Corona-Spontanhilfe: Wenn einem plötzlich das Geld ausgeht
Zum ersten Mal in ihrem Leben musste Sabine (40, Name von der Redaktion geändert, Anm.) aus Wien vergangenen Mittwoch um Unterstützung bitten – bei einer Hilfsorganisation. Sie hat sich nicht mehr anders zu helfen gewusst.
Sabine ist alleinerziehend, sie hat zwei Söhne und war geringfügig in einer Wiener Diskothek angestellt. Bis zur Corona-Krise. Dann musste der Club, in dem sie arbeitete, zusperren und Sabine wurde – mit Aussicht auf Wiedereinstellung – gekündigt. Wenig später ist ihr das Geld ausgegangen.
Sabine ist kein Einzelfall. Im März ist die Arbeitslosigkeit in Österreich auf 12,2 Prozent gestiegen, mehr als eine halbe Million Menschen hat derzeit keinen Job. Gemeinsam mit dem Roten Kreuz hat der KURIER deshalb eine Hilfsaktion gestartet (siehe Info-Kasten).
Gutscheine
Über die individuelle Spontanhilfe unterstützt das Rote Kreuz Menschen, die in Not geraten sind. Die Organisation verschenkt Gutscheine, die im Supermarkt eingelöst werden können, übernimmt die Miete oder die Stromrechnung und bietet finanzielle Beratung an.
Derzeit bekommt das Rote Kreuz etwa doppelt so viele Anfragen für die Spontanhilfe wie in Nicht-Krisenzeiten. „Wir spüren eindeutig, dass immer mehr Menschen unsere Hilfe benötigen. Auch immer mehr, mit denen wir noch nie in Kontakt waren“, sagt Imre Siska, Leiter der Spontanhilfe beim Roten Kreuz. Er erwartet, dass die Zahlen im April nochmals steigen. Denn zumindest manche haben im März noch (teilweise) ihren Lohn bekommen.
Irgendwie durchkommen
Menschen, die auch sonst wenig haben, trifft die Krise besonders hart. „Normalerweise versuchen diese Menschen in der zweiten Monatshälfte irgendwie durchzukommen“, erzählt Siska. Da versucht man einmal, bei Bekannten zu essen, das andere Mal zur Lebensmittelausgabe zu gehen. Doch Besuche sind derzeit nicht erlaubt und die Lebensmittelausgaben mussten sich auf die Krise einstellen. Nicht überall wird verteilt wie üblich und es gibt weniger, weil mehr Menschen kommen.
Bei Sabine hat das Rote Kreuz die Rechnung für die Fernwärme und Wien Energie gezahlt. Ihr Sohn, der eine Lehre macht, hat ihr bei der Miete ausgeholfen. Die 200 Euro Trinkgeld, die ihr sonst im Monat zur Verfügung stehen, fehlen ihr.
Im Internet hat sich Sabine erkundigt, welche Organisationen in solchen Situationen helfen. Am Mittwoch hat sie dem Roten Kreuz ein E-Mail geschrieben, am Donnerstag hatte sie Antwort. „Ich hab’ schon gezögert“, erzählt Sabine. Um Unterstützung zu bitten, das sei ihr nicht leicht gefallen. „Aber mir ist nichts anderes übrig geblieben.“
So spenden Sie
Wem das Geld hilft
Menschen in Not. Etwa weil sie in der Krise Miete oder Strom nicht mehr bezahlen können oder kein Geld für Lebensmittel haben
Was gespendet wird
Das Rote Kreuz übergibt Gutscheine für Supermärkte, übernimmt die Miete oder Rechnungen für Strom oder Fernwärme
Spendenkonto
IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144 Verwendungszweck „Spontanhilfe“
Erreichbarkeit und Infos
spontanhilfe@roteskreuz.at
oder 01/58900-323
kurier.at/corona-spontanhilfe
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