Föhnsturm bis zu 200 km/h: Mann in Tirol von Baum erschlagen

Föhnsturm bis zu 200 km/h: Mann in Tirol von Baum erschlagen
Warme Luftmassen aus dem Süden strömen über Österreich. Heute wird es somit zunehmend stürmisch. Straßen wurden gesperrt, auch beim Zugverkehr kommt es zu Problemen.

Stürmischer Südföhn hat am Freitag (Stand bis 13 Uhr) am Tiroler Patscherkofel für Windspitzen bis fast 200 km/h gesorgt. 197 km/h ist der vierthöchste Wert überhaupt hier seit Wind-Messbeginn 1977. Für das hintere Zillertal gab Geosphere Austria die höchste Warnstufe "Rot" aus, teils galt weiter "Orange". Bäume knickten um und Dächer waren abgedeckt. 171 km/h wurden in den Hohen Tauern bei der Rudolfshütte in Salzburg gemessen, 150 km/h beim Semmering in Niederösterreich.

Besonders stark waren die Böen am Freitag in Tirol. Dort forderte das Wetter sogar einen Toten: Ein 86-Jähriger wurde von einem umfallenden Baum erfasst und tödlich verletzt.

Der Unfall ereignete sich um 12 Uhr, wie die Polizei der Krone berichtete. Mit seinem Pkw soll der Mann talauswärts unterwegs gewesen sein. Weil der Wagen von einem Baum erfasst wurde, soll der Mann ausgestiegen sein. Ein zweiter umstürzender Baum soll dann den Mann getroffen haben.

Zu Einsätzen kam es aber in ganz Tirol, besonders zwischen Innsbruck und Jenbach und im Wipptal. Über 4.000 Haushalte waren kurzzeitig ohne Strom. Laut Angaben der Polizei ereigneten sich bis Freitagnachmittag außer dem tödlichen Unfall in Landeck keine weiteren schweren Unfälle. Bis zum Abend mussten die Feuerwehren jedoch zu 250 Einsätzen ausrücken

Auch im Osten war der Sturm spürbar, 150 km/h wurden am Freitagnachmittag beim Semmering in Niederösterreich gemessen, im Flachland waren es deutlich weniger. In Wien musste die Berufsfeuerwehr bis zum frühen Abend zu mehr als 50 Einsätzen ausrücken. Es handelte sich aber um vergleichsweise kleine Vorkommnisse wie abgebrochene Äste oder Bauteile, die sich von Gebäuden lösten "Es gibt einiges zu tun, aber keine Personenschäden", meinte ein Sprecher am Abend.

Straßensperren

Die Böen führten laut ÖAMTC auch zu Straßensperren vor allem in Salzburg, aber auch in Kärnten, Tirol und Oberösterreich. Gesperrt wurde unter anderem die Gerlos Straße (B165), Katschberg Straße (B99) und Großglockner Hochalpenstraße (B107), heißt es vom ÖAMTC. Auch das Stromversorgungsnetz war beeinträchtigt. Im Süden Salzburgs kam es am Nachmittag zu erheblichen Störungen. Bis zu 14.000 Haushalte waren ohne Strom, um 18 Uhr waren bis auf rund 500 Haushalte im Lungau (Turrach, Zederhaus, Hintermuhr), im Pinzgau (Uttendorf) und im Pongau (Gasteinertal) alle wieder mit Strom versorgt. 200 Gäste des Gasteiner Heilstollen saßen seit Freitagmittag im Stollen fest, weil die Straße zum Stollen wegen des Sturms gesperrt war. Nachdem diese gegen 17.30 Uhr wieder freigegeben werden konnte, wurden auch die Gäste sicher ins Tal gebracht.

Geosphere berichtete am Freitag, dass es auf vielen Bergen orkanartige Böen über 120 km/h, teils auch deutlich über 150 km/h gab. In den Tälern sind verbreitet 60 bis 80 km/h zu erwarten, stellenweise auch bei 100 km/h und darüber. Speziell in den klassischen Föhnschneisen waren über 100 km/h möglich, zum Beispiel vom Wipptal in Tirol bis zu den Tälern der östlichen Tauern, wie dem Gasteinertal in Salzburg. Über 100 km/h gab es in den Tallagen mit 124 km/h Schmirn in Tirol, einem Seitental von Wipptal, 118 km/h Kolm Saigurn am Fuße des Sonnblicks in Salzburg, 104 km/h Achenkirch (Tirol) wie auch im Salzburger Abtenau.

Verkehrsberuhigung in Tirol

Auch in Tirol hatte der Föhn eine Verkehrsbehinderungen zur Folge. Die Brennerbahnstrecke wurde am Vormittag wegen Bäumen, die auf die Oberleitung gestürzt waren, gesperrt. Für den Regionalverkehr bis zum Brenner wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Laut ÖBB-Streckeninfo waren im Fernverkehr zwischen Steinach am Brenner und Bozen bis voraussichtlich 18.00 Uhr keine Fahrten möglich. Wie es seitens der Leitstelle Tirol zur APA hieß, wurden bis zum frühen Nachmittag rund 100 wetterbedingte Einsätze verzeichnet, besonders zwischen Innsbruck und Jenbach sowie im Wipptal. Hauptgrund für die Einsätze waren umgestürzte Bäume, die auch kurzzeitige Straßensperren zur Folge hatten. So war etwa die Kasbachstraße zwischen Jenbach und Achensee gesperrt. Auch das Stromversorgungsnetz war beeinträchtigt. Laut Tinetz waren am frühen Nachmittag rund 2.700 Netzkunden ohne Strom.

