Diese Woche sollten Beschränkungen Wirkung zeigen

Diese Woche sollten Beschränkungen Wirkung zeigen
Die Zuwachsrate an Neuinfektionen könnte bald merklich sinken. Für Datenexperten John Haas ist diese Woche entscheidend.

Bei mittlerweile 3.924 bestätigten Coronavirus-Infektionen in Österreich fällt es schwer, an gute Nachrichten zu glauben. Noch dazu stieg die Zahl der Infizierten am Montag  im Vergleich zum Sonntag um rund 21 Prozent. Ein satter Zuwachs.

Datenexperte John Haas, Lektor an der FH Wieselburg, hat trotzdem welche. "Seit dem 18. März sank die Zuwachsrate an Neuinfektionen fünf Tagen in Folge", sagt er. In Anbetracht der Lage durchaus ein positiver Trend. Allerdings sei es noch zu früh, einen nationalen Trend zu erkennen.

Haas verfolgt das Virus seit Februar ganz genau. Jeden Krankheitsfall listet er in seinem interaktiven Covid-19-Monitor auf, vergleicht Bundesländer und berechnet Infektionskurven.

Rückgang in wenigen Tagen

Noch würden sich die strikten Maßnahmen der Bundesregierung nämlich gar nicht in den Zahlen wiederspiegeln. Daten aus der chinesischen Stadt Wuhan würden zeigen, dass sich Ausgangsbeschränkungen und die massive Reduzierung der sozialen Kontakte erst nach neun Tagen niederschlagen. Somit wäre es am Dienstag oder Mittwoch soweit.

"Es war zuletzt die Vorsicht der Menschen schon vor dem Lockdown, die zu den Rückgängen beigetragen hat", erklärt Haas. Laut seinen Berechnungen verdoppelt sich die Zahl der bestätigten Krankheitsfälle aktuell nur noch alle vier Tage. "Das ist gut. Am 17. März waren wir bei etwa zwei Tagen."

Seine vorsichtige Prognose: "Wenn die Ausgangsbeschränkungen wirken, könnte es sein, dass es nur mehr zehn Prozent Neuerkrankungen pro Tag gibt." Allerdings, relativiert Haas, seien das bei rund 4.000 Infizierten immer noch 400 neue Fälle.

Berechnungen, wann Maßnahmen gelockert werden können

Auch Experten der Technischen Universität (TU) Wien hatten bereits vor dem Wochenende von einer Verlangsamung der Zuwachsraten berichtet. Derzeit werden die bisher umgesetzten Maßnahmen von der TU gemeinsam mit der Medizinischen Universität und der Gesundheit Österreich GmbH evaluiert und neue Berechnungen angestellt  - etwa, um abzuschätzen zu können, wie und wann es möglich sein wird, die strikten Maßnahmen der Regierung wieder zu lockern.

Indes hofft auch Datenexperte Haas auf eine Ausweitung der Coronatest-Kapazitäten. "Die Fallzahlen können ja nur das wiederspiegen, was die Tests erfassen", spielt er auf die Dunkelziffer von Infektionen an. Denn tatsächlich könnte eine große Zahl an Menschen mit dem Virus infiziert sein, ohne es zu wissen.

Testen, testen, testen

Dabei, meint Haas, könnte sich Österreich Island als Vorbild nehmen. Zusätzlich zu echten Verdachtsfällen führen die dortigen Behörden stichprobenartig Tests bei vermeintlich Gesunden durch. "Das ist sinnvoll, weil man die Dunkelziffer und die künftige Entwicklung so besser abschätzen kann."

Möglicherweise, meint der Experte, hat die Ausweitung der Tests in einigen Bundesländern auch zum aktuellen Anstieg an erkannten Infektionen geführt.

Wie hoch die Zahl an unerkannten Infektionen in Österreich tatsächlich ist, das beschäftigt derzeit einige Forscher. Haas geht von einem Faktor zwischen 5 und 40 aus. Das heißt, im besten Fall gibt es 20.000 Erkrankte, im schlechtesten Fall 160.000.

Eine weitere gute Nachricht gibt es laut Haas dennoch: Im Gegensatz zu den Coronavirus-Ausbrüchen in China oder Italien gebe es weniger schwere Fälle, also Menschen die auf der Intensivstation behandelt werden müssen.

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