Bombenentschärfer in Österreich: Ein Job mit Sprengkraft
Rund 3.750-mal pro Jahr wird es in Österreich brenzlig. Nämlich, wenn Kriegsrelikte oder andere verdächtige Sprengkörper gefunden werden. Dann sind sie gefragt: Die Sprengstoff-kundigen Organe der Polizei (SKO).
Derzeit gibt es landesweit 77 Polizisten, die diesen Job machen, ab Mai kommen noch einmal 31 aus der Ausbildung dazu.
Coolness und Wissen
Einer dieser SKO ist Markus Kreilmeier. Ja, für diese Tätigkeit brauche es schon eine gewisse Coolness. Andererseits muss jeder Polizist mit solchen Situationen umgehen können. Deshalb wird auch jeder Beamte darauf geschult.
„Natürlich ist diese Tätigkeit nicht jedermanns Sache, aber durch die Ausbildung fühle ich mich im Umgang mit den Funden sicher. Das war auch ein Argument, das meine Frau beruhigt hat, als ich gesagt habe, ich möchte SKO werden“, sagt Kreilmeier, der bei der Landespolizeidirektion Oberösterreich im Dienst steht.
Gerade Oberösterreich, Niederösterreich und Wien sind immer noch Hotspots, was Bombenfunde angeht. Besonders viele Kriegsrelikte finden sich laut Innenministerium im Bereich des Frontverlaufes zwischen der deutschen Wehrmacht und den alliierten Mächten vom Ende des Zweiten Weltkrieges sowie in Bereichen von Industriezentren und Verkehrsknotenpunkten. In Oberösterreich ist das etwa der Bereich rund um die Voestalpine, auf deren Gelände sich von 1938 bis 1945 die Reichswerke Hermann Göring befanden.
Anrainer müssen zu Hause bleiben
Gerade in solchen Bereichen sind Bauarbeiten besonders gefährlich, vor allem weil laut Kreilmeier viele Kriegsrelikte immer noch intakte Zündvorrichtungen haben. Dann sei es vor allem wichtig, zu wissen, womit man es zu tun hat: „Bei einer Fliegerbombe von mehreren hundert Kilo können Splitter kilometerweit streuen. Kann das Relikt nicht abtransportiert werden, muss eine Sprengung vor Ort erfolgen und die Anrainer müssen in ihren Häusern bleiben. Das wird teilweise auch per Hubschrauber überwacht. Sicherheit geht vor.“
Übrigens: Nicht nur der Zweite Weltkrieg hat unterirdisch Spuren hinterlassen. Es werden auch noch regelmäßig Bomben aus dem Ersten Weltkrieg gefunden, die auch nach mehr als hundert Jahren noch intakte Zündvorrichtungen haben können.
Kracher-Schmuggel
Die anderen Einsätze der SKO betreffen hauptsächlich Sprengstoffanschläge, Sprengstoffunfälle sowie die Auffindung von Spreng- und Zündmitteln. Außerdem gibt es Präventiveinsätze im Rahmen von Staatsbesuchen und Großveranstaltungen sowie Hausdurchsuchungen. Gerade in Oberösterreich ist man aber auch im Grenzeinsatz, denn dort werden regelmäßig Schwerpunktkontrollen an den Grenzen zu Tschechien durchgeführt. Dabei werden teils sehr gefährliche Feuerwerkskörper sichergestellt.
„Viele unterschätzen die Gefahr dieser Sprengmittel. Vor allem vor Silvester wird bei den Kontrollen viel gefunden“, sagt Kreilmeier. Das Interesse des SKO für Bomben und dergleichen entwickelte sich übrigens schon in der Kindheit und war quasi unfreiwillig: „Ich habe mich für die Tätigkeit interessiert, weil mein Vater in unserer Landwirtschaft auf den Feldern oft Kriegsmaterial aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden hat“ erzählt Kreilmeier.
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