Corona-Schutzimpfung: Wann bin ich dran?
„Viele Jüngere warten schon sehnsüchtig auf einen Impftermin“, gestand Bundeskanzler Sebastian Kurz jüngst ein. Doch eigentlich müsste der ÖVP-Chef noch etwas anfügen: Viele Ältere warten ebenfalls.
Wie lange Jüngere, wie lange Ältere noch Geduld beweisen müssen, hängt allerdings auch von ihrem Wohnort ab - die Impftempi in den neun Bundesländern sind wegen verschiedener Strategien höchst unterschiedlich. So kann es passieren, dass in Niederösterreich bereits 23-Jährige einen Impftermin für Anfang Juni haben: Das Bundesland hat die Freigabe unabhängig vom Alter oder der Gesundheitspriorisierung bereits vor einigen Wochen verfügt.
In anderen Bundesländern wie etwa der Steiermark oder Kärnten, aber auch in Wien wurde bisher strikt nach dem Prinzip vorgegangen: Terminvergabe nur dann, wenn es fixe Zusagen für Impfstofflieferungen gibt. Außerdem wurde auch nach Gesundheitsaspekten eingeteilt. Somit hat eine 44-jährige, gesunde Steirerin derzeit noch keine Information, wann sie geimpft wird.
Der KURIER hat aus diesem Grund bei den neun Impfkoordinatoren nachgefragt und gebeten, anhand konkreter Fallbeispiele zu benennen, wann der- oder diejenige mit ihrem Erststich rechnen kann. Die Antworten fielen höchst unterschiedlich aus, von äußerst vage bis sehr konkret.
Österreichweit erhielten laut Impf-Dashboard des Gesundheitsministeriums rund 3,2 Millionen Menschen zumindest die erste Corona-Schutzimpfung (Stand Freitagmittag). Das sind knapp 43 Prozent der impfbaren Österreicher ab 16 Jahren. Wien lag demnach bei den Erststichen bei einer Rate von 32,4 Prozent, während das Burgenland bereits mehr als 40 Prozent erreicht hat. Noch drastischer fällt der Unterschied bei den Vollimmunisierten aus: Gerade einmal 10 Prozent waren es am Freitag in der Steiermark, aber fast 18 Prozent in Tirol.
Um die Zulassung eines Impfstoffes für Kinder ab zwölf Jahren wird derzeit in der EU noch gerungen. Erwartet wird aber, dass es noch im Sommer mit den Impfungen für die Altersgruppe ab zwölf losgeht. Das wären in Österreich insgesamt 400.000 Kinder und Jugendliche. In Niederösterreich, aber auch in der Steiermark können Kinder und Jugendliche bereits für Corona-Schutzimpfungen vorgemerkt werden.
Pro Wochentag erreicht die Stich-Rate mittlerweile an die 100.000 oder mehr. Kanzler Kurz und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) kündigten am Donnerstag die Terminfreigabe für alle Interessierten an, unabhängig vom Alter. In den kommenden Tagen soll eine Verordnung erlassen werden, wonach auch die Hausärzte abseits jeglicher Risikopriorisierung alle ab 16 Jahren gegen Covid-19 impfen dürfen. Die Freigabe soll wohl auch das Versprechen der Bundesregierung einlösen helfen, wonach jeder Impfwillige bis spätestens Ende Juni auch an die Reihe kommt.
Wien winkt ab
Doch kann das klappen?
Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) schüttelte am Freitag schon einmal vorsorglich den Kopf. Schlicht aus dem Grund, der bisher schon zu Unsicherheiten in der Planung führte der Nachschub an Serum: Um die Impfung für alle freizugeben, fehle der Impfstoff, monierte der Stadtrat auf Ö1. Mehr noch: Hacker geht davon aus, dass „im Juli weniger Impfstoff kommen wird als im Juni, im August etwa gleich viel wie im Juli.“ Er könne also „keine Euphorie“ erkennen. Er halte wenig davon, Dinge zu versprechen, „die man dann einfach nicht halten kann“, kommentierte Hacker und setzte gewohnt plakativ nach: Er habe das Gefühl, Kanzler Kurz würde „Rosinen picken, und wir Länder sollen uns dann um den Kuchen kümmern“.
Ähnlich skeptisch dürften das die Mediziner sehen: Artur Wechselberger, Präsident der Tiroler Ärztekammer, kritisierte nämlich am Freitag, dass nicht einmal für kommende Woche ausreichend Impfstoff für die Erststiche in den Tiroler Ordinationen vorhanden sei und das, obwohl die niedergelassenen Mediziner längst Termine mit ihren Patienten vereinbart hätten. „Die Ärzteschaft ist schwer verärgert. Gerade in der Woche nach Pfingsten sollte in vielen Praxen vermehrt geimpft werden“, kritisierte Wechselberger am Freitag. Viele Kollegen dächten bereits daran, aus dem Impfprozess auszusteigen.
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