Black-Hawk-Deal unter Beschuss: Sicherheitsrisiko?

Black-Hawk-Deal unter Beschuss: Sicherheitsrisiko?
Neue Mails und Dokumente zu den Hintergründen des 45-Millionen-Euro-Deals aufgetaucht. Doskozil-Ressort wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Es ist ein idyllisches Gruppenfoto. 15 relativ gut genährte Menschen stehen vor einem Black Hawk aus den 70er- oder 80er-Jahren in Alabama (USA). Auf den ersten Blick kaum zu glauben: Diese 14 Männer und eine Frau sind Auftragnehmer des österreichischen Verteidigungsministeriums in einem riesigen Rüstungsdeal. 45 Millionen Euro wurden bereits bei ihnen in Auftrag gegeben: für die Aufrüstung der aktuell neun Hubschrauber umfassenden Black-Hawk-Flotte des Bundesheeres. Doch der Rüstungsdeal ist heißer umkämpft als zunächst erwartet. Manches erinnert an den Eurofighter. Und auch der Wahlkampf könnte eine Rolle spielen.

Vereinfacht erklärt: Österreich besitzt veraltete Black-Hawk-Hubschrauber der Firma Sikorsky, nur noch vier sind einsatzbereit. Diese Helikopter sind 15 Jahre alt und benötigen einen kompletten Umbau – darunter auch sehr viel Bordelektronik. Doch statt in die teure Marken-Werkstätte zu gehen, werden die Bundsheer-Hubschrauber zum neuen Diskont-Mechaniker ums Eck gebracht, der verspricht, alles um rund 25 Prozent billiger zu machen. Hersteller Sikorsky und eine weitere "Vertragswerkstätte" (in diesem Fall der Schweizer Rüstungskonzern RUAG) rennen dagegen Sturm und sehen erhebliche Gefahren durch nicht vom Hersteller lizensierte Einbauten.

Billigster Anbieter

Die erst 2015 gegründete Firma Ace Aeronautics übernimmt dabei die Rolle der Diskont-Werkstätte. In Mails von Sikorsky ist deshalb von "gefährdeter Luftsicherheit" die Rede. Die von Ace angeboteten Umbauten wären derart gefährlich, dass sogar die Tankanzeigen fehlerhaft sein könnten. Sikorsky rechnet damit, dass es Probleme mit Garantien geben würde. Der von Ace angebotene Umbau sei eine "noch niemals im militärischen Einsatz stehende zivile Technologielösung". Fazit: Der Umbau wäre ein Sicherheitsrisiko.

Black-Hawk-Deal unter Beschuss: Sicherheitsrisiko?
ABD0032_20170530 - WIEN - ÖSTERREICH: Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) am Dienstag, 30. Mai 2017, vor Beginn einer Sitzung des Ministerrates im Bundeskanzleramt in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Das Verteidigungsministerium geht hingegen davon aus, dass die "volle Leistungsfähigkeit" hergestellt werden kann. Auch Ace hat im April in einer Presserklärung sein Upgrading heftig beworben – niedrige Betriebskosten und hohe Sicherheit werden dort versprochen. Firmenboss Darrell Kindley will nun aber nichts mehr zu dem Umbau sagen.

Feststellungsklage

Der Schweizer Rüstungskonzern RUAG (sozusagen die Vertragswerkstätte von Sikorsky) hat, wie berichtet, jedenfalls Einspruch gegen die Vergabe erhoben und eine Feststellungsklage eingebracht. Sie wollen das Geschäft auf diese Weise an Land ziehen.

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kurier
Warum im Hintergrund so heftig gestritten wird, zeigt auch die (geheime) Ausschreibung, die der KURIER einsehen konnte. In dieser wird eine bislang noch unbekannte "zusätzliche Option" gefordert – nämlich eine Erweiterung der heimischen Black-Hawk-Flotte um bis zu vier Helikopter. Dabei geht es um ein Folgegeschäft von bis zu 120 Millionen Euro, also weit mehr als bisher gedacht.

Alte Hubschrauber

Die Firma aus Alabama besitzt tatsächlich bereits vier Black Hawks – allerdings offensichtlich nur das erste Modell A, zugeschnitten auf den Vietnamkrieg, gebaut in den 70er- und 80er-Jahren. Diese auf den österreichischen Standard aufzurüsten wäre zumindest schwierig, wie eine dem KURIER zugespielte Grafik (siehe unten) zeigt. Fast alle Teile müssten komplett ausgewechselt werden.

Das Verteidigungsministerium geht davon aus, dass die von Ace gelieferten Helikopter "eine Nutzungszeit für das Bundesheer von 40 Jahren" haben werden. Bei dem Modell A ähnlichen Modell V sei ein Umbau gelungen.

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Aufregung um Black Hawks

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