Nach Ischgl-Fiasko folgen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

CORONAVIRUS - TIROL BEENDET WINTERSAISON FRÜHZEITIG
Das Bundesland Tirol ist seit vier Wochen im Krisenmodus. Corona-Ausbreitung im Tourismus schlägt hohe Wellen

Mit dem Zillertal ist am Wochenende – nach Ischgl im Paznauntal und Sölden im Ötztal – eine weitere hochtouristische Region in Tirol als möglicher Brennpunkt der Ausbreitung des Coronavirus identifiziert worden. In allen drei Regionen gelten Après-Ski-Bars als Quell des Übels. Die  ausgelassenen Partys in den Lokalen dürften Hunderte Urlauber mit einer Infektion bezahlt haben.

Die Debatte darüber, wann die Tiroler Wintersaison beendet werden hätte müssen, bekommt fast täglich neue Nahrung. Am Montag teilte das Land mit, dass es eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft Innsbruck übermittelt hat.

Die Gemeinde Ischgl sei am Sonntag von einem deutschen Medium informiert worden, dass einem Betrieb im Ort bereits Ende Februar ein positiver Fall unter seinen Mitarbeitern bekannt gewesen sein soll.

Damit stehe der Verdacht im Raum, heißt es in einer Aussendung des Landes, dass eine meldepflichtige Erkrankung nicht an die Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet worden ist. „Ich kann versichern, dass wir so etwas nicht tolerieren“, erklärte Tirols Landeshauptmann Günther Platter in einer Video-Pressekonferenz.

Die Sachverhaltsdarstellung des Landes dürfte nur der erste Schritt für eine langwierige rechtliche Aufarbeitung sein, die Behörden und Touristikern ins Haus stehen könnte. Denn: Wer eine Handlung begeht (auch fahrlässig), die geeignet ist, die Gefahr der Verbreitung übertragbarer Krankheiten unter Menschen herbeizuführen, dem droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.

Das Land Tirol informierte von Anfang an offensiv über Verdachtsfälle, Infizierte und deren Hintergründe. Ironie der Geschichte: Das Agieren der Behörden lässt sich dadurch besonders gut nachvollziehen. Auf der positiven Seite im Krisenmanagement steht, dass bei festgestellten Covid-19-Infizierungen umfangreiche Recherchen  durchgeführt wurden.  

Bei den gesetzten Maßnahmen war das als erstes Bundesland betroffene Tirol teilweise tatsächlich voraus. So wurde etwa der Hochschulbetrieb eingestellt, nachdem sich mehrere Studenten der Universität Innsbruck angesteckt hatten.

Im Zentrum der Kritik steht freilich das Agieren rund um den Tourismus: Erste Hinweise, dass sich dort ein Herd auftut, gab es zumindest am 5. März, als Ischgl-Heimkehrer in Island positiv getestet wurden. Erhebungen der Tiroler Behörden führten zu jenem Barkeeper des „Kitzloch“ in Ischgl, der am 7. März positiv getestet wurde. In weiterer Folge stiegen die Fallzahlen mit Ischgl-Bezug massiv.

Im  benachbarten Südtirol erklärte der Tourismus bereits am 9. März die Saison für beendet. Noch am selben Tag verordnete aber auch Italiens Regierung die Schließung aller Liftanlagen. Diesen Schritt  überließ man in Österreich den Bundesländern. Tirol verkündete das vorzeitige Saison-Aus am Freitag, den 13. März, andere Länder folgten.  

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