Die Niederösterreicherin Monika L. (Name von der Redaktion geändert) glaubte in dem Mann, der sich im Netz Philippe Schober nannte, die Liebe ihres Lebens gefunden zu haben. Angefangen hatte alles am 18. Februar 2021. „Ich habe auf Messenger eine Nachricht von Philippe bekommen. Er sagte, dass er mit mir eine Brieffreundschaft beginnen will“, sagt Monika. Gewundert habe sie sich zwar schon, aber auch gefreut. „Ich wohne allein. Da ist man über jeden Kontakt froh“, schildert die 80-Jährige.
Aus den „Guten Morgen“-Nachrichten wurden immer längere Texte, sie schrieben jeden Tag. Dann folgte die erste Bitte um Geld. Er sei als General im Syrienkrieg im Einsatz und wollte weg von dort, zurück nach Österreich. Er hätte aber keinen Pass und bräuchte deshalb 5.000 Euro von ihr. „Ich bin im Krieg aufgewachsen und dachte mir, ich muss Menschen in Not einfach helfen“, erklärt die Niederösterreicherin ihre Beweggründe, dem Mann das Geld zu schicken.
Emotionale Erpressung
Monika und Philippe schrieben wochenlang, er versprach, zu ihr nach Österreich zu ziehen. Sie glaubte ihm. Seine vermeintlichen Versuche, nach Österreich zu kommen seien jedoch jedes Mal gescheitert.
„Einmal erzählte er mir, er sei schon am Flughafen in Istanbul gewesen. Dort habe ihn dann aber die Polizei festgenommen, weil er Opiate in seinem Gepäck hatte“, berichtet Monika. Im Gefängnis sei ihm dann die Todesstrafe angedroht worden. „Er sagte zu mir, wenn ich nicht die Anwaltskosten in der Höhe von 10.000 Euro zahlen würde, dann würden sie ihn umbringen.“
Keine Fotos
Experten raten dringend dazu, im Netz die eigene Identität zu schützen sowie dem Täter keine persönlichen Fotos oder Videoaufnahmen zu schicken.
Telefonieren
Bevor man sich auf ein Treffen einlässt, sollte man mit dem Gegenüber telefoniert haben.
Öffentlichkeit
Erste Treffen sollten immer an öffentlichen Orten stattfinden.
Anzeigen
Die Polizei empfiehlt allen Betroffenen, Anzeige zu erstatten.
Fälle: 22.400 Anzeigen
wegen Internetbetrugs wurden im Vorjahr in Österreich erstattet. Laut Bundeskriminalamt gab es insgesamt 774 Fälle von „Love Scam“, darunter sind auch etliche Sammelakte.
Ein anderes Mal verlangte er von ihr, für eine Heiratsurkunde 12.490 Euro zu bezahlen, die er unbedingt brauche. Die 80-Jährige nahm einen Kredit auf und verschuldete sich immer weiter. „Er hat mir immer versichert, ich bekäme das Geld bald wieder zurück. Und auch wenn ich manche seiner Lügen durchschaut hatte, wollte irgendwas in mir ihm weiter glauben“, sagt Monika.
Anzeige erstattet
Als sie einer Bekannten die Geschichte erzählte und Fotos von Philippe zeigte, wurde diese stutzig. Auch sie sei von diesem Mann angeschrieben worden, sie habe ihm aber nie Geld überwiesen. Im März 2021 erstattete Monika Anzeige bei der Polizei. Ausfindig machen konnte man den Täter nicht.
Das sei bei Lovescam-Betrügern grundsätzlich eine Herausforderung, erklärt ein Polizeisprecher. „Wir ermitteln in dem konkreten Fall nach wie vor gegen unbekannt. Für uns ist es schwierig, die Geldflüsse der Betrüger nachzuvollziehen.“ Damals habe die Betroffene einen Schaden im mittleren fünfstelligen Bereich angeben. Heute beläuft sich der Schaden laut Monika auf 100.000 Euro.
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