Das ist das Waffenarsenal der rechtsextremen Biker
In der Vorwoche konnten Sicherheitsbehörden bei 13 Hausdurchsuchungen in Ober- und Niederösterreich hunderte Schusswaffen im Wert von rund 1,5 Millionen Euro sicherstellen. Bereits seit 2021 laufen die Ermittlungen gegen die „Rechts-Rocker“ - festgestellt wurden die Waffen bei einem Ableger des internationalen Motorradclubs „Bandidos“, wurde informiert.
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35 Langwaffen, ca. 25 Maschinenpistolen, ca. 100 Pistolen, über tausend Waffenteile, zirka 400 Signalwaffen und mehr als 10.000 Schuss Munition sowie Granatwerfer und Rauch- und Nebelwurfkörper wurden dabei sichergestellt. Wie kommt man zu so einem Arsenal? Zu großen Teilen, in dem man die Waffen selbst zusammenbaut, wie sich bei näherer Betrachtung zeigt.
Die beschlagnahmten Waffen im Überblick
In Österreich ist es legal die Griffstücke von der Waffenmarke Glock zu kaufen. Die sind hier links und rechts im Bild zu sehen. Stückpreis derzeit ca 250 Euro. Zur Orientierung: Eine ganze Glock 17 Gen 4 kostet ca. 700 Euro.
Verschlüsse und Läufe
Im Vordergrund: Verschlüsse und Läufe für Glock-Pistolen. Besonders kurios: Ein deutsches Sturmgewehr STG44 aus dem Zweiten Weltkrieg, offenbar mit einem Maschinenpistolenmagazin einer Steyr MPi 69 auf 9mm umgebaut. Womöglich handelt es sich hier um eine Reproduktion eines STG44 im Kaliber 9mm PAK (Platzpatronen), das hier auf "scharf" umgebaut wurde.
Dahinter Deutsche Repetiergewehre K98 aus dem Zweiten Weltkrieg, Mauser-98-Gewehre, dazwischen ein russischer Halbautomat des Typs SVT-40.
Im Hintergrund eine russische PPSH41-Maschinenpistole (Zweiter Weltkrieg) und weitere Maschinenpistolen.
Signalpistolen, die umgebaut werden können
Insgesamt wurden etwa 400 Signalpistolen sichergestellt. Diese kann man in Österreich ab 18 kaufen, eine Waffenbesitzkarte ist dafür nicht notwendig.
Mit dabei sind mindestens drei doppelläufige Luftwaffe-Signalpistolen, die zwischen 1936 und 1945 hergestellt wurden. In Sammlerkreisen erzielen diese üblicherweise Preise ab 1.000 Euro (je nach Zustand).
Prinzipiell sind mit Signalpistolen abgeschossene Signalpatronen gefährlich und können schwere Brandverletzungen verursachen. In kriminellen Kreisen werden Signalpistolen mit Einlagen für Kaliber-12-Patronen gerne zu Schrotpistolen umgebaut. Das wäre in Österreich eine verbotene Waffe (Schrotflinte mit unter 90cm Gesamtlänge)
Rund 10.000 Schuss
Munitionskiste: Insgesamt entdeckten die Ermittler rund 10.000 Schussmunition. Auf dem Foto ist auch Faustfeuerwaffenmunition zu sehen. Um diese in Österreich legal zu kaufen, ist eine Waffenbesitzkarte bzw. ein Waffenpass nötig.
Serbische und tschechische Produktion
Oben in der Mitte ist ein Maschinengewehr Zastava M84 aus Serbien zu sehen. Der Lauf ist nicht korrekt eingerastet. Die unteren Waffen sind tschechische Vz.61 Maschinenpistolen. Diese wurden in großer Menge hergestellt und waren im Ostblock eingesetzt. Vz.61s werden von Kriminellen häufig in den ehemaligen jugoslawischen Staaten illegal eingekauft.
Historische und aktuelle Waffen
Hinten im Bild ist ein deutsches Maschinengewehr MG42 aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen. Links davon 40mm-Granaten für Granatwerfer - allerdings nicht-explosive Übungsgranaten, so wie sie Soldaten für Zielübungen verwenden.
Rechts davon 2 Steyr AUG mit langem Läufen (HBAR oder LMG), die Unterstützungswaffenversion des STG77.
Rechts davon ein AUG mit Schalldämpfer, vermutlich die 9mm-Variante.
Russische Maschinenpistolen
Russische Maschinenpistolen des Typs PPS-43. Soweit am Foto ersichtlich, haben einige davon keine Läufe und keinen Verschluss. Diese waren vor dem neuen EU-Waffengesetz problemlos als "Teilesatz" erhältlich. Kriminelle haben Teilesätze häufig gekauft, um diese mit Läufen und Verschlüssen aus Schwarzmarkt-Quellen oder selbst nachgebaut, wieder schussfähig zu machen. Aufgrund dessen und verschieden starken Auslegungen des EU-Waffengesetzes, werden heute deutlich weniger Teilesätze angeboten.
Weitere Teilesätze
Tschechische Maschinenpistolen (Vz.61): Auch hier ist erkennbar, dass bei vielen Lauf und Verschluss fehlt, es sich also um Teilesätze handelt. Es sind aber auch komplette Waffen dabei.
STG 77 - Dekowaffen umgebaut?
Hier sind Steyr-AUG-Sturmgewehre zusehen. Beim Bundesheer werden sie unter der Bezeichnung STG77 genutzt. Auffällig: Links oben ist ein Dekolauf (angeschnitten, nicht funktional) zu sehen - ein weiteres Indiz dafür, dass die Kriminellen Teilesätze und Dekowaffen (nicht schussfähig) wieder "scharf" gemacht haben, bzw. das vorhatten. Ein weiteres Indiz dafür sind die Verschlussträger ohne Verschlusskopf unter den Läufen, sowie die Schlageinrichtungen.
Links daneben sind Glock 26-Griffstücke zu sehen.
AK-Sturmgewehre
Sturmgewehre des Typs AKM und ganz vorne eine AKS74U. Vom Foto nicht ersichtlich ob sie "scharf" sind oder Deko. Zumindest zwei der AKMS-Gewehre (Klappschaft-Variante) haben einen auffälligen Ausschnitt im Gehäuse, zwischen Handschutz und Magazinschacht. Das könnte auf Teilesatz, Deko-Waffe oder einen versuchten Umbau hindeuten.
Laut Experten sind AK-Sturmgewehre in den Ex-Jugoslawien-Staaten relativ einfach zu bekommen. Besonders häufig sind rumänische und bulgarische Varianten, die zu Ostblock-Zeiten gefertigt wurden.
Das Waffenrecht regelt den Erwerb, den Besitz und die Verwendung von Waffen. Um eine Waffenbesitzkarte (erlaubt den Besitz von Pistolen und halbautomatischen Waffen) zu erhalten, muss man in der Regel mindestens 21 Jahre alt sein und eine persönliche Zuverlässigkeit sowie die notwendige Sachkunde nachweisen. Die Zuverlässigkeit wird unter anderem anhand von Strafregisterauszügen geprüft.
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Die Sachkunde wird durch den erfolgreichen Abschluss eines Waffenführerscheinkurses nachgewiesen. Es gibt verschiedene Kategorien von Waffen, deren Erwerb und Besitz unterschiedliche Anforderungen und Auflagen mit sich bringen. Beispielsweise werden Schusswaffen der Kategorie B, zu denen halbautomatische Kurz- und Langwaffen gehören, strenger reguliert und erfordern eine besondere Begründung für den Erwerb.
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