Früher war mehr Lametta: Wissenwertes rund um den Christbaum

Ein Mann vor einem Lastenfahrrad im Schnee hält einen Tannenbaum
Der Christbaum gehört in Österreich seit knapp über 200 Jahren zum Weihnachtsfest dazu: Wie alles begann.

Noch dreimal schlafen, dann hat er seinen großen Auftritt im Kerzenschein: der Christbaum. In rund drei Viertel aller österreichischen Haushalte ist er alljährlicher Stammgast. Zu verdanken haben das österreichische Weihnachtsfreunde und Christbaumbauern ihren deutschen Nachbarn.

➤ Mehr lesen: Mistelzweig: Warum die parasitäre Pflanze zum Küssen verleitet

Denn es war die aus einer jüdischen Berliner Familie stammende Fanny von Arnstein, in deren illustrem Wiener Salon 1814 der erste historisch belegte, geschmückte Christbaum stand. Zwei Jahre später zogen die Habsburger nach – genauer gesagt die eingeheiratete deutsche Protestantin Henriette von Nassau Weilburg, die ihrerseits eine Tanne im Festsaal ihres Palais aufstellen ließ.

Von Wien aus trat der weihnachtliche Nadelbaum seinen Siegeszug durch ganz Österreich an und ist heute fixer Bestandteil des Festes. Immerhin sorgen allein die niederösterreichischen Christbaumbauern für eine Wertschöpfung von rund 22 Millionen Euro.

Glitzern wie Lametta

Übrigens: Auch das titelgebende Zitat über das immer weniger werdende Lametta, das das österreichische Gemüt so treffend einzufangen scheint, stammt aus norddeutscher Feder: der des Humoristen Loriot.

Lametta wiederum wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts ebenfalls in deutschen Landen erfunden und soll an glitzernde Eiszapfen erinnern. Und es stimmt – früher war es mehr. Der Grund: In der traditionellen Stanniol-Variante enthält es Blei und ist nicht biologisch abbaubar. Daher ist es, parallel zum wachsenden Umweltbewusstsein in der Bevölkerung, etwas aus der Mode gekommen. 

Für alle, die auf eine angemessene Portion Glitzer nicht verzichten wollen, gibt es glücklicherweise umweltfreundlichere Varianten ohne Blei. Und vor der Baumentsorgung nicht vergessen: „Ohne Lametta wäre netter!“

Plastik und Rekorde

Mittlerweile hinterlässt aber auch Österreich seine Spuren in der internationalen Christbaumszene. So steht heuer bereits zum 26. Mal ein österreichischer Christbaum im EU-Parlament in Brüssel – der diesjährige stammt aus Hafnerbach im Dunkelsteinerwald.

Zuvor schmückte – oh Weihnachtsgraus – ein profaner Plastikbaum das Gebäude. Doch immerhin 45 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher können sich laut einer aktuellen Marketagent-Umfrage gut vorstellen, ihre Geschenke unter einen wiederverwendbaren Plastikbaum zu legen.

➤ Mehr lesen: Warum Barbarazweige bis Weihnachten blühen müssen

Der höchste Christbaum Österreichs, eine Fichte aus Altaussee, steht heuer übrigens am Grazer Hauptplatz, ist 29 Meter hoch und stolze 80 Jahre alt. Zum Vergleich: Ein „herkömmlicher“ Christbaum, wie er in den Wohnzimmern des Landes steht, ist – je nach Baumart – zwischen 7 und 12 Jahre alt.

Frische Fichten

Der beliebteste Weihnachtsbaum in unseren Breiten ist die Nordmanntanne. Sie hat einen Marktanteil von fast 80 Prozent. Durch ihre langen, weichen Nadeln und ihren gleichmäßigen Aufbau eignet sie sich besonders gut für reichlich Baumbehang. Weit abgeschlagen mit 10 bis 15 Prozent folgt die Blaufichte. Ihr dichtes Nadelkleid ist deutlich spitzer, dafür ist sie preiswerter und duftet intensiver als die Nordmanntanne. Auf den hinteren Plätzen folgen Fichte und Nobilistanne.

Wer sich herabfallende Christbaumnadeln möglichst lange ersparen will, sollte auf Tannen oder frisch geschlagene Fichten setzen – und auf regionale Anbieter, deren Bäume keine langen Transportwege hinter sich haben.

Kommentare