation „Messen Austria“ Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in einem Brief vom 2. Juni aufmerksam. „Der Messebranche fehlt die Lobby, wie sie die Kunst, Kultur oder der Sport hat. Als Messeveranstalter stehen wir nicht im Rampenlicht, sondern unsere Kunden, Aussteller und Besucher“, beklagt Sabine Tichy-Treimel, Chefin der Messe Dornbirn, für ihre Branche. In dem Schreiben forderte sie unter anderem klare Vorgaben bis heute, 12. Juni. Sonst müssten die ersten Messen, die für Anfang September geplant seien, abgesagt werden.

Fahrplan folgt

Diesen terminlichen Wunsch wird Minister Rudolf Anschober nicht erfüllen können. „Im Rahmen der schrittweisen Lockerungen, die durch die gute epidemiologische Lage in Österreich nun möglich sind, wird aktuell erarbeitet, unter welchen Voraussetzungen und ab wann Messen wieder veranstaltet werden können“, hieß es aus dem Gesundheitsministeriums auf Anfrage des KURIER. „Ein konkreter Fahrplan, um die Planungssicherheit für Messeveranstalter sicherzustellen, wird in den kommenden Tagen finalisiert.“

Jeder Tag mehr, der für die Planung zur Verfügung stehe, sei wertvoll, um Herbsttermine noch ordentlich organisieren zu können, mahnt jedoch eindringlich Werner Roher. Nicht nur die Veranstalter, sondern auch die Aussteller müssten wissen, ob und wie sie ihre Auftritte planen können, betont auch Messe Wien-Sprecher Perry.

Tulln ist motiviert

Unbeeindruckt von fehlenden Vorschriften und voll motiviert zeigt sich dagegen Messechef Wolfgang Strasser in der Stadt Tulln: „Wir stehen mit den Behörden in Kontakt. Zum Neustart planen wir fix mit der Gartenbaumesse von 3. bis 7. September die erste große Messe Österreichs. Das Thema passt, es wird prächtig.“

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