Corona erschwert die Integrationsarbeit: Österreicher machen sich Sorgen

Corona erschwert die Integrationsarbeit: Österreicher machen sich Sorgen
Eine knappe Mehrheit bewertet das Zusammenleben mit Zuwanderern als schlecht. Integrationsministerin Raab will nach Pandemie Formate der persönlichen Begegnung stärken

Die Themen Integration, Zuwanderung und Flucht bleiben aktuell. Selbst während der Pandemie, in der die Angst vor Ansteckung, steigenden Infektionszahlen und den wirtschaftlichen Folgen dominiert, machen sich die Österreicher weiter Sorgen, dass die Integrationsbemühungen scheitern könnten. 

Das geht aus dem aktuellen Integrationsbarometer hervor, das  von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und Meinungsforscher Peter Hajek präsentiert wurde. Derzeit wird die Gemütslage der Österreicher zwar besonders von der Pandemie bestimmt, dennoch gaben 55 Prozent  an, sich um die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern „sehr oft bzw. öfter“ Sorgen zu machen, 53 Prozent nannten den politischen Islam als Grund. 

Die größten Sorgen

Damit rangierten  die beiden Themen laut der Umfrage, bei der 1.000 österreichische Staatsbürger ab 16 Jahren befragt worden sind, immer noch auf Platz sechs und acht der Sorgenliste. An erster Stelle stehen  derzeit die wirtschaftliche Lage, ein erneuter Anstieg von Covid-19-Fällen, aber auch Klimaerwärmung und Umweltfragen  sind unter den Top-Sorgen zu finden.  

Corona erschwert die Integrationsarbeit: Österreicher machen sich Sorgen

Meinungsforscher Peter Hajek

Die Einstellung der österreichischen Staatsbürger zum Zusammenleben mit Zuwanderern schwankt seit Jahren relativ  wenig. 51 Prozent bezeichnen dieses aktuell als schlecht, 42 Prozent als gut. 73 Prozent  gaben an, sie würden in Österreich Parallelgesellschaften wahrnehmen.

Corona erschwert die Integrationsarbeit: Österreicher machen sich Sorgen

Die Bewertung des Zusammenlebens

Die Gründe für diese Einschätzung sind vielseitig. Das jüngste Barometer macht auch klar, dass die Pandemie die Lage noch verschlechtert hat. 58 Prozent geben als größtes Problem kulturelle und sprachliche Unterschiede an. Schon am nächsten Platz nennen 53 Prozent die Einstellung gegenüber Frauen – was zunehmend als Problem wahrgenommen wird.

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Die Gründe für Probleme

An dritter Stelle wird fehlende Integrationsbereitschaft genannt. Diese Probleme werden vor allem von Menschen  angegeben, die Migration generell skeptisch gegenüber stehen, sagt Hajek.

Menschen, die Migration positiv  bewerten, geben als Probleme eher Vorurteile und Rassismus (34 Prozent) und lange Asylverfahren (30 Prozent) an. Nur zwei Prozent der Befragten sehen gar keine Probleme. 

INTEGRATIONSBAROMETER 2021: RAAB / HAJEK

Susanne Raab (ÖVP)

Was weiters auffällig ist: Die systemrelevanten Berufe in Pflege oder Handel werden vielfach von Migranten besetzt, dennoch geben 36 Prozent an, dass Menschen mit Migrationshintergrund keinen wesentlichen Teil zur Bekämpfung der Pandemie geleistet haben. Nur 45 Prozent behaupten das Gegenteil. „Das war schon überraschend“, sagt Hajek.  

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Die Leistung während der Pandemie

Die Österreicher sehen Integration grundsätzlich nicht nur als Bringschuld, auch das zeigt die Umfrage: 55 Prozent müsse dazu von Migranten geleistet werden, 45 Prozent von Einheimischen, geben die Befragten an. Genau an diesem Punkt birgt die Pandemie aber Gefahren. Sie hat die Integrationsarbeit insgesamt erschwert.

Zu wenig Kontakte

Denn jene, die Kontakt mit Migranten haben, bewerten das Zusammenleben „exorbitant“ positiver, sagt Hajek: „Habe ich zu den Menschen ein Gesicht, habe ich Austausch und Kontakt, dann habe ich eine signifikant bessere Einstellung“. Dafür müsse die Politik die Bedingungen schaffen. Genau das kündigte Ministerin Susanne Raab (ÖVP) für die Zeit nach der Pandemie auch an.

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Die Erfahrungen mit Migranten

Derzeit seien persönliche Kontakte stark eingeschränkt, diese seien aber die Basis für die Integration, betont  Raab. Man habe versucht, auf   Online-Deutschkurse umzustellen, das sei aber kein Ersatz.

Daher wolle man nach der Pandemie den Schwerpunkt auf die  persönlichen Kontakte setzen, etwa die Freiwilligenarbeit und das Ehrenamt stärken. Auch sollen verpflichtende Deutsch- und Wertekurse ausgebaut werden. Frauen und Mädchen sollen  insbesondere am Arbeitsplatz gestärkt werden – damit sollen „patriarchale Rollenbilder durchbrochen“ werden.    

Hajek befragte für das „Integrationsbarometer“ zum elften Mal 1.000 österreichische Staatsbürger ab dem 16. Lebensjahr. Die maximale Schwankungsbreite liegt bei plus/minus 3,1 Prozent. Die Befragungen wurden vom 8. bis zum 23. Februar per Telefon und online durchgeführt. Erhoben wird das Integrationsbarometer seit November 2015.

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