Bohrungen für Mini-U-Bahn: Hält der Seeton das Jahrhundert-Projekt?
Es rattert und dröhnt in der Brodgasse mitten in der Salzburger Altstadt, etwas abseits der möglichen Trasse für den S-Link (Details zum Projekt siehe Infokasten unten). Meter für Meter wird das Rohr, auch Schappe genannt, in den Untergrund getrieben. Auf 18 Meter haben sich die Maschinen schon vorgearbeitet. Die nächste Portion Salzburger Untergrund wird aus der Tiefe geholt: Wasser spritzt, dann kommt ein dunkles, matschiges Gemisch mit Sandteilen nach.
„Ton ist nicht dabei. Man könnte daraus niemals eine Vase formen“, erklärt Projektleiter Albert Greinmeister. Feinsand dominiert den als „Salzburger Seeton“ bekannten Boden. In tieferen Schichten wird es zu Schluff, einem besonders feinen Sand. Vor 10.000 Jahren soll ein See Salzburg einen labilen Untergrund beschert haben.
Probe mit Zähnen zerrieben
Sieben Meter hat das Team bei der Bohrung noch vor sich. Die Anrainer werden es danken, dass für die Bodenerkundungen nur bis zu drei Tage notwendig sind. „Es läuft nach Plan“, ist Mitarbeiter Benedikt Dinser zufrieden. Die Bodenproben kommen in Bohrkernkisten, werden dokumentiert und eingelagert. Bei der Bohrkernbeschau werden Geologen dann darüber entscheiden, ob der Boden für weitere Versuche unters Mikroskop kommt. Manche Experten sollen Proben sogar zwischen den Zähnen zerrieben haben. Laien wollen sich den Geschmack nicht näher vorstellen.
"Boden untersucht wie nie"
„Der Salzburger Boden ist jetzt so gut untersucht wie noch nie“, heißt es im S-Link-Team. Im ersten Abschnitt wurden bereits 43 Drucksondierungen und 23 Bohrungen durchgeführt. Alle paar Meter reicht der Hightech-Blick von der Oberfläche weit in die Erde. Bis auf 80 Meter liegen jetzt Daten über die Bodenbeschaffenheit vor. Auf einem Testfeld an der Lasserstraße wurden wichtige Parameter für eine Zementsuspension getestet. Überraschungen gab es nicht, wie das Team betont.
Boden werde halten
Die Experten wollen auch Sorgen zerstreuen, dass der spezielle Salzburger Untergrund die Umgebung in Schwingung versetzen wird. Der Boden – der eigentlich kein klassischer Seeton sei – werde halten, sagen die Geologen. Die Technik sei auch für spezielle Untergrundformen längst ausgereift.
Auch im Flussbett der Salzach wurden Bohrpfähle in den Boden gejagt. Zwischen Mirabell und Hallein rechnen die Projektplaner mit weiteren 250 Bohrungen und 400 Sondierungen.
Im Vorfeld müssen Leitungen freigelegt werden. Es gab Absprachen mit dem Tiefbauamt im Magistrat. Oder es müssen auch gefährliche Funde von Relikten aus dem Zweiten Weltkrieg ausgeschlossen werden.
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