Denn als der Schweizer den Stein seinerseits weiterverkaufen wollte, habe der Interessent den Diamanten neuerlich überprüfen lassen. Ergebnis laut Anklageschrift: Sowohl das Zertifikat als auch der Stein seien Fälschungen, der Wert des vorliegenden Diamanten belaufe sich auf „höchstens 25.000 Franken“.
Laut Anwalt Manuel Boka habe der Schweizer daraufhin den Wiener Juwelier in seinem Innenstadtgeschäft zur Rede gestellt.
Dieser habe sich „schockiert und hilfsbereit“ gezeigt, und einen neuen Handel vorgeschlagen, um den Verlust auszugleichen. Er sei selbst Opfer eines Verbrechens, habe der Wiener Juwelier glaubhaft gemacht.
Boka: „Für den Schweizer Diamantenhändler war es unvorstellbar, dass der Betreiber eines renommierten Juweliergeschäfts in der Wiener Innenstadt selbst in den Betrug verwickelt sein könnte.“
Wovon die Anklagebehörde und der Schweizer mittlerweile jedoch überzeugt sind. Aber zuvor kam es noch zu weiteren Geschäften. Am Flughafen Wien Schwechat sei es zur Übergabe von 320.000 Euro für einen ebenfalls gefälschten und mit falschen Zertifikaten versehenen Diamanten im angeblichen Wert von 750.000 Euro gekommen. Der tatsächliche Wert liege jedoch bei maximal 75.000 Euro, habe die Überprüfung ergeben.
Als der Schweizer danach das Geld zurückverlangt habe, sei er vertröstet worden. Nach einer Anzeige in der Schweiz hätte es schließlich einen letzten Versuch des Wiener Juweliers gegeben: Mit der Möglichkeit, einen blauen Diamanten günstig zu kaufen, mit dem der Schweizer am Weltmarkt angeblich einen Preis in der Höhe von 7,5 Millionen US-Dollar erzielen hätte können. Der Schweizer sei zum Schein auf das Angebot eingestiegen. Auch hier das gleiche Muster: Der tatsächliche Wert des Steines lag letztlich bei knapp 70.000 Dollar. Der Wiener wurde vorübergehend festgenommen, dann auf freiem Fuß angezeigt.
Laut Anklageschrift habe der Juwelier den Schweizer Käufer auch über die Herkunft der Steine bewusst getäuscht. Die Anklage lautet auf schweren Betrug und Veruntreuung. Denn der Juwelier soll auch die Rolex eines anderen Kunden im Wert von 13.500 Euro verkauft haben, ohne das Geld an den Besitzer der Uhr auszufolgen.
JOSEF KLEINRATH
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