Der kräftige Föhn hielt die Einsatzkräfte in Vorarlberg auf Trab. Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL) verzeichnete am Vormittag 75 Einsätze, die sich vor allem auf den Großraum Feldkirch konzentrierten. Die Einsatzkräfte entfernten umgeknickte Bäume von Straßen und Stromleitungen, Dächer wurden abgedeckt. In Rankweil (Bez. Feldkirch) musste laut Medien eine Waldkindergarten-Gruppe in Sicherheit gebracht werden, weil neben dem Kindergarten ein Baum umstürzte. Die Gruppe blieb unversehrt. Auch aus Salzburg und Kärnten wurden vereinzelt Feuerwehreinsätze gemeldet.

Behinderungen auch außerhalb Tirols

Zu Behinderungen kam es außerdem im Zugverkehr. In Vorarlberg wurde die Bahnstrecke Feldkirch - Buchs unterbrochen, als Bäume auf die Oberleitung stürzten. Unwetterbedingt war auch die Strecke Bregenz-Lauterach blockiert, ebenso in Tirol die Brennerstrecke bei Steinach. Die Arbeiten werden bis in den Nachmittag hinein dauern, so ein ÖBB-Sprecher zu Mittag. Für die betroffenen Strecken wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Bis zum Abflauen des Föhnwinds müssten Fahrgäste jederzeit mit weiteren Störungen rechnen.

Am Bahnhof in Wiener Neustadt wurden über Lautsprecher Sturmwarnungen an die Reisenden ausgegeben. Dabei ersuchte die ÖBB die Passagiere, nicht nötige Zugfahren zu verschieben.

Im Laufe des Freitags und am Samstag beendet eine Kaltfront die stürmische und außergewöhnlich warme Wetterphase schon wieder, eine nachhaltige Abkühlung ist aber weiterhin nicht in Sicht. Auf den Sturm folgt ein leicht wechselhaftes, erneut sehr mildes und insgesamt recht freundliches Wochenende. 

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"Von den meteorologischen Rahmenbedingungen ist das einer der stärkeren Föhnstürme der letzten Jahre. Eine Unsicherheit ist bei derartigen Wetterlagen, wie weit der Föhn in die Täler durchgreift", sagt Simon Hölzl von der Geosphere Austria in Innsbruck. "Nach aktuellem Stand der Prognose erreicht der Sturm am Freitag auf vielen Bergen über 120 km/h."

In den Tälern werden verbreitet 60 bis 80 km/h erwartet. "In klassischen Föhnschneisen sind 80 bis 110 km/h möglich, zum Beispiel im Gebiet vom Wipptal und dem Raum Innsbruck bis zu den Tälern der östlichen Tauern, wie dem Gasteinertal. Der Föhnsturm beginnt Freitagfrüh und wird Freitagabend von Westen her allmählich schwächer", so Hölzl.

„Am Freitag kündigt sich ein regelrechter Föhnsturm an, auf den Bergen sind im Westen teils Orkanböen mit Spitzen um 150 km/h zu erwarten“, erklärt Manfred Spatzierer, Chefmeteorologe der Unwetterzentrale. Auch entlang der östlichen Nordalpen frischt stürmischer Südwind auf, welcher mit kräftigen bis stürmischen Böen zudem auf das Flach- und Hügelland übergreifen kann.

Am Freitagnachmittag und in der Nacht auf Samstag bricht der Föhn von Westen her schließlich zusammen.

Das Wetter am Wochenende

Der Samstag bringt im Westen und Süden unbeständiges Wetter mit Sonne und einzelnen Schauern. Im Norden und Osten ist es generell freundlicher. Der Wind aus Süd bis West weht oft nur noch schwach bis mäßig, im Osten teilweise noch lebhaft. Die Tiefsttemperaturen betragen fünf bis 16 Grad, die Tageshöchsttemperaturen liegen zwischen zwölf und 24 Grad, wobei es vor allem im Osten und Südosten noch einmal sehr warm wird.

Restwolken eines Störungsausläufers bringen bis Sonntagvormittag am ehesten im Westen, Nordwesten und Norden ein paar letzte Regenschauer. Sonst stellt sich meist recht freundliches, zumindest zeitweise sonniges Wetter ein. Schaueranfällig bei wechselnder Bewölkung bleibt es tagsüber in Alpenhauptkammnähe und im Südwesten. Im Donauraum bläst anfangs mäßiger bis lebhafter Westwind, bald ist es aber generell nur noch schwach windig, bei Frühtemperaturen von sechs bis 15 und Tageshöchsttemperaturen von 13 bis 21 Grad.

Nächste Woche bleibt es warm

Zu Wochenbeginn scheint im Großteil des Landes häufig die Sonne, ein paar zähe Frühnebelfelder gibt es am ehesten im Kärntner Seengebiet, in einigen größeren Alpentälern und ganz im Osten.

Der Wind kommt schwach bis mäßig, vorzugsweise aus Nordost bis Südost, bei Frühtemperaturen von zwei bis neun und Tageshöchsttemperaturen von 15 bis 21 Grad.

Am Dienstag kündigt sich schon eine weitere Südföhnsituation an. Nördlich der Alpen und im Osten gibt es Sonnenfenster, über den Niederungen muss zunächst mit teils zähen Hochnebelfeldern gerechnet werden. Tief hängende Bewölkung staut sich am Alpenhauptkamm und südwestlich davon, dort kann es im Tagesverlauf immer wieder regnen.

Besonders in Föhnschneisen der Alpennordseite muss mit lebhaftem bis kräftigem Wind gerechnet werden. Teils lebhafter Südostwind wird auch in der Ostregion erwartet. Die Frühtemperaturen dürften fünf bis 14, die Tageshöchsttemperaturen 13 bis 22 Grad betragen.
 

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