Bürgermeister dringend gesucht

Bürgermeister dringend gesucht
Vor der Salzburger Gemeinderatswahl im März mühten sich mancherorts selbst die Großparteien bei der Kandidatensuche.

Radstadt, Hauptort des Salzburger Ennstals, knapp 5000 Einwohner, sorgt für ein Novum. Bei dieser Stadtgröße wohl nicht nur in Salzburg. Weil der 64-jährige ÖVP-Bürgermeister Josef Tagwercher nicht mehr zur Wahl antritt und weder ÖVP und SPÖ einen Bürgermeisterkandidaten gefunden haben, geht FPÖ-Nationalratsabgeordneter Christian Pewny ohne Gegenkandidaten in die Bürgermeisterwahl am 10. März.

Radstadt ist ein Ausnahmefall und das sichtbarste Symptom einer Entwicklung: Es wird immer schwieriger, Kandidaten für das Bürgermeisteramt zu finden. Als „unglücklich“ bezeichnet ÖVP-Landesgeschäftsführer Wolfgang Mayer die Situation. Zum konkreten Fall sagt er: „Wenn es bei einem Kandidaten eine berufliche Komponente, bei einem anderen eine familiäre und bei einem dritten eine Studienkomponente gibt, die ein Antreten verhindert, dann ist das zu akzeptieren.“

 

Bürgermeister dringend gesucht

Ebenau

In allen 119 Gemeinden wird gewählt, so auch in Ebenau.

Bürgermeister dringend gesucht

Leogang

Auch die Pinzgauer Gemeinde bekommt einen neuen Gemeinderat.

Bürgermeister dringend gesucht

St. Gilgen

Am Wolfgangsee gibt es mehr als einen Bürgermeisterkandidaten.

Preuner hat acht Rivalen

Ein generelles Problem bei der Kandidatensuche sieht Mayer nicht. In 114 von 119 Gemeinden tritt seine Partei mit Bürgermeisterkandidaten an, eine – in Salzburg noch schwarze – Liste gibt es in jeder Gemeinde. „Wir haben insgesamt so viele Kandidaten wie noch nie. Das bestätigt ein hohes Engagement an Ehrenamtlichkeit und ist Anlass für Stolz, auch für die anderen Parteien“, meint der ÖVP-Politiker. Wahlen wie in der Stadt Salzburg, wo Bürgermeister Harald Preuner gleich acht Rivalen hat, sind die Ausnahme.

„Es ist schon eine Anstrengung, Kandidaten zu finden“, sagt Hannes Mathes, SPÖ-Landesgeschäftsführer. „Es ist ein ordentliches Stück Arbeit dahinter. Nicht, weil die Leute von der Parteipolitik frustriert sind, sondern weil es wegen dem Zeitmanagement ein wahnsinnig schwieriger Job ist.“

Absicherung gefordert

Dazu komme das Thema Absicherung. „Jeder, der das Amt annimmt und einen gut bezahlten Job aufgibt, geht ein Risiko ein. In der Privatwirtschaft gibt es keine Karenzierung. Da stellt sich die Frage, was ist nach der nächsten Wahl in fünf Jahren“, erklärt Mathes. Die SPÖ stellt 76 Bürgermeisterkandidaten.

Ex-Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer fordert in den Salzburger Nachrichten eine bessere Absicherung: „In Deutschland bekommt man nach zehn Jahren als Bürgermeister einen Job im Staatsdienst. Das brauchen wir noch nicht. Aber man sollte sich mit solchen Modellen beschäftigen, um die Bürgermeisterei so attraktiv zu machen, dass man die bestgeeigneten Leute bekommt.“

Etwa 30 Solokandidaten

Während Mathes für Reformen rund um das Amt offen ist, warnt ÖVP-Geschäftsführer Mayer geradezu davor. „Ich sehe keinen Bedarf. Das System funktioniert sehr gut. Dass die Bürgermeister direkt verantwortlich sind, macht das hohe Vertrauen, das sie genießen, aus. Das ist ein Erfolgsmodell.“ Er sagt aber auch: „Das Anforderungsprofil ist herausfordernder geworden. Dass man stärker in der Öffentlichkeit steht, hat als negativer Faktor an Bedeutung gewonnen.“

In Radstadt hat FPÖ-Kandidat Pewny übrigens auch ohne Gegenkandidat die Wahl noch nicht gewonnen. Es wird auch mit nur einem Kandidaten am Stimmzettel gewählt, wie in rund 30 anderen Salzburger Gemeinden. Die Wahl ist eine Ja/Nein-Abstimmung, bei der der Kandidat mindestens 50 Prozent Zustimmung braucht. Würde es ihm nicht gelingen, wäre das eine Premiere.

Kommentare