Corona-Krise: Das Arbeitstreffen im Schlafzimmer

Ausnahmsweise leger im Pyjama bei der Arbeit
Job trotz Isolation: Im Pyjama zur Pressekonferenz? Ja, das geht, weil’s keiner sieht.

„Ist es eh okay, wenn ich die Kamera nicht aufdrehe?“, fragt Kollege X in die Videokonferenz-Runde. „Ich sitz’ da im Minion-Pyjama. Und das will keiner von euch sehen.“

Lachen ist auch in der Corona-Krise erlaubt.

Ausgehbeschränkungen und Kontaktverbote außerhalb der eigenen Familie treffen alle Österreicher gerade hart. Zwei Berufsgruppen, die üblicherweise viel unterwegs sind, aber besonders: Politiker und Journalisten. Diese Gruppen trafen einander vor Corona bei Pressekonferenzen oder Hintergrundgesprächen, jetzt skypen und chatten sie im Video-Raum.

Die Tücken der Technik

Nicht ohne Tücken, wie die Erfahrung lehrt: Niemals vergessen, zu prüfen, ob nach dem offiziellen Termin die Sichtverbindung getrennt wurde -  bevor man vom Schreibtisch aufsteht, um den Bademantel auszuziehen, weil man nach dem Arbeitstermin im Homeoffice privat unter die Dusche hüpft.

Merke: Besser Notebook zuklappen. Immer.

Masken auf

Politiker müssen aber zuweilen auch persönlich aufeinandertreffen. Gesetzgebung sieht (noch) keine Videoabstimmungen vor. Kommenden Dienstag kommt der steirische Landtag zu einer Sondersitzung zusammen: Es werden Schutzmasken bereit liegen, Präsidentin Manuela Khom (ÖVP) empfiehlt den Abgeordneten sie während der Sitzung zu tragen. Die Mandatare werden so weit wie möglich auseinandergesetzt; Plexiglas zur Abtrennung wie im Nationalrat ist vorerst nicht geplant. Möglich, dass auch nur die Hälfte der Abgeordneten erscheinen muss.

In Salzburg war das bereits der Fall. Dort tagte der Landtag am Mittwoch mit 18 statt wie gewöhnlich mit 36 Abgeordneten. Die Parteien hatten sich im Vorfeld auf eine den Kräfteverhältnissen entsprechende Aufteilung geeinigt. „Unsere Landtagssitzung findet termingemäß und wie geplant statt, und ist doch so ganz anders, als wir es gewohnt sind. Es fühlt sich auch etwas anders an“, sagte Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf (ÖVP) eingangs der Sitzung. Eine Schutzmaske hatte aber kein einziger Abgeordneter auf.

Ungeklärte Stilfragen

Trotz der halben Besetzung fassten die Abgeordneten weitreichende Beschlüsse. So gaben sie unter anderem eine Neuverschuldung von 250 Millionen Euro für das laufende Budget frei. Dabei sein war für Journalisten und Bevölkerung – wie auch in Nicht-Corona-Zeiten – via Laptop und Livestream möglich.

Vorreiter bei der neuen, virtuellen Zweisamkeit von Politikern und Journalisten war, wie bei so vielem in der Corona-Krise, Tirol. Bereits am 16. März, dem ersten Tag der Ausgangsbeschränkungen, gab das Land eine Video-Pressekonferenz. Das Land Salzburg war hier vier Tage später dran.

So unterschiedlich wie die Herangehensweisen sind auch die verwendeten Plattformen. Eine ganze Palette unterschiedlicher Anbieter kommt in den Bundesländern zum Einsatz. Ungeklärt sind abseits vom delikaten Pyjama-Thema auch zahlreiche andere Stilfragen. Darf Kaffee getrunken werden? Nur getrunken oder auch geschlürft? Wer darf in der Fragerunde wen unterbrechen? Und darf man die Kamera abschalten?

Die kommenden Wochen werden noch spannend.

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