Sie sind zu ungebetenen Gästen geworden. Im vergangenen Sommer hat sich die Ablehnung von Bus- und Tagestouristen von frustrierten Altstadtbewohnern bis in höchste Politikkreise der Stadt Salzburg hinaufgezogen. Nun, im Herbst, ist es erstmals nicht nur bei unfreundlichen Worten geblieben.
Wie die Salzburger Polizei Anfang der vergangenen Woche publik machte, wurde eine Fremdenführerin und ihre koreanische Gruppe von einem Unbekannten attackiert.
Die Fremdenführerin wurde dabei umgestoßen und brach sich den Arm. „Wir werden oft angepöbelt, die Gäste beschimpft“, berichtete die Frau in den Salzburger Nachrichten.
Sind die Salzburger aggressiver geworden, ist von der Gastfreundschaft nichts mehr übrig? Diese Frage müsse man differenziert beantworten, meint Brigitte Sebald, Obfrau des Vereins der Salzburger Fremdenführer. „Der normale Einwohner ist natürlich genervt, aber wenn man mit Gruppen versucht, ein bisschen Rücksicht zu nehmen, gibt es keine Probleme“, sagt sie zum KURIER.
Der aktuelle Vorfall sei tragisch, in seiner Tragweite aber ein Einzelfall. Sebald ortet allerdings eine Problemgruppe. „Es gibt wirklich aggressive Radfahrer in jedem Alter“, erzählt die Fremdenführerin und berichtet von einem Mann mittleren Alters im Anzug, der vor dem Festspielhaus trotz genügend Ausweichmöglichkeiten ohne zu bremsen durch eine Touristengruppe gefahren sei. „Ich fahre selbst viel mit dem Rad, viele sind nicht so. Aber bei manchen habe ich das Gefühl, sie wollen absichtlich provozieren“, sagt Sebald.
Unmut auch in Wien
Doch auch Touristengruppen tragen zur aufgeladenen Stimmung bei. Vor allem jene aus Asien. „In den vergangenen fünf Jahren hat es eine explosionsartige Zunahme der Zahl an asiatischen Touristen gegeben“, sagt Sebald. Viele sind ohne offizielle Fremdenführer unterwegs. „Deren Benehmen lässt zu wünschen übrig“, so Sebald.
Dass die Bustouristen auch medial zunehmend ins Schussfeld geraten, findet sie unfair. „Ich wehre mich gegen die Verteufelung der Busse. Was würden wir denn machen, wenn die auch alle mit dem Auto kommen“, fragt die Fremdenführerin.
Nicht nur in Salzburg hat sich die Stimmung aufgeschaukelt. Auch in Wien nehmen die Unmutsäußerungen von Einheimischen gegenüber Touristengruppen zu, berichtet Christa Bauer, Obfrau des Vereins der Wiener Fremdenführer. „Es hat leider zugenommen, dass die Leute ungehalten reagieren.“
Bauer hat aber Verständnis für die Einheimischen. „Ich verstehe es zum Teil, wenn die Straßen relativ voll sind“, sagt sie.
Auch in Wien seien große Gruppen ohne offizielle Fremdenführer ein Problem. „Ich finde es aber unfair, wenn man das an den Asiaten festmacht“, meint Bauer.
Auch in der Wachau ist ein Rückgang der Gastfreundschaft zu spüren, sagt Monika Hauleitner, Fremdenführerin in der Region. „Unmutsäußerungen erleben wir immer wieder.“ Diese Entwicklung habe sich in der jüngeren Vergangenheit verstärkt. Gerade in Dürnstein gäbe es phasenweise viele Touristen – und wachsenden Unmut.
Dieser zieht sich auch in der Wachau in höchste Kreise. Im März, weit außerhalb der Hochsaison, habe Hauleitner von einem erzürnten ehemaligen Bürgermeister vor einer Gruppe Touristen zu hören bekommen: „Jetzt geht der Wirbel schon wieder los.“
In Salzburg bemüht sich die Stadtpolitik nach der Attacke inzwischen um Mäßigung. „Wir sind eine Touristenstadt. Da braucht es jetzt ein Abrüsten der Worte. Da nehme ich mich selbst nicht aus“, sagte SPÖ-Vizebürgermeister Bernhard Auinger nach dem Vorfall.
Hallstatt: Test des Salzburger Bussystems verzögert sich
Mit pöbelnden Einheimischen hat die Weltkulturerbe-Stadt Hallstatt kein Problem.
„Bei uns ist noch nie etwas vorgefallen“, berichtet Fremdenführer-Sprecherin Cristiana Campanile. Der einzige neuralgische Punkt sei die Seestraße, wo Einheimische auf die Touristenmassen teilweise genervt reagieren. Die Massen sind in Hallstatt überwiegend Tagesgäste und kommen hauptsächlich mit dem Bus. Das ist es, was der Stadt mehr zu schaffen macht.
Dieser Tage sollte deshalb die Testphase des von Salzburg kopierten Slot-Systems für Reisebusse starten. Die Ausarbeitung des Systems dauerte aber länger als gedacht, so ist der Start nun für kommendes Frühjahr geplant. Nach der Testphase soll der Vollbetrieb mit Mai starten.
Dann müssen auch in Hallstatt Busse vorab einen fixen Zeit-Slot buchen, um in der Stadt halten zu dürfen. Die Hallstätter Pläne sind strenger als das System in Salzburg. In Hallstatt wird die Mindestaufenthaltsdauer auf zweieinhalb Stunden verlängert und die Zahl der Slots ist begrenzt. „Wer keinen mehr bekommt, kann gar nicht kommen“, erklärt Bürgermeister Alexander Scheutz. Zum Problem kann das auf der Landesstraße werden, die in die Stadt führt, wenn Busse dort Touristen aussteigen lassen. Deshalb hat das Land auf Wunsch der Stadt die Strafe für illegales Parken von Bussen auf 200 Euro erhöht.
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